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Corona in Österreich: Impf-Drängler-Skandal immer größer - Bürgermeister packt auf Facebook aus

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Mitten im Salzkammergut gelegen: Bad Goisern am Hallstättersee.
Mitten im Salzkammergut gelegen: Bad Goisern am Hallstättersee. Auch hier hat sich ein Bürgermeister bei den Corona-Impfungen „vorgedrängelt“. © imago images / imagebroker

Österreich hat den Coronavirus-Lockdown verlängert. Drängler bei den Corona-Impfungen sorgen für Ärger, Kanzler Sebastian Kurz ist empört. Der News-Ticker.

Update vom 20. Januar, 18.15 Uhr: Der Skandal um sogenannte Impf-Drängler zieht in Österreich* immer weitere Kreise.

In Bundesländern wie Tirol, Kärnten und Wien sind zuletzt reihenweise Fälle bekannt geworden, in denen Politiker, Gemeindebedienstete und Angehörige mit übrig gebliebenen Impfstoffdosen gespritzt wurden, die nicht an Bewohner von Altenheimen oder Gesundheitspersonal verabreicht werden konnten.

Jetzt hat der nächste Amtsträger ausgepackt: An diesem Mittwoch gab der Bürgermeister von Bad Goisern am Hallstättersee (Oberösterreich) via Facebook bekannt, dass er geimpft worden sei, weil noch eine Dosis übrig war.

„Im Zuge der Vorbereitungsarbeiten auf die Impfung im Altenheim wurde am Sonntag auch überprüft wie viele Impfdosen in einem Fläschchen sind. Es sind 7, um 2 mehr als vom Hersteller angegeben. Eine davon wurde mir vom Impfkoordinator angeboten und verabreicht“, schrieb der Lokalpolitiker.

Ich komme mit vielen alten Personen in Kontakt und kann diese jetzt nicht mehr gefährden.

Bürgermeister von Bad Goisern (Oberösterreich)

Und er rechtfertigte sich:  „Mir ist wichtig zu betonen, dass ich meine Funktion als Bürgermeister nicht aktiv dafür verwendet habe bevorzugt zu werden und dass durch diese Impfung, der Impfplan für das Altenheim in keiner Weise beeinträchtigt wurde. (...) Ich komme in meiner Arbeit mit vielen alten Personen in Kontakt z.B. bei Gratulationen und kann diese jetzt nicht mehr gefährden.“

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte an diesem Mittwoch das angebliche „Drängeln“ von Lokal-Politikern bei den Corona-Impfungen* scharf kritisiert.

Coronavirus-Pandemie in Österreich: FFP2-Maskenpflicht ab 25. Januar im Einzelhandel und den Öffis

Update vom 20. Januar, 18.00 Uhr: Die Bundesregierung hat die Verlängerung des Corona-Lockdowns in Österreich bereits bekannt gegeben, heute folgte der dafür notwendige Verordnungsentwurf.

Darin enthalten ist auch die FFP2-Maskenpflicht, die in der Alpenrepublik ab dem 25. Januar in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Einzelhandel aber zum Beispiel auch beim Besuch von Dienstleistern wie KfZ-Werkstätten gilt.

Ferner wird den Bürgern vorgeschrieben, dass Personen im öffentlichen Raum vorerst zwei statt bisher einen Meter Abstand zueinander halten müssen.

Coronavirus-Pandemie in Österreich: 3,8 Millionen weitere Impfstoffdosen von Biontech

Update vom 20. Januar, 17.30 Uhr: Österreich hat sich 3,8 Millionen weitere Impfstoffdosen des deutschen Herstellers Biontech gesichert - und hofft dadurch, bei den Lieferungen des Corona-Impfstoffes schneller berücksichtigt zu werden.

„Diese Gesamtmenge dient dabei als Beschleunigungsfaktor, da ein großer Teil dieser Menge nur dann bereits im zweiten und dritten Quartal 2021 geliefert wird, wenn die maximal mögliche Gesamtmenge in Anspruch genommen wird“, erklärte Gesundheitsminister Rudolf „Rudi“ Anschober (Die Grünen) an diesem Mittwoch: „Zudem besteht für die EU die Möglichkeit zusätzlich zu den 200 Millionen Dosen, aus einer weiteren Option zusätzliche 100 Millionen Biontech-Pfizer-Dosen abzurufen, das heißt in der Folge weitere 1,9 Millionen Dosen für Österreich, spätestens im vierten Quartal 2021“

Coronavirus-Pandemie in Österreich: 1671 neue Corona-Fälle in der Alpenrepublik

Update vom 20. Januar, 13.16 Uhr: Österreich ist noch weit von seinem Ziel 500 Neuinfektionen pro Tag entfernt. In den vergangenen 24 Stunden wurden 1671 neue Corona-Fälle in Österreich verzeichnet, teilt das ORF mit.

