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Wallraff: Vergammelte Speisen in Schul-Kantinen!

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Günter Wallraff
Günter Wallraff und sein Team recherchierte in deutschen Großküchen. © dpa

Köln/München - Günter Wallraff und sein Rechercheteam haben erneut Undercover ermittelt. Ihr Ziel waren diesmal Großküchen, die Schulkantinen beliefern. Die Ergebnisse sind ekelerregend.

Enthüllungsjournalist Günter Wallraff widmet sich in seinem neuesten Fall, der am Montag bei RTL ausgestrahlt wurde, dem Thema Speisen für Kitas, Schulen oder Pflegeheime. Und erneut kam bei den Zuschauern Ekel auf, ähnlich wie bei der skandalösen Aufdeckung bei Burger King. Wallraff und seine RTL-Reporterkolleginnen Stefanie Albrecht und Düzen Tekkal entdeckten bei ihren Undercover-Recherchen, dass teilweise abgelaufene Waren in den Großküchen weiterverarbeitet wurden.

Der Grund ist demnach der immense Preisdruck. Das zeigt die Studie von Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Arens-Azevêdo. "Der Preis ist ein Dilemma", sagt sie. "Die Caterer sind nicht in der Lage, das zu bezahlen. Unter drei Euro ist Qualität nicht zu haben". Beispielsweise werden in Deutschland für Mittagessen in Grundschulen zwischen 2,14 Euro und 3,38 Euro bezahlt

Bei der Wuppertaler Firma vitesca, die pro Tag bis zu 25.000 Mittagessen für Kindergärten und Schulen in Deutschland produziert und eine erstklassige Bewertung aufweist, wurde Undercover-Reporterin Stefanie Albrecht aufgefordert, schimmlige Gurken zu verarbeiten. Zudem wurden Waren nicht ordnungsgemäß gekühlt, sodass eine Keimbildung nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem waren mehrere Kisten von abgepackten Hackfleisch seit Monaten abgelaufen. "Wir sind auch nicht begeistert", sagte eine Mitarbeiterin des Unternehmens laut dem RTL-Bericht. "Aber dann heißt es bei uns: Entweder du kommst oder du kommst nicht."

Ein weiteres Ziel der Recherchen für das Team Wallraff war das Pflegeheim Amarita in Oldenburg, das zur schon öfter beäugten "Marseille Kliniken AG" gehört. Dort wurden zurückgegangene Speisen in der warmen Küche bereitgehalten - ein Nährboden für Keime. Ein Lebensmitteltechniker stellte bei Hygiene-Proben aus diesen Küchen unter anderem Darmkeime und Schimmelbefall fest.

Wallraff selbst fand heraus, dass es Lebensmittelgroßhändler gibt, die Catering-Anbietern nicht mehr frische oder kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehende Produkte zum Dumping-Preis offerierten.

Christian Schmidt, der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, will die RTL-Recherchen zum Anlass nehmen, die Fragen rund um einheitliche Qualitätsstandards noch einmal im Kreis der Länderkollegen zu besprechen.

fw

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