1. Startseite
  2. TV

Das "Tatort"-Jahr 2012 - ein Rückblick

KommentareDrucken

Die Schauspieler Simone Thomalla und Martin Wuttke posieren am Set für den neuen MDR-Tatort «Todesschütze» in Leipzig
Die Schauspieler Simone Thomalla und Martin Wuttke posieren am Set für den neuen MDR-Tatort «Todesschütze» in Leipzig © dpa

Berlin - Selten war im "Tatort" so viel los wie 2012. Bis zum Jahresende wird es insgesamt 88 Tote gegeben haben. Doch wie gut waren die 35 neuen "Tatort"-Folgen wirklich? Die TV-Nation ist sich darüber uneins.

War 2012 ein gutes „Tatort“-Jahr oder eine harte Probe? Kaum eine Woche ohne News rund um die beliebte ARD-Krimireihe. Manchen Zuschauer hat das viele „Tatort“-Theater irritiert.

„Das fängt an, auch mich zu nerven“, antwortete etwa (der ebenfalls manchen nervende) Thomas Gottschalk in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ einer Leserin, die von ihm wissen wollte, wie er sich die Liebe der Deutschen zum „Tatort“ erkläre. Und „Stromberg“-Darsteller Christoph Maria Herbst gestand der Illustrierten „Bunte“: „Ich habe da komplett den Überblick verloren.“

Sogar einige „Tatort“-Kommissare zeigten sich verwundert: „Der "Tatort" ist eine Blase geworden“, sagte Ulrich Tukur (der hessische Ermittler Felix Murot, der 2012 keinen Fall im TV hatte). „Es gibt ja fast keine deutsche Stadt mehr über 100.000 Einwohner, die nicht über einen "Tatort"-Kommissar verfügte.“

Der Berliner TV-Ermittler Dominic Raacke sagte dem „Focus“, die ARD müsse aufpassen, „die Marke "Tatort" nicht immer weiter aufzublasen, am Ende platzt sie noch.“ Und auch der neue Dortmunder TV-Polizist Jörg Hartmann kritisierte im Magazin „In“ die Ermittler-Inflation. „Ich finde es sehr schade, dass die meisten Kommissare keinen persönlichen Bezug mehr zum Ort der Ermittlungen haben.“

Bilanz der 35 "Tatorte" 2012: 88 Tote in 35 Filmen

Was einen guten „Tatort“ ausmacht, ist eh umstritten. Eine Leiche gibt es in jedem Fall. Wie die detailverliebte Fan-Seite „tatort-fundus.de“ bei der Analyse der 35 "Tatort"-Erstausstrahlungen  herausfand, kommt Deutschlands beliebteste Krimireihe 2012 sogar auf 88 Tote. Allein im „leichenreichsten“ „Tatort“ der Geschichte (dem österreichischen Fall „Kein Entkommen“ vom 5. Februar) „starben“ in der Handlung 15 Darsteller.

Die häufigsten Todesarten sind laut François Werner, Betreiber der Webseite: 1. erschossen (25), 2. erschlagen (18) und 3. erstochen (9). Zwei Tote seien Opfer von „Tatort“-Ermittlern geworden: So erschossen die Figuren Moritz Eisner (Harald Krassnitzer im Wiener „Tatort“) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl im Münchner „Tatort“) während der Handlung in den Februar-Folgen jeweils einen Menschen.

Doch was macht denn nun einen guten "Tatort" aus - ganz unabhängig von den Leichen? Recht machen kann man es offenbar sowieso nie allen: Denn die einen wollen es möglichst authentisch, die anderen so künstlich wie geht, einige mögen Krimis, wenn sie sozial engagiert sind, die anderen eher politisch unkorrekt, wieder andere wollen es lustig und die nächsten möglichst ernst oder experimentell. Tukur sagte: „Da muss man mal aus der Reihe fallen dürfen und bei aller Unterhaltung auch ein wenig anstrengen und den Zuschauer etwas höher springen lassen. Sonst wird am Ende alles seicht und beliebig.“

Der neue Saar-„Tatort“-Star Devid Striesow meinte: „Sich Sonntagabend um 20.15 Uhr überraschen zu lassen, das wäre meine Motivation den Fernseher anzuschalten!“ Er will vielfältige Krimis: „Ich finde es gut, aus jeder Richtung angeregt zu werden: Action, Comedy, Beziehungskisten.“

Die beliebtesten Tatort-Kommissare

Auf der Karte der Ermittler in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden sich ab 2013 sage und schreibe 21 „Tatort“-Teams. Rechnet man den für 2014 angekündigten Franken-„Tatort“ noch dazu, sind es bald 22. Einzige Bundesländer ohne Ermittler sind Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Dort ist aber der „Polizeiruf 110“ zu Hause.

Bei all den inzwischen angeheuerten Schauspiel-Stars und der begrenzten Zahl von Erstausstrahlungsplätzen am Sonntagabend (es gibt ja noch den „Polizeiruf 110“ sowie eine Sommerpause) kommen viele „Tatorte“ nur noch einmal im Jahr: Schweiger, Möhring, Tukur, aber eben auch Weimar, Erfurt, Saarbrücken und künftig auch Maria Furtwängler (Charlotte Lindholm/Hannover) machen noch höchstens einen Film pro Jahr.

In der Woche nach Weihnachten gibt es wieder besonders viele „Tatort“-Premieren: drei in sieben Tagen. Am 26. Dezember den Frankfurter Fall „Im Namen des Vaters“ (mit Joachim Król und Nina Kunzendorf als Steier und Mey), am 30. Dezember den Münchner Film „Der tiefe Schlaf“ (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl als Batic/Leitmayr) und am Neujahrstag den Kölner Krimi „Scheinwelten“ (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär als Ballauf/Schenk).

dpa

Auch interessant

Kommentare