Kommunen und Landesregierungen müsse die Zuständigkeit für die Lebensmittelüberwachung entzogen werden, forderte Foodwatch. Die neuen eigenständigen Landesanstalten sollten dann für alle Betriebe eines Bundeslandes zuständig sein und müssten ohne die Fachaufsicht durch übergeordnete Landesverbraucher eingerichtet werden. Foodwatch hatte zuletzt Klöckner als „größtes Risiko“ in Zusammenhang mit den Lebensmittel-Skandalen betitelt.
Wichtig sei außerdem, dass künftig "ausnahmslos alle Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung" veröffentlicht werden, erklärte Foodwatch. Das sei gut für die Qualitätssicherung und die Souveränität der Verbraucher. Nicht zuletzt müsse es konsequentere Lebensmittelrückrufe und eine lückenlose Rückverfolgbarkeit geben, damit im Krisenfall nicht "400 Behörden gleichzeitig den Verbleib zurückgerufener Produkte recherchieren müssen".
Erst am Donnerstag hatte Hessens Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Grüne), die am Freitag ebenfalls in Berlin eingeladen war, Vorschläge zur Verbesserung des Krisenmanagements auf den Tisch gelegt. Nötig seien unter anderem einheitliche Vorgaben für Betriebe, die Rückverfolgbarkeit ihrer Waren sicherzustellen sowie eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, sagte sie. Denkbar sei etwa, dass künftig auch der Bund und nicht nur die Länder den Krisenrat einberufen könne.
Mögliche Gesundheitsgefahr: Beliebtes Produkt von Kaufland betroffen
In Wurstwaren von Wilke waren bereits im März schädliche Bakterien, sogenannte Listerien, festgestellt worden. Drei ältere Todesfälle werden mittlerweile damit in Verbindung gebracht. Im zuständigen hessischen Ministerium wurde erst Mitte September durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie durch das Robert-Koch-Institut klar, dass es einen Zusammenhang zwischen an Listerien Erkrankten und der Firma Wilke gebe.
Zuletzt hatten unter anderem Aldi und Netto Salat zurückgerufen - ebenfalls wegen gefährlicher Bakterien. Im Gespräch war Ministerin Klöckner zuletzt auch wegen geplanten Neuerungen bei der Lebensmittel-Auszeichnung.
Die Ermittlungen im Lebensmittel-Skandal bei der Firma Wilke gehen weiter. Jetzt hat das Robert-Koch-Institut eine Liste übergeben. Ende November 2019 wurde zudem in Niedersachsen bei gleich zwei Fleischereien vor möglichem Listerien-Befall gewarnt. Ministerin Julia Klöckner steht Anfang 2020 aus anderen Gründen in der Kritik.
AFP/fn