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Samuel Koch: "Platzangst im eigenen Körper"

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Samuel Koch (3.v.l.), sein Vater Christoph und seine Schwester Schwester Rebecca sind am Sonntag bei Günther Jauch zu Gast.
Samuel Koch (3.v.l.), sein Vater Christoph und seine Schwester Schwester Rebecca sind am Sonntag bei Günther Jauch zu Gast. © dpa

Berlin - Bewegender Auftritt: Er kennt kleine Fortschritte, aber auch Schmerzen und Momente nahe an der Verzweiflung: Samuel Koch, nach seinem Sturz bei “Wetten, dass..?“ querschnittsgelähmt, war zu Gast bei Günther Jauch.

Nach dem Unfall bei “Wetten, dass..?“ konnte er seinen Körper zunächst noch spüren: Samuel Koch macht den Ärzten dennoch keine Vorwürfe. Das sagte der 24-Jährige, der querschnittsgelähmt ist und im Rollstuhl sitzt, bei der Vorstellung seiner Biografie am Montag in Berlin. “Das ändert auch nicht die Ist-Situation.“ Mit Blick auf den verheerenden Sturz sprach er von einer “Kette von unglücklichen Umständen“. Aber: “Ich finde es richtig, Risiken einzugehen.“

Am Sonntagabend erzählte Koch in Günther Jauchs ARD-Talkshow, dass er “Inseln im Körper“ zunehmend besser spüren kann. Das erzählte Koch . Im Alltag, beim Zähneputzen oder sich Kratzen, ist er auf Hilfe angewiesen. Manchmal ist er noch der Verzweiflung nahe und fühlt eine “innere Unruhe“, eine Platzangst im eigenen Körper, wie Koch sagte. “Meistens eher nachts, wenn ich nicht abgelenkt bin, tagsüber eher weniger.“

Schwerer Unfall verursacht Abbruch von "Wetten, dass..?"

Als Wett-Kandidat war Koch am 4. Dezember 2010 vor den Augen von Millionen von Fernsehzuschauern verunglückt. Er sprang mit Federn an den Füßen über fahrende Autos und stürzte. Moderator Thomas Gottschalk erklärte wenige Wochen danach seinen Rückzug aus der ZDF-Show.

Koch verbrachte ein Jahr in einer Schweizer Spezialklinik für Querschnittsgelähmte. Mittlerweile ist der Baden-Württemberger zum Studium nach Hannover gezogen. Am Montag stellt er in Berlin seine Biografie vor.

In Jauchs Talkshow saß der ehemalige Kunstturner mit grauem Hemd und schwarzer Krawatte im Rollstuhl neben seiner jüngeren Schwester Rebecca. “Er ist immer noch vom Charakter her der gleiche“, sagte diese. Manchmal vergesse sie, dass ihr großer Bruder querschnittsgelähmt sei.

Samuel Koch wirkte gezeichnet, zeigte aber auch leisen Witz. Einmal übte er sich in Galgenhumor: Der ehemalige MDR-Intendant Udo Reiter, der seit einem Autounfall vor Jahrzehnten im Rollstuhl sitzt, schilderte, wie er sich als junger Mann erschießen wollte. Koch sagte darauf, die Smith & Wesson-Variante falle bei ihm flach, weil er seine Hand nicht nutzen könne.

Im Krankenbett habe er manchmal gedacht: “Im Himmel stelle ich es mir wirklich schöner vor.“ Koch machte in der Sendung auch deutlich, dass er Lebensmut gefasst und den Glauben an Gott nicht verloren hat.

An einer Hand werde die “Tiefensensibilität“ stärker, ähnlich sei es mit dem rechten Fuß. Die rechte Gesäßbacke werde sensibler. Mit Hilfe des Bizeps schaffe er es, die Hand hochzuwerfen. Schmerzen habe er immer noch.

Vater Christoph betonte, dass Samuel so eigenständig wie möglich leben solle. Schließlich sei dieser 24, ein junger Mann. “Da gehört es sich, dass er irgendwann selbstständig ist, also ohne Familie auskommt.“

In Einspielungen war zu sehen, dass Koch täglich Krankengymnastik macht und kürzlich mit Freunden im Ägypten-Urlaub war. Der gelähmte Philippe Pozzo di Borgo, das Vorbild für den französischen Kinohit “Ziemlich beste Freunde“, sandte eine Videobotschaft (“Leb' heute!“) und lud ihn zu sich nach Marokko ein. “Jetzt bin ich erstmal überwältigt“, sagte Koch. Eine “nette Geste“ sei das.

dpa

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