Derzeit befinden sich demnach 2006 Covid-19-Patienten im Krankenhaus. 323 müssen auf einer Intensivstation behandelt werden. Die 7-Tage-Inzidenz liegt nach aktuellen Datenstand bei 121, teilt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit.

Corona in Österreich: „Es macht mich wütend und zornig“ - Kurz zu Impf-Vordränglern

Überhaupt kein Verständnis hat Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) für einige Bürgermeister, die sich bei der Impfung gegen das Coronavirus vorgedrängelt haben. „Es macht mich wütend und zornig“, sagte Kurz der österreichischen Kronen Zeitung (siehe auch Update vom 19. Januar, 20.54 Uhr). Politiker, Gemeindebedienstete und Angehörige haben sich „übriggebliebene“ Impfstoffe gesichert.

„Wenn sich jemand vordrängt, ist das moralisch enttäuschend“, betonte Kurz. Er selbst sei mit 34 Jahren noch nicht an der Reihe und werde warten. Dann, werde er sich bewusst mit dem Impfstoff von AstraZeneca immunisieren lassen.

„Viele tun so, als wäre Biontech/Pfizer der Mercedes und AstraZeneca der Skoda unter den Impfstoffen. Ich werde mich bewusst mit AstraZeneca impfen lassen, um diesem Mythos gegenzuwirken“, erklärte Kurz. Der Impfstoff des schwedisch-britischen Unternehmens steht kurz vor der Zulassung.

Corona-Impfungen in Österreich: Bürgermeister drängeln sich vor? Staatsanwaltschaft will dem nachegehen

Update vom 19. Januar, 20.54 Uhr: Haben Politiker die Impf-Reihenfolge in Österreich mehrfach umgangen? Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt von der konservativen ÖVP sah sich am Dienstag zu einer Rechtfertigung gezwungen, warum er sich bei einer Impfaktion in einem Seniorenheim impfen ließ, obwohl dem Plan zufolge Politiker noch nicht an der Reihe waren. Die Heimärztin widersprach Matts Darstellung, dass ihm die Impfung verabreicht worden sei, als es keine Wartenden mehr gegeben habe, berichtet die AFP.

In den vergangenen Tagen gab es aber mehrfach Berichte, dass etwa Politiker und Mitarbeiter von Stadtverwaltungen bereits geimpft wurden. Die Staatsanwaltschaft von Kärnten teilte mit, sie werde mindestens einem derartigen Bericht nachgehen. Mehrere Bürgermeister gaben an, dass sie die Impfung vorzeitig erhielten, weil sie selbst unter Herzproblemen litten oder sich um Angehörige in Seniorenheimen kümmerten.

Kanzler Kurz zu Corona-Lockdown: „Wären wir eine Insel, wüsste ich, was ich machen müsste“

Update vom 19. Januar, 14 Uhr: Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte sich beim TV-Sender Puls 4 zur Verlängerung des Corona-Lockdowns in Österreich. Er erklärte, das Ende des Corona-Lockdowns am 8. Februar sei keinesfalls in Stein gemeißelt. Kurz machte deutlich, er würde sich nur ungern auf ein Datum festlegen, „aber wenn wir kein Datum nennen, klingelt den ganzen Tag das Telefon“.

Im Bezug auf mögliche Ein- und Ausreiseverbote sagte der Kanzler: „Wären wir eine Insel, wüsste ich, was ich machen müsste.“ Durch die Verbundenheit mit den Nachbarländern seien Österreich und Europa allerdings in einer anderen Position. „Unser System würde zusammenbrechen, wenn wir dicht machen“, stellte Kurz klar.

