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Italien in „kritischer Lage“: Corona-Neuinfektionen auf Rekordhoch - Erhebliche Verschärfungen folgen

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Italien Ministerpräsident Giuseppe Conte fasst seine Corona-Maske mit seinen Händen an.
Giuseppe Conte hat die Corona-Maßnahmen in Italien erneut verschärft. © Mauro Scrobogna/LaPresse/AP/dpa

In Italien steigen die Zahlen auf den nächsten Höchststand. Deutschland zählt Teile des Landes wieder zum Risikogebiete. Conte warnt vor dem zweiten Lockdown und verschärft die Corona-Maßnahmen.

Update vom 19. Oktober, 9.45 Uhr: Die Coronavirus-Zahlen in Italien steigen rasant in die Höhe, die Angst vor der zweiten Infektionswelle und einem neuen Lockdown sitzt tief. Am Sonntag stiegen in Deutschlands Nachbarland, das bereits hart von der ersten Corona-Welle getroffen worden war, die Fallzahlen erneut immens an. Binnen 24 Stunden wurden in Italien 11.705 Neuinfektionen verzeichnet.

Der Trend geht wie in vielen europäischen Ländern deutlich nach oben: Am Freitag wurden in Italien mehr als 10.000, am Samstag bereits fast 11.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert. Die Regierung reagierte am Sonntag promt und verschärfte die Maßnahmen zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen.

Coronavirus in Italien: Regierung verschärft Maßnahmen - „kritische Lage“

Aufgrund der steil ansteigenden Ansteckungskurven schränkt die Regierung in Rom die Gastronomie weiter ein. Auch Sporttreiben gilt als risikoreich. Zu „maximaler Vorsicht“ rief Ministerpräsident Giuseppe Conte die Italiener auf. Im Fernsehen sprach er am Sonntagabend von einer „kritischen Lage“, in der sich das Land befinde.

Den neuen Vorschriften entsprechend dürfen in Lokalen höchstens sechs Menschen am Tisch sitzen, wie Conte bekannt gab. Die Sperrstunde für Restaurants und Bars mit Tischservice bleibe bei Mitternacht. Lokale ohne Sitzplätze müssten jedoch nach 18 Uhr den Service einstellen. Bürgermeister werden zudem ermuntert, beliebte Plätze abends zu schließen, auf denen sich viele Leute treffen. Büros sollen außerdem die Arbeit von zu Hause aus forcieren. Sportwettbewerbe von Amateuren sollen eingeschränkt werden. Außerdem gab Conte den Sportstudios eine Woche Zeit für schärfere Anti-Corona-Maßnahmen. Ansonsten drohe eine Schließung.

Premier Giuseppe Conte trägt eine Corona-Schutzmaske.
Giuseppe Conte schließt einen Komplett-Lockdown in Italien nicht aus. © Olivier Hoslet/EPA Pool/AP/dpa

Mit den Maßnahmen müsse ein neuer Lockdown vermieden werden, sagte Conte. Zuvor hatte der Ministerrat einen Haushaltsgesetzentwurf in Höhe von 39 Milliarden Euro verabschiedet, um den Auswirkungen der Covid-19-Krise zu begegnen. „Das Hauptziel besteht darin, der Erholung der Wirtschaft durch die Unterstützung von Investitionen, Bildung, Sozialhilfe und durch die Senkung der Steuern auf Arbeit und Unternehmen einen entscheidenden Impuls zu geben“, erklärte Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri bei Facebook.

Coronavirus in Italien: Fallzahlen steigen - Lombardei ergreift Maßnahmen

Update vom 17. Oktober, 16.43 Uhr: Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen haben die Behörden der norditalienischen Region Lombardei eine Sperrstunde für Bars und Restaurants ab Mitternacht eingeführt. Die neuen Maßnahmen sehen zudem ein Verkaufsverbot für Alkohol und Speisen zum Mitnehmen ab 18 Uhr vor. Amateursport-Events dürfen nicht mehr stattfinden. Menschen in Altersheimen dürfen von ihren Angehörigen nur noch besucht werden, wenn diese eine Genehmigung der Gesundheitsbehörden vorweisen können. Die Maßnahmen gelten ab Samstag in Kraft und zunächst bis zum 6. November. Die Einhaltung der neuen Regelungen soll von der Polizei überwacht werden.

Die Lombardei ist die am stärksten betroffene Region des Landes. In der vergangenen Woche hatte die italienische Regierung eine Maskenpflicht im Freien verhängt und den Ausnahmezustand bis zum 31. Januar verlängert. Italienischen Medienberichten zufolge erwägt Ministerpräsident Giuseppe Conte auch, eine nächtliche Ausgangssperre ähnlich wie in einer Reihe von Städten in Frankreich einzuführen.

