Die Masche ist nicht neu und insbesondere in der Kosmetik- und Lebensmittelbranche weit verbreitet. So hatte zuletzt Beiersdorf den Preis für eine Nivea-Creme klammheimlich angepasst*. Und auch Nestlé bedient sich nicht zum ersten Mal dem Konzept der versteckten Preiserhöhung. Wie die Verbraucherzentrale Hamburg ermittelt, hebt der Konzern die Preise für Süßwaren auf diese Weise in regelmäßigen Abständen an.
Und nicht nur in Sachen Preispolitik betreibt die Schweizer Firma Schönrechnerei, sondern auch was den Gesundheitsfaktor ihrer Süßigkeiten betrifft. So soll der Nesquik von Nestlé laut dem Nutri-Score kurioserweise „gesund“* sein.
Damit die Preistreiberei nicht auffällt, werden einfach die Inhaltsmengen verändert. Daher bringen Unternehmen wie Nestlé gerne Sammelpackungen auf den Markt, weil sich hier der Preisanstieg besser verstecken lässt. Die Verbraucherschützer haben sich die Kosten für die betroffenen Süßigkeiten in den letzten Jahren einmal genauer angesehen und dabei schockierendes festgestellt.
So wurden die Smarties Minis seit 2014 bis heute auf diese Weise 62 Prozent teurer. Der Lion Sammelpack kostet 2021 im Vergleich zu 2012 50 Prozent mehr. Und auch bei Kitkat liegt die Preiserhöhung in den letzten sieben Jahren zwischen 36 und 49 Prozent (mehr Verbraucher-Warnungen* bei RUHR24).
Die Verbraucherzentrale hat bei Nestlé nachgefragt und eine erstaunliche Begründung für die Preiserhöhung der Süßigkeiten erhalten. Sie lautet:
„ (…) Mit dieser Anpassung reagieren wir auf gestiegene Kosten in den letzten Jahren. Beispielsweise investieren wir in unsere Produktionsanlagen – etwa um die Waffelqualität bei KitKat weiter zu erhöhen. Außerdem haben wir auch kontinuierlich Kosten durch Initiativen und Kooperationen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit, beispielsweise im Kakaoanbau (…)“
Doch nicht nur die Produktionskosten würden den Preis in die Höhe treiben, sondern auch die vermeintliche Nachhaltigkeitsstrategie von Nestlé. So begründet der Lebensmittelriese mit Sitz in der Schweiz die teureren Smarties mit der neuen, umweltfreundlichen Verpackung. Die bunten Schokolinsen sind nämlich seit Neustem nicht mehr in Plastik, sondern in einem Papierbeutel verpackt, wie merkur* berichtet.
Konkret heißt es dazu von Nestlé:
„Darüber hinaus investieren wir nicht nur in Produktionsanlagen für innovative, nachhaltige Produktkonzepte und Verpackungslösungen. Wir möchten auch faire Arbeitsbedingungen für alle Menschen sicherstellen, die an der Produktion unserer SMARTIES in irgendeiner Form beteiligt sind. (...) Die damit einhergehenden Kosten versuchen wir zum größten Teil selbst aufzufangen, können aber dadurch bedingte Formatänderungen nicht gänzlich ausschließen.“
Auch wenn es zu begrüßen wäre, dass Nestlé sich plötzlich für die Umwelt einsetzt, traute die Verbraucherzentrale dem Argument nicht. Die Verbraucherschützer haben sich die vermeintlich nachhaltige Strategie einmal genauer angesehen und geprüft, ob diese die Preiserhöhung rechtfertigen würde.
Laut Nestlé soll durch die Papierverpackung der Smarties 191 Tonnen Plastik pro Jahr eingespart werden können. Die Sache hat allerdings einen Haken, besser gesagt, sogar zwei. Zum einen ist die neue Papiertüte beschichtet. Dadurch lässt sie sich nicht mehr so gut recyceln.
Zum anderen hat es wenig mit Umweltfreundlichkeit zu tun, wenn 13 kleine Portionen einzeln verpackt in einer großen Umverpackung stecken. Hinzu kommt, dass durch die geringere Füllmenge mehr Verpackungsmaterial für weniger Inhalt anfällt. „Um die gleiche Menge Smarties zu verkaufen, wären also 15 Prozent mehr Verpackungsmaterial notwendig“, lautet das Fazit der Verbraucherschützer.
Das findet die Verbraucherzentrale mehr als dreist und kürt Lion, Kitkat und Smarties von Nestlé daher zu den Mogelpackungen des Monats Mai. *RUHR24 und Merkur sind Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA