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Bundesweiter Missbrauchsfall: Zehn Jahre Haft für Soldaten

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Ein Justizbeamter nimmt dem Angeklagten vor Prozessbeginn die Handschellen ab. Foto: Roland Weihrauch/dpa-Pool/dpa
Ein Justizbeamter nimmt dem Angeklagten vor Prozessbeginn die Handschellen ab. Foto: Roland Weihrauch/dpa-Pool/dpa © Roland Weihrauch

Ein 27-Jähriger gesteht, kleine Kinder schwer missbraucht und Aufnahmen davon mit anderen Verdächtigen geteilt zu haben. Der Fall gehört zu einem bundesweiten Kinderpornografie-Tauschring. Nun muss der Mann dafür lange Zeit in Haft.

Moers (dpa) - Im bundesweiten Kindesmissbrauchsfall Bergisch Gladbach ist das erste Urteil gefallen: Ein 27-jähriger Soldat wurde in Nordrhein-Westfalen zu zehn Jahren Haft verurteilt und in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen.

Der Soldat hatte gestanden, vier kleine Kinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren in über 30 Fällen zum Teil schwer missbraucht zu haben.

Von einem siebenjährigen Mädchen soll er eine kinderpornografische Aufnahme gemacht und Videos und Bilder von den Taten mit Chat-Partnern geteilt haben. Der bundesweite Missbrauchs- und Kinderpornografie-Komplex war durch Ermittlungen in Bergisch Gladbach ins Rollen gekommen. Tatverdächtige gibt es mittlerweile in sämtlichen Bundesländern, zahlreiche weitere Urteile sollen folgen. Allein in NRW spricht die Polizei von 21 Angeschuldigten, davon 9 in Untersuchungshaft.

Opfer des nun Verurteilten waren seinen Angaben zufolge vor allem der kleine Stiefsohn und eine leibliche Tochter. Dabei habe er oft die Zeit genutzt, wenn seine Frau arbeiten war. Zu den Opfern gehörten demnach auch seine Nichte und die Tochter eines Chat-Partners aus Bergisch Gladbach.

Die Staatsanwaltschaft hatte neun Jahre Haft gefordert und danach wegen verminderter Schuldfähigkeit die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie auf unbestimmte Zeit. Das Gericht ging über diese Forderung sogar noch hinaus. Die Verteidigung hatte für sieben Jahre Haft plädiert mit der Möglichkeit, auch noch später eine Sicherungsverwahrung anzuordnen.

Beim Prozess in Moers weinte der sonst so kontrolliert wirkende Bundeswehrsoldat: «Ich kann mich dafür nur entschuldigen», sagte er. Er wisse nicht, wie es dazu habe kommen können. Er hoffe, dass die Kinder das verarbeiten könnten. Es tue ihm für seine Frau leid und auch, dass er seine Familie hintergangen habe.

Bereits Ende April hatte in dem Missbrauchskomplex ein erster Prozess in Mönchengladbach gegen zwei Männer begonnen, die des sexuellen Kindesmissbrauchs in 79 Fällen angeklagt sind. Vor dem Landgericht Köln ist Anklage gegen einen Mann aus Bergisch Gladbach erhoben worden. Am Landgericht Kleve wurde Anklage gegen einen 61-Jährigen erhoben, der zuletzt in Xanten lebte.

Mitteilung zur "Ermittlungsgruppe Berg"

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