Markus Söder (l, CSU), Ministerpräsident von Bayern, und Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler von Österreich, begrüßen sich vor einem Arbeitstreffen im Zollamt in Bad Reichenhall.
Aufgrund der Verbundenheit zu den Nachbarländern schließt Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (r.) derzeit Ein- und Ausreiseverbote aus. (Archivbild) © picture alliance/dpa/dpa-Pool | Sven Hoppe

Corona-Lockdown in Österreich verlängert: „In einer Pandemie gibt es keine Garantie“

Erstmeldung vom 19. Januar: Wien - In Österreich ziehen die Corona-Infektionszahlen* nach einem leichten Rückgang wieder an. Am Dienstag wurden in der Alpenrepublik 1.486 neue Corona-Fälle (Vortag: 1.161) verzeichnet. Das Ziel von Kanzler Sebastian Kurz und seiner Regierung ist es, durch den verlängerten Lockdown unter 700 Neuinfektionen pro Tag zu kommen.

Im Idealfall könne man so am 8. Februar erste Öffnungsschritte setzen, erklärte Kurz. Allerdings stellte der Kanzler am vergangenen Sonntag im Bundeskanzleramt ebenfalls klar: „In einer Pandemie* gibt es keine Garantie.“

Corona-Lockdown in Österreich: Gastronomen starten Öffnungs-Aktion - „Branche steht vor dem Ruin“

Der verlängerte Lockdown in Österreich trifft die Gastronomie hart. Die Betreiber müssen sich bereits seit Monaten gedulden. Eine Öffnung scheint weiterhin nicht in Sicht. Viele von ihnen stehen vor dem Aus.

„Die Branche steht vor dem Ruin“, erklärte die Wirtin Ale­xandra Psichos aus Wien gegenüber der Zeitung Österreich. Gemeinsam mit vielen weiteren Gastronomen aus dem ganzen Land rief sie daher auf Facebook die Aktion „5 vor 12 – wir öffnen wieder“ ins Leben. Die Teilnehmer wollen ihre Betriebe öffnen, ohne Gäste zu bewirten. Stattdessen stellen sie Grabkerzen ins Fenster.

Ein leeres Café in der Wiener Innenstadt.
Die Cafés in der Wiener Innenstadt bleiben aktuell leer. © imago images / photosteinmaurer.com/ Tobias Steinmaurer

Corona-Lockdown in Österreich: Wirte fordern Hilfe von der Regierung

Psichos stellte klar, die Teilnehmer der Aktion wollen „keine Wutwirte“ sein, die ohne Masken gegen die Corona*-Maßnahmen auf die Straßen gehen. „Auch leugnen wir Corona nicht, wir nehmen das ernst“, so die Wiener Gastronomin. Ihre Forderung: „Wenn wir kein Geld verdienen dürfen, dann müssen zumindest die Zuschüsse fließen.“ Manche Wirte hätten seit November kein Geld mehr bekommen, berichtete Psichos.

Gert Kunze, Chef eines Wiener Cafés, machte gegenüber Österreich deutlich, dass viele Betriebe den Lockdown nicht überleben werden. „Wir sind bereit, wir wollen arbeiten, doch wir dürfen nicht“, bilanzierte er. Norbert Zauner, Betreiber einer Sportkantine, klagte ebenfalls: „Wenn die Regierung das Land still­legt, dann muss sie auch dafür sorgen, dass wir über­leben können.“ Er habe Angst um seine Existenz und wolle nur seine Familie versorgen.

Video: Corona-Mutation in Österreich mehrfach nachgewiesen

Corona in Österreich: Selbsttest-Chaos an den Schulen

Im Corona-Lockdown* in Österreich bleiben auch die Schulen vorerst geschlossen. Zur Wiederöffnung sollen den Schülern kostenlose und freiwillige Selbsttests angeboten werden. Die Tests seien „so einfach wie Nasenbohren“ durchzuführen, hieß es in einem Anleitungs-Video zur Aktion.

Das Problem: „Die Tests sind entweder gar nicht oder in ungenügender Anzahl angekommen.“ Das erklärte Pflichtschul-Gewerkschafter Thomas Bulant (SPÖ) gegenüber oe24.at. Die Direktoren sollten die Corona-Tests* am vergangenen Sonntag an ihren Schulen im Empfang nehmen, viele warteten jedoch vergeblich.

„Menschen am Sonntag ihre Freizeit zu nehmen und dann klappt die Logistik seitens des Ministeriums nicht, ist mehr als skandalös“, echauffierte sich Bulant. Laut dem Bildungsministerium hatte der Flieger, der die Corona-Schnelltests aus China anliefern sollte, Verspätung. In den nächsten Tagen sollten aber alle 5.800 Schulstandorte beliefert werden. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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