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Corona-Inzidenz in Großbritannien: Gähnende Leere in Supermarkt-Regalen

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Die Inzidenz in Großbritannien ist astronomisch: Millionen Briten stecken in Quarantäne fest. Hinzu kommt noch der Brexit und an allen Stellen fehlt das Personal.

London – In Großbritannien sind derzeit extrem viele Menschen in einer Corona-Quarantäne. Das bereitet starke Probleme im Alltag auf der Insel. Supermarkt-Regale stehen leer und auch in anderen Bereichen ist ein reibungsloser Ablauf derzeit nicht möglich. Der Chef der Kette Iceland, Richard Walker, warnte nun vor Hamsterkäufen. Denn der Grund für die leeren Regale sei nicht etwa fehlende Waren, sondern fehlendes Personal.

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Zusammenhang mit Covid-19 steigt seit Tagen und liegt aktuell bei 460. Für Freitag, 23. Juli 2021 wurden 36.654 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 gemeldet. Die Todesfälle erhöhten sich kurz zuvor innerhalb einer Woche um rund 50 Prozent. Zuvor hatte England alle Corona-Maßnahmen gelockert.

LandVereinigtes Königreich
Einwohner66,65 Millionen
Fläche242.495 km²
PremierministerBoris Johnson

Allein in der zweiten Juli-Woche, mussten etwa 620.000 Menschen in Großbritannien in häusliche Quarantäne, weil sie als Kontaktpersonen identifiziert und „gepingt“ – das heißt, über die Corona-App des britischen Gesundheitsdienstes benachrichtigt – wurden. Es wird geschätzt, dass sich derzeit mindestens 1,7 Millionen Menschen in England und Wales selbst isolieren sollen.

Fast 500er-Inzidenz in Großbritannien: Volle Mülltonnen und längere Wartezeit bei Polizei

Dadurch fehlen Menschen im Alltag der Briten. Wie die BBC berichtet, konnten einige Mülltonnen nicht geleert werden. Auch die Polizei warnte vor längeren Wartezeiten, da viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlten. Schulen gingen wegen Lehrermangels teilweise schon früher in die Sommerferien, und sogar Tankstellen wurden vorübergehend geschlossen. Kommt nun wieder der Lockdown?

Coronavirus - Großbritannien
Leere Regale in einer Lidl-Filiale in Großbritannien. Die hohe Zahl an Menschen in Quarantäne stellt das Land vor große Herausforderungen. © Tom Wilkinson/picture alliance/dpa/PA Wire

Angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen und der Aufhebung fast aller Corona-Maßnahmen in England dürfte dieses Problem erstmal noch weiter bestehen bleiben. Die hochansteckende Delta-Variante lässt die Corona-Zahlen trotz hoher Impfquote im Vereinigten Königreich derzeit nur wenig sinken.

Die „Pingdemic“, wie das Phänomen von britischen Medien bezeichnet wird, hat eine Debatte darüber ausgelöst, ob vollständig Geimpfte der Pflichtquarantäne entgehen können und sich stattdessen täglich testen dürfen. Ab Mitte August soll diese Regelung gelten. Bislang gelten Ausnahmen jedoch nur für Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Pilotprojektes oder etwa für Beschäftigte des Gesundheitsdienstes. Viele Branchen, darunter der Einzelhandelsverband British Retail Consortium sowie die Fleischindustrie, fordern deshalb weitere Ausnahmen für ihre Beschäftigten.

Supermarkt-Chaos droht: Brexit Mitschuld an leeren Regalen

Für die leeren Supermarktregale scheint indessen nicht nur die Pandemie verantwortlich zu sein, sondern auch der Brexit und die derzeit große Hitze in Großbritannien, wie Branchen-Experte Bryan Roberts von Shopfloor Insights erklärte. Verbände schätzen, dass dem Vereinigten Königreich bis zu 100.000 Lkw-Fahrer fehlen - ein Job, den bislang viele EU-Bürger gemacht haben. Seit dem Brexit benötigen EU-Bürger, die in Großbritannien arbeiten wollen, jedoch teure Arbeitsvisa.

Frischware wie Obst und Gemüse importiert Großbritannien zu großen Teilen aus der EU. Hinzu kämen die hohen Temperaturen von mehr als 30 Grad in dieser Woche, die zum Ausfall von Kühlregalen führten, so der Experte weiter.* kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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