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Neuer Abgas-Ärger für Mercedes: Müssen nun 260.000 Sprinter in die Werkstätten?

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Betrugssoftware beim Mercedes Sprinter? Das KBA untersucht die Baureihe W906
Betrugssoftware beim Mercedes Sprinter? Das KBA untersucht die Baureihe W906. © dpa / Sebastian Gollnow

Im Zuge von Ermittlungen gegen Mercedes-Modelle ist das Kraftfahrt-Bundesamt auf Unregelmäßigkeiten beim beliebten Nutzfahrzeug Sprinter gestoßen. Wurde eine illegale Abgas-Vorrichtung verbaut?

Update vom 7. Oktober: Stuttgart/Flensburg - Bis die deutsche Automobilindustrie den Abgasskandal hinter sich lassen kann, wird offenbar noch viel Zeit vergehen: Mercedes sieht sich neuerlich Vorwürfen in Bezug auf eine illegal verbaute Verschleierungstechnik konfrontiert. Wie die Bild am Sonntag zuerst meldete, ermittelt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bezüglich Fahrzeuge vom Typ Mercedes Sprinter, welche im Verdacht stehen, mit einer nicht erlaubten Abschalt-Vorrichtung präpariert worden zu sein. 

Neuer Mercedes-Rückruf? 260.000 Sprinter im Fokus

Demnach kommt die Technologie bei der Nutzfahrzeug-Baureihe vom Typ W906 zum Einsatz - dem Vorgänger des aktuellen Modells - und es wird nun untersucht, ob die Abgastechnik unzulässig ist. Konkret seien die Mercedes-Modelle bis zum Baujahr 2016 betroffen, hierbei handele es sich um die Ausführungen mit der Abgasnorm Euro 5. Bei jüngeren Ausführungen des Sprinter II fand eine Nachrüstung statt - diese Modelle besitzen die im Fokus stehende Vorrichtung nicht mehr und erfüllen die Anforderungen der Abgasnorm Euro 6. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müsste Mercedes in ganz Europa einen Rückruf von rund 260.000 Transportern in die Wege leiten.

Überraschend dürfte die Aufarbeitung der Fahrzeugbehörde für Mercedes nicht kommen: Wie Daimler schildert, sei der Konzern bereits im vergangenen Jahr mit der im Mercedes Sprinter verbauten Abgasreinigung beim KBA vorstellig geworden - und habe diese „seit Sommer 2018 in weiteren Besprechungen erläutert“.

Mercedes Sprinter in der Fertigungshalle: Abgas-Manipulationsverdacht bei Daimler-Transporter
Mercedes Sprinter in der Fertigungshalle: Abgas-Manipulationsverdacht bei Daimler-Transporter. © dpa / Nestor Bachmann

Intern ist die Prüfung der Mercedes-Baureihe abgeschlossen, wie die Marke mit dem Stern erläutert. Nun steht das Urteil der Kraftfahrzeugbehörde aus. Im Zuge der Untersuchungen gegen das SUV Mercedes GLK (siehe unten) war bereits klar, dass weitere Baureihen in den Fokus geraten. In dem KBA-Schreiben an die Stuttgarter wird die Steuersoftware des Daimler-Motors OM 651 ins Visier genommen. Hier sorge ein Computerprogramm dafür, dass der Stickoxid-Grenzwert von 180 Milligramm pro Kilometer ausschließlich beim gesetzlichen Prüfzyklus berücksichtigt werde, nicht aber im späteren Fahralltag.

Kürzlich hat sich der Abgasskandal auch bei VW ausgeweitet: Das OLG Frankfurt erließ ein Urteil, dass das Unternehmen für Manipulationen haften muss.

Zwangsrückruf für rund 60.000 Mercedes-Autos: Das ist der Grund

Ursprungsmeldung vom 23. September: Der Autobauer muss rund 60.000 Diesel-Modelle GLK 220 von Mercedes mit der Abgasnorm Euro 5 zurückrufen. Ein Daimler-Sprecher bestätigte den Bericht der „BamS“ später. Das KBA wirft dem Autobauer vor, eine illegale Abschaltvorrichtung zur Abgasmanipulation eingesetzt zu haben. 

Es handelt sich um eine „Kühlmittel-Solltemperatur-Regelung“, die den Kühlmittelkreis künstlich kühler hält, die Aufwärmung des Motoröls verzögert und so dafür sorgt, dass beim gesetzlichen Prüfzyklus für Stickoxide der Grenzwert nicht überschritten wird. Dieser beträgt 180 Milligramm pro Kilometer. Im Straßenverkehr werde die Funktion laut KBA dagegen deaktiviert und der Grenzwert überschritten.

Daimler bestreitet den Bericht

Daimler bestreitet laut Bild den Betrug und will sich juristisch wehren. Das KBA hatte deswegen bereits im April ein formelles Anhörungsverfahren gegen Daimler eingeleitet. Betroffen sind 60.000 Fahrzeuge, die zwischen 2012 und 2015 produziert wurden. Daimler hatte damals erklärt, das Unternehmen kooperiere vollumfänglich mit dem Kraftfahrt-Bundesamt und prüfe den Sachverhalt.

Das KBA will die Ermittlungen ausweiten, weil die angebliche Betrugssoftware in zwei verschiedenen Motoren (OM 642 und OM 651) eingesetzt wurde. Folglich könnten insgesamt mehr als 700.000 Fahrzeuge betroffen sein, unter anderem die C- und die E-Klasse. Das brandneue Mercedes-Benz-SUV hat indes massive Sicherheitsprobleme und ist ebenfalls von einem Rückruf betroffen, wie nordbuzz.de* berichtet.

cg/afp

Die PKW-Maut, wie sie die CSU wollte, hat der EuGH gekippt. Die Grünen fordern nun die Offenlegung der geschlossenen Verträge. Ford ruft mehr als 100.000 Autos in Deutschland zurück - konkret betroffen sind beliebte Modelle des Automobilherstellers.

*nordbuzz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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