Corona in Italien: Mehr als 10.000 Neuinfektionen - dritter Rekordwert in Folge

Erstmeldung vom 17. Oktober: In Italien haben die Gesundheitsbehörden am Freitag mehr als 10.000 Corona-Neuinfektionen* binnen 24 Stunden registriert - ein neuer Höchstwert seit dem Beginn der Pandemie. Demnach wurden auch 55 Tote in Verbindung mit dem Coronavirus gemeldet.

Im März hatte der höchste Wert an Neuinfektionen innerhalb eines Tages bei 6557 gelegen. Dieser Wert wurde mit 10.010 Neuinfektionen am Freitag zum dritten Mal in Folge gebrochen. Allerdings wird inzwischen auch mehr getestet: Mehr als 150.000 Coronatests wurden laut den Behörden seit Donnerstag durchgeführt.

Corona-Zahlen wüten in Italien - Südtirol aktuell noch kein Risikogebiet

Nichtsdestotrotz steht das zweitbeliebteste Urlaubsland der Deutschen nach Spanien von Samstag an zumindest wieder teilweise auf der Risikoliste. Zwei beliebte Touristenziele sind betroffen: Das süditalienische Kampanien mit Neapel als Hauptstadt, der Amalfiküste und den Inseln Capri und Ischia sowie die nordwestliche Küstenregion Ligurien um Genua. Immerhin: Südtirol fehlt weiter in der Liste, was die Menschen, die vom Wintertourismus abhängig sind, zunächst erleichtern dürfte. Denn Südtirol steht auf der Kippe, die Zahlen schwanken immens: Anfang Oktober waren in Südtirol an einigen Tagen um die 90 Neuinfektionen in 24 Stunden zu verzeichnen, doch am 12. Oktober sank der Wert wieder auf 45 und ging damit um die Hälfte zurück. Für den 15. Oktober meldete die Landesverwaltung 98 Neuinfektionen und für den 16. Oktober noch einmal 128, berichtet die Südwest Presse.

„Wir werden alle nötigen Vorkehrungen treffen, damit der Ski- und Wintertourismus in Südtirol auch in diesem Winter möglich ist“, sagt der für Tourismus zuständige Landesrat in Südtirol, Arnold Schuler.

Manfred Pinzger, der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands, fürchtet die Einstufung zum Risikogebiet. Dann wäre auch die Wintersaison mit Skifahrern in Gefahr und die Existenz vieler Familienbetriebe im Tourismus gefährdet, so Pinzger.

Die Einstufung als Risikogebiet erfolgt, wenn ein Land oder eine Region den Grenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschreiten.

Italiens Conte warnt vor zweitem Corona-Lockdown - Klinikbetten schon überfüllt

Die Angst ist zurück in Italien. Die aktuelle Entwicklung der Covid-19-Zahlen zeige „Elemente erhöhter Probleme im ganzen Land“, heißt es im aktuellen Bericht von Gesundheitsminister Roberto Speranza und dem Obersten Gesundheitsinstitut Italiens. Kampanien ist derweil im Teil-Lockdown, Kliniken in Mailand oder Palermo weisen offenbar bereits wieder Patienten ab, weil die Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt sind.

Ministerpräsident Giuseppe Conte appellierte angesichts der neuen Rekordzahlen, sich an die Regeln und auch die Empfehlungen der Regierung zu halten: „Wenn die Bürger nicht das Verantwortungsbewusstsein, das Zusammengehörigkeitsgefühl haben, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, kann man es nicht erreichen.“ Doch die zweite Welle* muss gebremst werden, denn Conte schließt einen zweiten Lockdown gegen alle Warnungen nicht mehr aus. Der Ministerpräsident der Lombardei, Attilio Fontana, etwa schlägt Alarm: „Einen zweiten Komplett-Lockdown können wir uns nicht leisten.“

Italien: Corona im Papst-Umfeld

Derweil wurde auch im Vatikan erneut Corona-Alarm ausgelöst. Diesmal wurde in der Papst-Residenz Santa Maria ein positiver Fall bekannt. Das berichtet die italienische Tageszeitung La Stampa. „Der derzeit asymptomatische Patient wurde isoliert, ebenso wie diejenigen, die in direkten Kontakt mit ihm kamen“, wird ein Vatikan-Sprecher zitiert. In den Tagen zuvor waren bereits elf Covid-Infektionen bei der Schweizer Garde, der Leibwache des Papstes, festgestellt.

Seit dem Beginn der Epidemie wurden in Italien rund 391.000 Ansteckungen mit dem Coronavirus registriert. In 36.427 Fällen führten die Infektionen zum Tod.

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