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Virologe Drosten schlägt neue Coronavirus-Kennzahl vor: Regierung übergeht ihn - aber nicht Lauterbach

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In Deutschland steigt die Zahl der Neuinfizierten. Virologe Christian Drosten schlägt vor, einen neuen Corona-Richtwert einzuführen. Die Bundesregierung scheint das abzulehnen.

Update vom 23. Oktober, 10.10 Uhr: Virologe Christian Drosten bekommt Unterstützung für seinen Vorschlag einer neuen Corona-Kennzahl. Der Virologe hatte die Idee einer Ü50-Inzidenz in den Raum gestellt, die das Infektionsgeschehen in der Altersgruppe über 50-Jähriger darstelle, da es hier häufiger zu schweren Verläufen käme. Die Regierung will den Vorschlag bislang nicht annehmen. Die „vorhandenen Warnstufen“ würden ausreichen, meinte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums gegenüber bild.de.

Nun erhält Drosten Beistand vom SPD-Politiker Karl Lauterbach. Er unterstütze den Vorschlag, gab er gegenüber bild.de an. „Eine zusätzliche Inzidenz für die über 50-Jährigen wäre eine wesentliche Verbesserung für die Prognosen der entsprechenden Landkreise“, so der Mediziner. Ebenso wie Drosten sieht Lauterbach die Ü50-Inzidenz keinesfalls als Ersatz für die 7-Tage-Inzidenz, an der sich die Bundesregierung aktuell orientiert. Es wäre ein Zusatz.

Regierung gegen Drosten: Coronazahlen steigen - Virologe schlägt neue Coronavirus-Kennzahl vor

Erstmeldung vom 22. Oktober, 9.15 Uhr: Berlin - Die Corona-Fallzahlen in Deutschland steigen und steigen. Am Donnerstag gab das Robert-Koch-Institut einen neuen Rekordwert mit über 11.000 Neuinfektionen bekannt. Auch die Zahl der Corona-Hotspots erhöht sich. 133 der 401 deutschen Stadt- und Landkreise haben die Sieben-Tage-Inzidenz* von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern überschritten. Während Deutschland längst in die zweite Coronavirus-Welle* hineingerutscht ist, machte Virologe Christian Drosten den Vorschlag, eine neue Corona-Kennzahl einzuführen.

Coronavirus in Deutschland: Virologe Drosten schlägt neue Inzidenz-Kennzahl vor

Wie aus einem Beitrag auf Twitter von Virologe Drosten hervorgeht, steht die Idee im Raum, eine sogenannte Ü50-Inzidenz einzuführen. Also eine „altersspezifische“ Corona-Kennzahl für Menschen, die über 50 Jahre alt sind. Nicht zu verwechseln ist die Ü50-Inzidenz mit der Sieben-Tage-Inzidenz. Diese ist nämlich unabhängig vom Alter der infizierten Menschen. Wie aus einem Bericht der „Bild“-Zeitung (Artikel hinter Bezahlschranke) hervorgeht, soll die Ü50-Inzidenz die Sieben-Tage-Inzidenz nicht ersetzen, sondern als ergänzender Richtwert für die Bundesregierung dienen, um über weitere Corona*-Maßnahmen zu entscheiden.

„Da in dieser Personengruppe nach gesicherten Erkenntnissen mit einer erhöhten Quote von schweren Verläufen zu rechnen ist, ergäbe sich aus der Ü50-Inzidenz eine Prognose über die demnächst zu erwartenden schwereren Fälle und damit über die Bettenauslastung“, wie eine Sprecherin der Charité Berlin gegenüber „Bild“ die Notwendigkeit der Kennzahl erklärte.

Generell soll Drosten außerdem die Altersgrenze offen lassen. Diese könnte auch bei einem höheren Alter wie beispielsweise 60 oder 70 liegen.

Coronavirus in Deutschland: Ergänzender Inzidenz-Wert? Regierung reagiert prompt

Doch wie es in dem Bericht der „Bild“ weiter heißt, wird die Regierung den Vorschlag wohl nicht umsetzen. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums soll gegenüber der Zeitung gesagt haben: „Es ist richtig, regional auf das Ausbruchsgeschehen zu reagieren und dafür national einen Rahmen zu setzen. Dafür geben die beiden vorhandenen Warnstufen schon jetzt Orientierung.“

Dabei bezieht sich der Sprecher auf die Maßnahmen, die ab Inzidenzwerten von 35 beziehungsweise 50 in Kraft treten sollen. Hierüber hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel* vergangenen Mittwoch auf einem Gipfel mit den Ministerpräsidenten entschieden.

Ob ein ergänzender Inzidenzwert, der das Alter der Infizierten berücksichtigt, angesichts der steigenden Corona-Fallzahlen* nicht doch noch eingeführt wird, bleibt offen. Es wäre wohl nicht nur für die Bundesregierung hinsichtlich neuer Schutzmaßnahmen ein richtungsweisender Wert, sondern auch für ältere Menschen hilfreich, um die Entwicklungen besser einschätzen zu können.

Indes begleitet das Schreckensszenario eines erneuten Lockdowns die zweite Corona-Welle. SPD-Politiker Karl Lauterbach und Virologe Christian Drosten brachten jedoch einen anderen Vorschlag ins Gespräch. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks (mbr)

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