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Aldi: Neue Aktion für Nachhaltigkeit hat einen Haken

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In der Nachhaltigkeit liegt die Zukunft. Das wissen auch die Discounter und verändern ihr Sortiment. Aldi gelang nun ein scheinbarer Glücksgriff - und erntet dennoch Kritik.

Mühlheim - Der Trend zum nachhaltigen Leben ist so groß wie nie. Das bewies zuletzt das Ökobarometer 2018, eine unabhängige Studie des infas, dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft. In Auftrag gegeben wurde die Umfrage vom Bundesministerium für Landwirtschaft. 

Sie zeigte, dass mit zunehmender Tendenz schon 2018 über ein Viertel der Deutschen regelmäßig zu Bioprodukten griffen. Also in einer Zeit, bevor Greta Thunberg* vom TIME-Magazin zur Person des Jahres gewählt wurde. Und jetzt, in der Greta-Ära, potenziert sich der Trend zur Nachhaltigkeit. Wer spürt an der Obsttheke nicht unterbewusst verächtliche Blicke, wenn man seine Einkäufe in einen Plastikbeutel steckt? „How dare you?“(zu deutsch: Was erlauben Sie sich!“), hört man Greta sagen. 

Aldi & Co. reagieren auf Ernährungstrends

Supermärkte und Discounter überdenken jetzt passend zum Konsumentenverhalten das Angebot in Sachen Verpackung, nutzen weniger Plastik (Merkur.de*) oder bieten wiederverwendbare Netze für Obst und Gemüse an. Gleichzeitig verändern sie das Warenangebot selbst. Immer mehr Produkte tragen das Bio-Siegel und sogenanntes Superfood wie Goji-Beeren, Lein- und Chiasamen war bis vor kurzem bei Penny, ALDI und Co. noch nicht zu finden. 

Aldi-Aktion kommt bei den Kunden besonders gut an - doch es gibt einen Haken

Unter dem Namen „die krummen Dinger“ führt Aldi* schon seit 2017 Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern im Sortiment. Ganz neu im Angebot sind jetzt auch Äpfel der aktuellen Saison, die unter extremen Winterbedingungen wie Hitze oder Hagel gelitten haben. Und die Kunden greifen gerne zu. Das ist erfreulich, denn wie der WWF berichtet, landeten 2015 alleine in Deutschland noch 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Tonne - was rund einem Drittel der Produktion entspricht. Mit seiner Aktion rettet Aldi die Äpfel vor dem Müll und unterstützt gleichzeitig die Landwirte.

Aldis Wetteräpfel mit unpassendem Beigeschmack

Einen Schönheitsfehler hat Aldis ansonsten gute Idee mit den Schönheitsfehler-Äpfeln aber: Konsequent nachhaltig ist die Aktion nämlich nicht. „Ob Hagel oder Sonnenbrand ... diese Äpfel schmecken gut“, steht auf der Plastikverpackung. Richtig gelesen. Und man fragt sich: Muss die Plastiktüte sein? Sie wirkt bei der auf Nachhaltigkeit ausgelegten Aktion wie ein Anachronismus. Greta Thunberg würde es nicht freuen.

Auch Aldis neue Nachhaltigkeits-Lösung an der Brottheke muss sich erst noch unter Beweis stellen*. Eine neue Verpackungslösung von Edeka und Rewe sorgt zurzeit auch für heftige Diskussionen unter Verbrauchern. Und auch Ritter Sport begeistert seine Kunden mit einer Verpackung aus Papier. Eine Frage zur Nachhaltigkeit* warf indes ein Fleischprodukt von Aldi auf.

Einige Tage später sorgt Aldi auch mit einem neuen Angebot von iPhone-Geräten für Gesprächsstoff. Allerdings lässt sich auch bei den Apple-Geräten ein Haken finden...

Für noch mehr Verwirrung sorgte allerdings der Edeka-Werbeslogan zum 100-jährigen Bestehen des Konzerns. Es war wohl ein Missverständnis, trotzdem brachte es hunderte Bauern derart auf, dass sie das Zentrallager der Supermarktkette mit Traktoren blockierten.  

Übrigens: An insgesamt neun Aldi-Süd-Standorten in Deutschland kann man nicht nur einkaufen gehen, sondern auch tanken. Weitere sollen schon bald folgen. Doch es gibt auch einen Haken beim Spezial-Angebot des Discounters - der sich, wie die meisten Discounter, wegen der befristeten Mehrwertsteuer-Senkung in der Corona-Krise, mit der Konkurrenz einen Preiskampf liefert.

Eine Bio-Metzgerei aus Bayern warnt nun vor dem Verzehr ihrer Produkte. In zahlreichen Fleisch- und Wurstwaren wurden Listerien festgestellt.

Weil eine Aktion Massen an Kunden anlockte, musste die Polizei zu einer Lidl-Filiale ausrücken.

Zuletzt wurde ein Aldi-Einkaufswagen-Trick zum Hit bei Facebook - der Discounter warnte prompt.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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