Auch der Chirurg Arlan Schmidt demonstrierte damals mit. Heute ist er sich sicher: Ohnesorgs Leiche wurde manipuliert. Nur so lasse sich das große Loch im Schädel erklären. Daraus seien Teile herausgebrochen worden, um die Kugel zu entfernen. Am Tag danach durchsuchte die Polizei auch das Krankenhaus Moabit nach Knochenresten - ohne Erfolg.
Auch der Prozess strotze vor Versäumnissen. Beweismittel seien verschwunden, beteiligte Polizisten hätten sich plötzlich an nichts erinnern können, berichtet Otto Schily, der in seinem ersten politischen Prozess damals Ohnesorgs Vater vertrat.
Was aber viele heute als politisches Fanal für die Studentenbewegung sehen, bleibt für Lukas Ohnesorg eine Familientragödie. „Schade, dass ich ihn nie kennegelkernt habe“, sagt Benno Ohnesorgs Sohn. Seine damals schwangere Mutter Christa war ebenfalls auf der Demonstration - ging aber Hause, bevor die Kurras auf seinen Vater schoss.
dpa