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Dieses virale ÖPNV-Foto aus Berlin machte Igor G. zum Netz-Helden, doch seine ehrliche Erklärung ändert alles

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Bus Mann Berlin
Igor G. wurde zum Internet-Helden. © Screenshot

Ein Foto aus einem Berliner Bus geht immer wieder um die Welt. Viele feiern den Mann, der zu sehen ist, fälschlicherweise. Ahnen Sie, warum?

Berlin - Ein Foto aus einem Berliner Bus geistert immer wieder durchs Netz. Es ist nicht nur das Bild selbst, das für so viel Begeisterung sorgt. Sondern der Text, den irgendjemand draufgelegt hat. „Headphones are so overrated“, zu Deutsch: „Kopfhörer sind so überbewertet.“ Durch ein Posting von November 2021 ging es zum wiederholten Mal viral (mehr als 4.500 Likes und mehr als 900 Teilungen). Zuvor hatten es 2021 bereits die Meme-Experten von Dressed Like Machines aufgegriffen. Es finden sich noch weitere neuere Social-Media-Postings mit hunderten Likes. Dabei ist das Bild mehrere Jahre alt!

Das vermeintlich unbemerkt aufgenommene Foto zeigt einen Herrn, der in einem Bus sitzt und gemütlich in einem Heft mit Musiknoten schmökert. Insgesamt soll das heißen: Der Mann ist so cool, der braucht keine Kopfhörer, er schaut einfach die Noten an, und die Töne erklingen in seinem Kopf.

Bild aus Berliner Bus: Der Fotografierte klärte alles auf

Leider ist dem aber nicht so. Denn die Auflösung könnte manchen enttäuschen und rüttelt am Helden-Status des Bus-Passagiers. Er selbst hat sich einst in der Facebook-Gruppe „Spezialistengruppe: Musikerwitze“ zu Wort gemeldet. Demnach heiße er Igor G. - dass es sich tatsächlich um den Fotografierten handelt, ist nicht hundertprozentig bestätigt, es besteht aber auch kein Anlass, daran zu zweifeln.

„Habe da aber nur den Liedertext (dummdeutsch: die Lyrics) gelesen“, lautete seine ernüchternde Erklärung. „Es waren Lieder von Friedrich Hollaender, die ich mir aus der Musikbibliothek in Berlin-Steglitz geholt hatte.“

Das Foto ging förmlich um die Welt. Denn Igor G. hatte das Bild auch mit anderer Schrift darauf entdeckt. Mit wohl kyrillischer! „Das ist übrigen der älteste Post davon, den ich ausfindig machen konnte. Leider kann ich das, genausowenig wie Noten, lesen“, schrieb er. Und bekam Hilfe. „Da steht ‚Nauschniki dlja slabakow‘, zu Deutsch: ‚Kopfhörer [sind was] für Weicheier‘, so die Aufklärung. Auch ein weiteres Internet-Foto mit kyrillischer Bemerkung wurde diskutiert.

Bus Mann Berlin
Auch so kursierte das Foto schon. © Screenshot

„Bus-Held“ aus Berlin gibt zu: „Ich bin kein Musikus“

Einige finden das Bild gar nicht soooo besonders. Schließlich gibt es tatsächlich musikalisch talentierte und ausgebildete Menschen, die Noten im Kopf zu Tönen umwandeln können. Igor G. stellte klar: „Ich bin kein Musikus. Ich habe mal ne Zeit trompetet und konnte dafür die Noten auch lesen. Habe sogar in der Musikschule eine Medaille für die beste Note in Musiktheorie überreicht bekommen. (Sollte sie sich mal in meinem Tohuwabohu auffinden, werde ich sie ablichten und hier dem allgemeinen Hohne preisgeben). Was ich aber nicht kann, ist aus gelesenen Noten eine Melodie heraushören“.

„Bus-Held“ aus Berlin hätte nicht mit seinem Ruhm gerechnet

Igor G. zeigte sich verdutzt von all dem Wirbel, den das Foto entfacht hat. „Ich war schon sehr erstaunt, ein Bild von mir im Netz zu entdecken“, erklärt der Fotografierte, der wider Willen zum Helden wurde. Und dem eine Superkraft zugeschrieben wurde, die er gar nicht besitzt. Nicht minder ehrlich ist diese Nachricht eines DHL-Boten. (lin)

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