Wie so oft in früheren Fällen grätscht ihr Chef dazwischen: Claus Reiter (Gerd Anthoff) war schon damals in die Sache verwickelt. Im Lauf der gemeinsamen Jahre hat der Vorgesetzte mitsamt seinen Spießgesellen aus der einflussreichen Vereinigung „Opus bavariae“ (um diesen Verein ging es auch in „Willkommen im Club“, 2006) immer wieder Schuld auf sich geladen, konnte seinen Kopf aber jedes Mal aus der Schlinge ziehen.
Als Sarah tot aus der Isar geborgen wird, sehen Prohacek und ihr Mitstreiter und Reiter-Intimfeind Langner (Rudolf Krause) endlich die Chance gekommen, den verhassten Vorgesetzten dank eindeutiger Indizien zur Strecke zu bringen; aber dann kommt alles ganz anders, und Eva muss dem alten Widersacher sogar das Leben retten. Die Rückblenden sind im Stil alter Technicolor-Filme gehalten, aber das ist neben einigen wenigen bemerkenswert gestalteten Einstellungen die einzige stilistische Besonderheit.
Regie führte Andreas Herzog, „Evas letzter Gang“ ist sein sechster Beitrag zu „Unter Verdacht“. Bislang waren seine Filme stets herausragend. Er hat neben „Blut der Erde“ unter anderem auch „Verlorene Sicherheit“ (2017) inszeniert. In dem packenden Zweiteiler wurde der Ziehsohn von Prohacek verdächtigt, an einem islamistischen Bombenanschlag aufs Oktoberfest beteiligt zu sein. An diese Qualität reicht der Abschluss der Reihe allerdings nicht heran; das Spannungsniveau ist diesmal ein ganz anderes, zumal das Drehbuch immer wieder die Pensionierung thematisiert und die Stimmung entsprechend melancholisch wird.
Mitunter schießt der Film auch etwas übers Ziel hinaus; einmal bricht Langner in einer Mischung aus Abschiedsschmerz und Frustration darüber, dass Reiter wieder mal davonzukommen scheint, gar in Tränen aus. Allzu unsubtil wirkt auch die Szene, in der er seine Tastatur zerdeppert, wobei die „Escape“-Taste abspringt; später schreibt er seine Kündigung (Escape heißt Flucht).
Holtz und Iwersen sind ein gestandenes Autorenduo. Die beiden haben sich ihre Meriten von „Donna Leon“ bis „Kluftinger“ bei einer Vielzahl von Krimireihen erworben; für „Unter Verdacht“ haben neben „Verlorene Sicherheit“ auch den bedrückenden Jugendamtkrimi „Mutterseelenallein“ geschrieben. „Evas letzter Gang“ leidet jedoch darunter, dass die Krimiebene im Grunde erst nach dreißig Minuten beginnt. Dann allerdings erreicht der Film das übliche Niveau der Reihe, zumal Senta Berger sehenswert wie stets ist. Die außerordentliche Qualität der Reihe resultierte ohnehin nicht zuletzt aus den vorzüglichen Leistungen des Trios Berger/Anthoff/Krause. Das deutsche Fernsehen verliert mit „Unter Verdacht“ eine seiner profiliertesten Krimimarken.
Von Tilmann P. Gangloff
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