Die Lombardei ist die am stärksten betroffene Region des Landes. In der vergangenen Woche hatte die italienische Regierung eine Maskenpflicht im Freien verhängt und den Ausnahmezustand bis zum 31. Januar verlängert. Italienischen Medienberichten zufolge erwägt Ministerpräsident Giuseppe Conte auch, eine nächtliche Ausgangssperre ähnlich wie in einer Reihe von Städten in Frankreich einzuführen.
Erstmeldung vom 17. Oktober: In Italien haben die Gesundheitsbehörden am Freitag mehr als 10.000 Corona-Neuinfektionen* binnen 24 Stunden registriert - ein neuer Höchstwert seit dem Beginn der Pandemie. Demnach wurden auch 55 Tote in Verbindung mit dem Coronavirus gemeldet.
Im März hatte der höchste Wert an Neuinfektionen innerhalb eines Tages bei 6557 gelegen. Dieser Wert wurde mit 10.010 Neuinfektionen am Freitag zum dritten Mal in Folge gebrochen. Allerdings wird inzwischen auch mehr getestet: Mehr als 150.000 Coronatests wurden laut den Behörden seit Donnerstag durchgeführt.
Nichtsdestotrotz steht das zweitbeliebteste Urlaubsland der Deutschen nach Spanien von Samstag an zumindest wieder teilweise auf der Risikoliste. Zwei beliebte Touristenziele sind betroffen: Das süditalienische Kampanien mit Neapel als Hauptstadt, der Amalfiküste und den Inseln Capri und Ischia sowie die nordwestliche Küstenregion Ligurien um Genua. Immerhin: Südtirol fehlt weiter in der Liste, was die Menschen, die vom Wintertourismus abhängig sind, zunächst erleichtern dürfte. Denn Südtirol steht auf der Kippe, die Zahlen schwanken immens: Anfang Oktober waren in Südtirol an einigen Tagen um die 90 Neuinfektionen in 24 Stunden zu verzeichnen, doch am 12. Oktober sank der Wert wieder auf 45 und ging damit um die Hälfte zurück. Für den 15. Oktober meldete die Landesverwaltung 98 Neuinfektionen und für den 16. Oktober noch einmal 128, berichtet die Südwest Presse.
„Wir werden alle nötigen Vorkehrungen treffen, damit der Ski- und Wintertourismus in Südtirol auch in diesem Winter möglich ist“, sagt der für Tourismus zuständige Landesrat in Südtirol, Arnold Schuler.
Manfred Pinzger, der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands, fürchtet die Einstufung zum Risikogebiet. Dann wäre auch die Wintersaison mit Skifahrern in Gefahr und die Existenz vieler Familienbetriebe im Tourismus gefährdet, so Pinzger.
Die Einstufung als Risikogebiet erfolgt, wenn ein Land oder eine Region den Grenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschreiten.
Die Angst ist zurück in Italien. Die aktuelle Entwicklung der Covid-19-Zahlen zeige „Elemente erhöhter Probleme im ganzen Land“, heißt es im aktuellen Bericht von Gesundheitsminister Roberto Speranza und dem Obersten Gesundheitsinstitut Italiens. Kampanien ist derweil im Teil-Lockdown, Kliniken in Mailand oder Palermo weisen offenbar bereits wieder Patienten ab, weil die Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt sind.
Ministerpräsident Giuseppe Conte appellierte angesichts der neuen Rekordzahlen, sich an die Regeln und auch die Empfehlungen der Regierung zu halten: „Wenn die Bürger nicht das Verantwortungsbewusstsein, das Zusammengehörigkeitsgefühl haben, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, kann man es nicht erreichen.“ Doch die zweite Welle* muss gebremst werden, denn Conte schließt einen zweiten Lockdown gegen alle Warnungen nicht mehr aus. Der Ministerpräsident der Lombardei, Attilio Fontana, etwa schlägt Alarm: „Einen zweiten Komplett-Lockdown können wir uns nicht leisten.“
Derweil wurde auch im Vatikan erneut Corona-Alarm ausgelöst. Diesmal wurde in der Papst-Residenz Santa Maria ein positiver Fall bekannt. Das berichtet die italienische Tageszeitung La Stampa. „Der derzeit asymptomatische Patient wurde isoliert, ebenso wie diejenigen, die in direkten Kontakt mit ihm kamen“, wird ein Vatikan-Sprecher zitiert. In den Tagen zuvor waren bereits elf Covid-Infektionen bei der Schweizer Garde, der Leibwache des Papstes, festgestellt.
Seit dem Beginn der Epidemie wurden in Italien rund 391.000 Ansteckungen mit dem Coronavirus registriert. In 36.427 Fällen führten die Infektionen zum Tod.