Köln/München - Die neue RTL-Reihe „Temptation Island“ ist gestartet (erste Sendung am 6.3., 20.15 Uhr). Das Prinzip: Paare urlauben unter der Sonne Asiens - dort soll ihre Treue getestet werden. Indem sie von Schönheiten umgarnt werden, die versuchen, die Vergebenen in die Kiste zu locken. Statt Zweisamkeit zu genießen, werden die Paare kurz nach der Ankunft getrennt und in zwei Luxusvillen untergebracht. Dort wohnen sie mit jeweils elf männlichen und weiblichen Singles zusammen, die die Beziehungen für zwei Wochen auf den Prüfstand stellen sollen.
Bei Instagram will sie es weiterhin wissen. Die 21-Jährige, die auf der Insel die Männer verführen soll, postete ein weiteres Foto ohne Top.
Kulturell hochwertige TV-Kost ist von dieser Reihe eher nicht zu erwarten, finden Kritiker, die schon vorab reingeschaut haben. Denn die erste Folge gab es bereits vor der linearen TV-Ausstrahlung am Mittwochabend für Premium-User beim Streaming-Dienst TV Now zu sehen.
Eine Autorin von watson.de berichtet von ihrem Schau-Erlebnis. „Das Ergebnis: Ich bin verstört.“ Grund sind unter anderem Sätze wie „Der Reiz ist, wenn er seine Freundin für mich verlässt“. Das klinge „zu perfekt, um nicht von den Machern gescripted zu sein“.
Aufgeführt wird etwa, dass Kondome bereit liegen, und eine der Verführerinnen sagt zu einem Mann: „Die könnt ihr gar nicht verbrauchen, außer ihr bumst jede von uns zweimal die Nacht.“
Besagte Giulie zeigt sich bereits in der ersten Folge oben ohne. Sie lässt bei einer nächtlichen Pool-Party in großer Runde spontan die Hüllen fallen und springt unter ungläubigen Blicken ins Nass.
Kandidat Salvatore (eigentlich vergeben) geifert später über die Szene: „Also das war so geil, ich konnt‘ nicht mehr. Dann kommt sie aus dem Pool raus, und eine Titte hängt da so raus. Zieht die wieder hoch. Das war filmreif.“
Bei Christina aus Dortmund und Salvatore aus Essen geht es zwar um große Gefühle, aber um ganz andere: Sie vertraue ihm „halb-halb“, sagt die Verkäuferin und das wohl aus gutem Grund. Immer wieder soll der Essener anderen Frauen hinterher steigen. „Die Eifersucht ist momentan so hoch. Das kann kein Mann ertragen“, sagt er über die Streitigkeiten der beiden. Fremdgehen fängt für ihn beim Geschlechtsverkehr an. Das sieht seine Freundin etwas anders - und will die Treue auf der Insel „ein bisschen testen“.
Die Sendung vermittle ein komisches Frauenbild, so die watson.de-Kritikerin. Und die 96 Minuten der Sendung würden, so heißt es weiter, „pure Fassungslosigkeit“ vermitteln.
Auch quotenmeter.de hat die Folge vorab gesehen und zeigt sich moderater. Statt Empörung herrscht dort Langeweile. Die meisten der Paare, die auseinander gebracht werden sollen, seien „farblos, nahezu langweilig. Und kaum gut genug für das Format“.
Richtig gut unterhalten fühle man sich auch nicht: „Äußerst behäbig und mit Fuß vom Gas startete der Pilot, erst mit der langen Laufzeit von zwei Stunden wurde es unterhaltsamer – allerdings ist für eine Sendung, in der es ums Fremdgehen geht, in zwei Stunden nichts passiert.“
Das Urteil für Giulie aus München: „Bei Giulies Auftreten wird sofort klar, dass sie viel Dschungelcamp-Potential für 2020 mitbringt.“
Auch von einer Paartherapeutin gibt es Kritik. Carina Holthoff aus Düsseldorf findet die RTL-Show zwar spannend, berichtet rp-online, meint aber: „Wenn eines dieser Paare mich vorher um Rat gefragt hätte, hätte ich gesagt: Fahrt erst gar nicht hin. Sagt das Ganze ab.“ Es könne viel schief gehen. „Ich sehe meinen Partner nicht, kann nicht mit ihm sprechen. Ich weiß nicht, was gerade in der anderen Villa passiert. Und dann kommt die Fantasie ins Spiel.“
In den zwei Wochen auf der Insel haben die jeweiligen Paare nach Angaben von RTL keinen direkten Kontakt. Doch am Ende jeder Folge wird ihnen am Lagerfeuer von Moderatorin Angela Finger-Erben in Video-Ausschnitten gezeigt, was ihre Partner eigentlich so treiben.
Dabei, so Paartherapeutin Holthoff, bleibe „viel Interpretationsspielraum. Und dann kommen die Gedanken, dann kommen die Zweifel.“
Ganz neu ist die Idee, die Zuschauer miterleben zu lassen, wie die Teilnehmer sich in konfliktträchtigen Situationen verhalten, allerdings nicht - im Gegenteil: Auf die „Insel der Versuchung“ entführte RTL bereits im Jahr 2001 mehrere Paare und Verführer - moderiert wurde das von Oliver Geissen. Damals setzte sich die Sendung nicht durch, es blieb bei einer Staffel.
Über diese Reihe wird wohl noch gesprochen werden. Und geschimpft.
Eine andere pikante Trash-Reihe, für die es jede Menge Gegenwind gab, wurde weit früher als geplant abgesetzt.
lsl.