Möhrke hat nach seinem von der ZDF-Redaktion Das kleine Fernsehspiel koproduzierten Regiedebüt „Millionen“ (2013) ausschließlich Serienfolgen („Eichwald MdB“, „Frau Temme sucht das Glück“, „Frau Jordan stellt gleich“), Kurzfilme und Werbespots gedreht. „Millionen“ war ein sehenswertes Drama über einen Mann, der plötzlich Lottomillionär wird. Hauptdarsteller Andreas Döhler spielt in „Abfall“ den als Rächer verdächtigten Sohn des ermordeten Konkurrenten.
„Herr und Frau Bulle: Abfall“, Samstag, 16.5.2020, ZDF, 20.15 Uhr, Mediathek
Ähnlich kleine, aber feine Rollen haben Fritzi Haberlandt als Kommissarin aus Brandenburg, die mit Yvonnes Tante noch eine alte Rechnung offen hat, sowie Samuel Finzi als BKA-Beamter. Beide Figuren sind zwar wichtig für die Geschichte, aber im Grunde überbesetzt. Die Mitwirkung der prominenten Gastdarsteller spricht allerdings sowohl für die Qualität des Drehbuchs wie auch für den guten Ruf Möhrkes. Abgesehen davon passt die Art, wie Finzi seinen Part als verschrobener Polizist interpretiert, perfekt zum speziellen Humor dieses Films: Möhrke hat die von Hildebrand gern beiläufig eingestreuten Gags mit selbstbewusstem Understatement inszeniert.
Der eigentliche Reiz der Reihe liegt trotzdem im Kontrast zwischen den beiden Hauptfiguren. Yvonne ist das, was man neudeutsch gern „tough“ nennt: cool, direkt, unnahbar und auch ein bisschen mysteriös, immerhin macht sie selbst gegenüber Heiko ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit. Der Gatte wiederum hat zwar einen mitunter bizarren Sinn für Humor und neigt ein wenig zur Prahlerei („Ich war mal beim FBI“), ist ansonsten aber ein durchaus sympathischer Typ, weshalb die beiden nicht bloß als Herr und Frau Bulle, sondern auch als guter Bulle/böser Bulle perfekt miteinander harmonieren.
Von Tilmann P. Gangloff
Kein Urlaub für ZDF-Kommissar Anders: Während der Überfahrt aufs schwedische Festland ereignet sich ein Mord.
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