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Berichterstattung zur Explosion in Beirut: Zuschauer toben wegen ARD und ZDF - das Erste reagiert ungewöhnlich hart

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ARD und ZDF haben sich einen Shitstorm eingefangen, weil sie ihren Sendungs-Fokus am Tag der Explosion in Beirut auf die Bundesliga legten. Nun gibt es ein Statement.

Update vom 11. August, 13.45 Uhr: Die politischen Folgen der Katastrophe in Beirut sind ebenfalls nicht zu übersehen. Ministerpräsident Diab erklärte am Montagabend den Rückzug seiner Regierung. Kurz danach meldete sich ein Insider zu Wort, die Regierung habe bereits im Juli einen Warn-Brief ob der Chemikalien erhalten.

Update vom 6. August, 12.15 Uhr: Obwohl die verheerende Explosion in Beirut mit mehr als 130 Toten sich am frühen Abend ereignete, war sie weder in ARD noch ZDF zentrales Thema der Nachrichtensendungen - was Zuschauer empörte (siehe Ursprungsmeldung). Nun hat die ARD-Chefredaktion in einem Blogbeitrag ihr Bedauern über ihre Sendeplanung an dem Tag mitgeteilt.

Autowracks stehen in einer Seitenstraßen von Beirut nach einer verheerenden Explosion am Hafen der Stadt.
Spuren der verheerenden Explosion in den Straßen von Beirut. © PATRICK BAZ/AFP

Man habe das Ereignis umfassend auf den hauseigenen Social-Media-Kanälen abgebildet - hätte das aber auch im linearen Fernsehen tun sollen, räumen die Redakteure ein: „Es war eine journalistische Fehleinschätzung.“ Im Nachhinein sei es schwierig zu erklären, warum man bei der ARD - gemäß den eigenen Ansprüchen - die Zuschauer nicht zu „Augenzeugen von relevanten Ereignissen“ gemacht habe - „denn es war eigentlich so offensichtlich“, geht die Rundfunkanstalt ungewöhnlich hart mit sich selbst ins Gericht.

„Es sind marginale Details, die am Ende zu einer Fehlerkette führen“, schreibt die Redaktion. Sowohl das Team von „Tagesschau“ als auch der „Tagesthemen“ würden sich heute darüber „grämen“.

Berichterstattung zur Explosion in Beirut: Zuschauer toben wegen ARD und ZDF - „Absolut daneben“

Ursprungsmeldung vom 5. August: München/Beirut - Am Dienstag ist es in der libanesischen Hauptstadt Beirut in der Nähe des Hafens zu einer gewaltigen Explosion* gekommen. Die Zahl der Todesopfer des Unglücks stieg Angaben der Behörden zufolge in der Nacht zum Mittwoch auf 73 an. Mehr als 3700 weitere Menschen wurden durch die Detonation verletzt. Innerhalb kürzester Zeit kursierten viele Videos der Explosion in den sozialen Netzwerken. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Explosion bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus als mutmaßlichen „Angriff“ mit einer „Art von Bombe“*. Die libanesische Regierung macht indessen große Mengen Ammoniumnitrat als Ursache* aus.

In den Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ließ die Berichterstattung über das Unglück in Beirut jedoch zu wünschen übrig. Viele Zuschauer waren nicht einverstanden mit dem Aufbau der ARD-„Tagesthemen“ und des ZDF-„Heute-Journal“ und ließen ihrem Ärger in den sozialen Medien freien Lauf.

Explosion in Beirut: ARD und ZDF eröffnen Nachrichten mit Fußball-Bundesliga

Anstatt mit Berichten über die Explosion in Beirut zu starten, begannen die Nachrichtensendungen der Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm mit Informationen zum Zuschauerkonzept der Bundesliga und zu den Corona-Demonstrationen vom vergangenen Wochenende. Die Detonation in der libanesischen Hauptstadt wurde erst im späteren Verlauf der Sendungen thematisiert. Einige Zuschauer waren damit nicht einverstanden.

Explosion in Beirut: Zuschauer beklagen Berichterstattung in den sozialen Netzwerken

Ein Twitter-User klagte: „Die Hauptstadt eines Landes liegt in Schutt und Asche, unfassbares Leid, zig Tote, unzählige Verletzte und das Heute-Journal öffnet mit dem Zuschauerkonzept der Fußball-Bundesliga. Ich verstehe es nicht.“

Ein weiterer Nutzer äußerte seinem Unmut über die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen mit einer Frage: „Dass die schwere Explosion in Beirut in den Tagesthemen erst im Nachrichtenblock vorkommt und mit Bundesliga aufgemacht wurde, muss man jetzt nicht verstehen, oder?“

Mit Dr. Jan-Marco Luczak beklagte auch ein Mitglied des Deutschen Bundestages die Berichterstattung von ARD und ZDF öffentlich auf Twitter. Er schrieb: „Ich gestehe: Ich bin kein Fußballfan. Aber auch wenn ich einer wäre: Dass sowohl Heute-Journal als auch Tagesthemen ihre Sendung mit der Hauptnachricht Fußball beginnen, während in Beirut eine verheerende Detonation Menschen in den Tod gerissen hat, finde ich absolut daneben!“

Seit Monaten leidet der Libanon an einer Wirtschaftskrise. Dann kam Corona hinzu. Jetzt stürzt die schwere Explosion im Hafen von Beirut die Menschen endgültig in Verzweiflung. Wir haben mit Augenzeugen gesprochen*. Auch eine deutsche Studentin berichtet von ihrer Erfahrung im Moment der Explosionen*. Ein Fotograf schoss gerade ein paar Hochzeitsfotos von einer Braut unweit der Unglücksstelle im Hafen, als die Druckwelle der Explosion die beiden von den Beinen wirft. Einer der bekanntesten Basketball-Stars des Landes nahm ebenfalls an den Protesten teil und brachte dabei einen Verletzten in Sicherheit. (ph)

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks

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