Update vom 15. Oktober, 19.53 Uhr: Frankreichs Kinobranche fordert eine Lockerung der angekündigten nächtlichen Ausgangssperre aufgrund der hohen Corona-Zahlen. Richard Patry, der Präsident des nationalen Verbandes der französischen Kinos (FNCF), forderte die Regierung auf, Zuschauern, die vor Beginn der Ausgangssperre um 21 Uhr ins Kino gingen, die Rückkehr nach Hause zu ermöglichen. „Eine Stunde, um die Kultur zu retten, eine Stunde, um das französische Kino zu retten. Das ist nicht viel verlangt“, sagte Patry am Donnerstag dem französischen Radiosender France Info.
Die Bundesregierung hat nun auch fast ganz Frankreich als Corona-Risikogebiet eingestuft. Korsika und die am Anfang der Corona-Pandemie besonders stark betroffene Grenzregion Grand Est sind als letzte Regionen des europäischen Teils Frankreichs auf die Risikoliste gesetzt worden. Von den fünf Übersee-Departements ist dann nur noch die Insel Mayotte vor Afrika im Indischen Ozean „risikofrei“, hinzu kommen einige autonome Überseegebiete.
Schon vor der offiziellen Einstufung der Grenzregion als Risikogebiet kam es dort nach französischen Medienberichten verstärkt zu Einkaufsfahrten nach Deutschland. Die elsässische Zeitung Dernières Nouvelles d‘Alsace berichtete über Staus. Zur Region Grand Est gehören unter anderem das Elsass und Lothringen. Sie grenzt an Baden-Württemberg, das Saarland sowie Rheinland-Pfalz.
Erstmeldung vom 15. Oktober: Paris - Auch in Frankreich bestimmt die zweite Corona-Welle* die Politik. Daher hat der französische Präsident Emmanuel Macron für Paris und einige andere große Städte eine nächtliche Ausgangssperre angekündigt. Die Regelung soll ab Samstag zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens für mindestens vier Wochen gelten. Macron sprach in einem TV-Interview über die neue Maßnahme.
In folgenden Städten und Regionen gilt die nächtliche Ausgangsbeschränkung:
Die französische Corona-Lage spitzte sich in den letzten Wochen immer weiter zu. Mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern verzeichnete das Land am Wochenende fast 27.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden - ein Rekord. In ganz Europa wird die Lage wieder deutlich ernster. In Deutschland wurde zuletzt ein neuer Negativrekord erreicht: 6.638 registrierte Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Die Bundeskanzlerin und die Länderchefs haben daher bundesweit neue Corona-Maßnahmen beschlossen. In den Niederlanden warnen Experten vor einem „Tsunami“ an Neuinfektionen. Dort wurde bereits ein „Teil-Lockdown“ beschlossen.
In Frankreich äußerte sich Macron besorgt angesichts der Situation. Das Ziel sei es, das Wirtschaftsleben weiter am Leben zu halten - Hilfen für die Unternehmen würden fortgeführt. „Wir werden weiter arbeiten“, betonte Macron. „Wir haben die Kontrolle nicht verloren“, betonte er außerdem, aber die Situation sei „besorgniserregend“. Dass die Beschränkung vor allem für junge Menschen schwierig sei, erklärte Macron verständnisvoll. „Es ist hart, 2020 20 Jahre alt zu sein“, stellte er mit Bedauern fest.
Besonders die Situation in der Hauptstadt bereite große Sorge. Dort steigt die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen immer weiter an. Frankreich ist stark von der Covid-19-Pandemie betroffen, es starben bisher rund 33 000 Menschen.
Zudem hat die französische Regierung erneut den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Das teilte die Regierung am Mittwoch in Paris nach einer Kabinettssitzung mit. Die Corona-Pandemie* sei eine gesundheitliche Katastrophe, die aufgrund ihrer Art und Schwere die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet, hieß es. Der Ausnahmezustand im Gesundheitsbereich bietet einen rechtlichen Rahmen für Beschränkungen, zu denen auch Ausgangssperren gehören können.
Der Gesundheitsnotstand war Ende März für das ganze Land ausgerufen worden. Er wurde dann Anfang Mai bis zum 10. Juli verlängert. Die Mitte-Regierung hat mit dem Notstand die Möglichkeit, Beschlüsse schnell per Verordnung umzusetzen. Im Frühjahr galten in ganz Frankreich strenge Ausgangsbeschränkungen, die auch polizeilich überwacht wurden. (lb mit dpa) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks