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Astrazeneca-Krach: EU beendet Zusammenarbeit mit Impfstoff-Hersteller - und will Unternehmen vor Gericht zerren

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Die EU-Kommission wird den Vertrag mit Astrazeneca nicht verlängern. Das gab Thierry Brenton jetzt bekannt. Der Streit mit dem Impfstoffhersteller hat Folgen.

Update vom 11. Mai, 19.05 Uhr: Die EU-Kommission will die Belieferung der Mitgliedstaaten mit Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca gerichtlich erzwingen. „Wir wollen, dass das Gericht das Unternehmen anweist, (im zweiten Quartal) 90 Millionen zusätzliche Dosen zu liefern“, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde am Dienstag. Dann hätte der Hersteller mit insgesamt 120 Millionen Dosen in der ersten Jahreshälfte so viel geliefert, wie er ursprünglich für die ersten drei Monate vertraglich zugesichert hatte.

Astrazeneca hatte unter Verweis auf Produktionsprobleme im ersten Quartal nur 30 Millionen Impfdosen an die EU geliefert. Auch für das zweite Quartal kündigte das britisch-schwedische Unternehmen 70 Millionen Dosen, statt der zusagten 180 Millionen an. Nach Angaben aus Kommissionskreisen fiel es im April mit nur zehn Millionen gelieferten Dosen allerdings noch weiter hinter diese Zusagen zurück.

Astrazeneca weist Forderung der EU zurück

Vor zwei Wochen leitete Brüssel deshalb rechtliche Schritte ein. Der Kommissionssprecher sagte, Ziel sei es nicht, Astrazeneca zu bestrafen oder Schadenersatz zu fordern, sondern „sicherzustellen, dass die Dosen geliefert werden“. Wenn eine Geldstrafe das Unternehmen anspornen würde, seinen Verpflichtungen nachzukommen, sei dies aber durchaus eine Option.

Zuständig für den Fall ist die belgische Justiz. Die erste inhaltliche Anhörung in dem Verfahren ist für Mittwoch, den 26. Mai angesetzt. Astrazeneca weist die Forderungen der EU zurück: Der Vertrag schreibe lediglich vor, dass das Unternehmen sich bestmöglich anstrenge, um die vereinbarten Ziele zu erreichen.

Astrazeneca-Krach: EU beendet Zusammenarbeit mit Impfstoff-Hersteller

Erstmeldung vom 9. Mai 2021

München - Die Europäische Union macht Schluss mit Astrazeneca*. Immer wieder hatte es Wirbel um den Corona*-Impfstoff gegeben. Der aktuelle Streit zwischen EU und Produzent hängt offenbar an Lieferverzögerungen.

Binnenmarktkommissar Thierry Brenton gab am Sonntag bekannt, dass die Kommission den im Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Einen Tag zuvor hatte die EU mitgeteilt, dass sie 1,8 Millionen Dosen des Biontech*-Vakzins bei US-Pharmakonzern Pfizer kaufen wird.

Wiederholt stand der Astrazeneca-Impfstoff im Verdacht, gefährliche Thrombosen zu begünstigen*. Zusammenhänge ließen sich in vielen Fällen allerdings nicht bestätigen. Beim Tod einer deutschen Frau wurde er jedoch nachgewiesen*.

Wirbel um Astrazeneca-Impfstoff: Thrombose-Verdachtsfälle nicht der Grund für Vertrags-Aus

Zwischenzeitlich hatten mehrere europäische Länder, auch Deutschland, deshalb einen Impfstopp für das Vakzin verhängt. Nach einer Überprüfung vonseiten der EU wurde er dann aber zumeist wieder freigegeben. Die vergangenen Komplikationen sind nun aber nicht der Grund für das Vertrags-Aus.

Im ersten Quartal habe Astrazeneca nur 30 Prozent der versprochenen Lieferungen tatsächlich zur Verfügung gestellt, hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits Anfang August streng bemängelt. Offenbar gab es Streitigkeiten um die Ausfuhr.

Astrazenca-Zoff mit der EU: Von der Leyen drohte schon im März - „Du erfüllst deinen Vertrag mit der EU“

„Wir haben die Möglichkeit, einen geplanten Export zu verbieten. Das ist die Botschaft an Astrazeneca: Du erfüllst erst deinen Vertrag gegenüber Europa, bevor du beginnst, in andere Länder zu liefern“, sagte von der Leyen in diesem Zusammenhang den Zeitungen der Funke Mediengruppe, „wir wollen ein strukturiertes Vorgehen zur Lösung der Kontroversen in Gang setzen.“

Die Lösung der Kontroversen wurde nun offenbar nicht zu aller Zufriedenheit erreicht. Die EU arbeitet ab Juni nicht mehr mit Astrazeneca zusammen. Der Impfstoff nimmt in Deutschland allerdings eine gewichtige Rolle bei der Impfkampagne ein. Die Priorisierung wurde für das Mittel erst kürzlich aufgehoben. Junge, gesunde Menschen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, können sich ebenfalls damit in den Hausarzt-Praxen impfen lassen. Für den Impf-Fortschritt - vor allem die Immunisierung des breiten Teils der Bevölkerung - war das eine maßgebliche Beschleunigung. Wenn die vorhandenen Dosen aufgebraucht sind, wird es nun aber wohl keine neuen mehr geben. *Merkur.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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