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Aldi labelt Haltungsstufe 1 als Tierwohl und gibt Kunden die Schuld

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Ein Foto eines Aldi-Prospekts hat eine Welle der Empörung ausgelöst.
Ein Foto eines Aldi-Prospekts hat eine Welle der Empörung ausgelöst. © Matthias Balk/picture alliance / dpa

Aldi wirbt für Tierwohl und Fleisch aus schlechtester Haltung auf einer Werbeseite. Ein Facebook-User findet das nicht ehrlich. Aldi reagiert, weist die Schuld aber klar von sich.

Mühlheim an der Ruhr - Ein Facebook-User hat mit einem Posting über einen alten Aldi-Prospekt große Empörung geäußert. Es geht um ein Anzeigenblatt von Oktober. Darin wirbt Aldi Süd* einerseits für sein Engagement bei der Initiative Tierwohl und andererseits für Fleisch, das aus schlechtesten Verhältnissen kommt. Der Verbraucher hält das für „mehr als frech".

Die Initiative Tierwohl ist ein Bündnis von Landwirtschaft, Lebensmittelhandel und Fleischwirtschaft. Durch die Auszeichnung von Fleischprodukten sollen sich Kunden besser orientieren können und Tierhaltungsbedingungen in ihre Kaufentscheidung einfließen lassen können. Übergeordnetes Ziel ist es, die Haltung von Tieren, die geschlachtet werden, zu verbessern.

Aldi wirb für Tierwohl - einen Verbraucher ärgert das: „mehr als frech“

Aldi Süd warb in dem Anzeigenblatt damit, mit jedem verkauften Kilo Hähnchen- oder Schweinefleisch 6,25 Cent in das Tierwohl zu investieren. Auf der selben Seite wirbt Aldi für Fleisch, das mit der Kategorie 1 der Initiative Haltungsform ausgezeichnet ist. Diese Organisation bündelt Labels - darunter fällt auch das Siegel von Initiative Tierwohl - und ordnet sie somit für die Verbraucher ein.

In die Kategorie 1 - „Stallhaltung" - fällt Fleisch, dessen Tiere in Verhältnissen gelebt haben, die lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen einhalten. Auf der Website von Haltungsform wird erklärt, was das für Schweine, die in dieser Kategorie gelebt haben, bedeutet.

Dass Aldi mit diesen widersprüchlichen Herangehensweisen auf einer Seite wirbt, ärgert den Mann, der das Foto des Prospekts gepostet hat. „Liebes Aldi Marketing-Team: Das als ‚Tierwohl‘ zu bezeichnen, ist schon mehr als frech. Ich befürchte nur, dass nicht wenige eurer Kunden sogar darauf hereinfallen, aber wenn ich mit diesem Posting dazu beitragen kann, dass auch nur ein Kunde weniger dieses Fleisch kauft, hat sich das für mich schon gelohnt", schrieb er dazu.

Aldi: Streit um Tierwohl - Discounter weist Schuld von sich

Das Posting löste auch bei anderen Usern Emotionen hervor. Der Beitrag wurde über 14.000 mal geteilt. Auch der Discounter selbst reagierte auf die Kritik. „Unsere Kunden können selber entscheiden, auf welche Haltungsstufe sie zurückgreifen", schrieb Aldi Süd bei Facebook. Aktuell sei die Nachfrage bei der Haltungsstufe 1 am höchsten. Wenn die Nachfrage nach Fleisch aus höheren Haltungsstufen steigen würde, würde Aldi reagieren und mehr Produkte dieses Segments anbieten.

Ein weiterer User fasst Aldis Statement in anderen Worten zusammen: „Solange die Leute den Mist kaufen, bieten wir ihn auch an. Das ist aus unternehmerischer Sicht nachvollziehbar, macht aber auch deutlich, dass dieses Tierwohl-Gedöns tatsächlich nur ein Feigenblatt ist und Aldi die Verantwortung einfach zum Kunden rüberschiebt", kommentierte er.

Während der Discounter in Deutschland Schwierigkeiten mit dem dem Facebook-Post erlebte, sah es in der Schweiz ganz anders aus. Dort wurde Aldi auf Facebook angegriffen, doch das ging für den Initiator nach hinten los. (lb) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

Video: Außen billig, innen teuer: Diese Marken-Produkte stecken hinter Discounter-Ware

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