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Ganzes Land sucht Tirols Corona-„Patient 1“: Die Spur führt nach München - neue Details

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In Tirol gelten strikte Ausreisebestimmungen. Das österreichische Bundesland sucht nach „Patient 0“ der südafrikanischen Mutation. Die Spur nach Süddeutschland sorgt für Verwirrung.

Update vom 14. Februar, 11.59 Uhr: Eigentlich schien so langsam Licht ins Dunkel zu kommen. Nach einem massiven Ausbruch der hoch ansteckenden südafrikanischen Corona-Mutation im österreichischen Tirol begann eine frenetische Spurensuche. Mit Erfolg - wissen will man mittlerweile nämlich:

So berichtet es auch Gebhard Mair (Grüne), Mitglied des Tiroler Landtages, im ORF. Irritierend ist nur, dass der Einsatzleiter der Untersuchung in Tirol, Elmar Rizzoli, zumindest bis zum Freitag von der Einschleppung aus Bayern nichts gewusst haben will. Er erklärte gegenüber OE24.at, die Behörden würden eine „vielversprechende Spur“ verfolgen, die „geografisch in eine andere Richtung geht“. Ob diese mittlerweile ausgeschlossen werden konnte ist noch unklar. Tatsächlich sicher ist bisher nur: In Tirol gibt es zur südafrikanischen Virus-Variante 453 Verdachtsfälle, 176 ­davon sind eindeutig bestätigt. 

Corona-Mutation in Tirol: Ein ganzes Land auf der Jagd nach dem ersten Fall

Update vom 13. Februar, 10.10 Uhr: Österreich kontrolliert die Ausreise aus Tirol. Deutschland verschärft seine Grenzkontrollen ab Sonntag. Es gibt einen Einreisestopp nach Bayern. Ausnahmen soll es keine geben. Eine Frage beschäftigt indes viele: Wie ist die Südafrika-Mutation B.1.351 überhaupt nach Tirol gekommen?

Anfangs hat es viele Spekulationen darüber gegeben. Die Tiroler Behörden haben jetzt eine heiße Spur. „Akribisch“ wird jedem Hinweis nachgegangen. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, heißt es weiter in einer Mitteilung mit der Überschrift „Spur zu möglicher Quelle der Südafrika-Mutation in Tirol“.

Corona in Österreich: Suche nach „Patient 1“

„Der Fall Null in Tirol geht auf einen Probenabstrich einer Person im Bezirk Schwaz am 23. Dezember 2020 zurück“, teilt das Land Tirol mit. Der Infizierte war symptomlos und wurde routinemäßig vor einer OP getestet, berichten österreichische Medien. Doch dieser Mann hatte davor einen Bekannten getroffen, der zuvor fünf Wochen geschäftlich in Südafrika war. Das bestätigt auch das Land Tirol. Ein Corona-Fall in Schwaz galt bisher als „Patient 1“. Wie sich nun herauskristallisiert, könnte bei dem Besuch nach der Südafrika-Reise eine Infektion stattgefunden haben.

Corona-Mutation in Österreich - Spur geht nach Süddeutschland

Am 10. Dezember 2020 ist die Person - also die Bekannte - mit dem Flugzeug „von ihrer beruflichen Reise aus Südafrika retour und landete am Flughafen in München.“ Bei der Südafrika-Reisenden handelt es sich offenbar um eine Frau aus Niederösterreich, wie aus der Mitteilung des Landes Tirol herauszulesen ist.

Die Frau hatte sich demnach auf dem Flug (11 Stunden Flugzeit) offenbar bei ihrem Sitznachbarn - einem Kollegen aus Südafrika - angesteckt. Während des Fluges hätten beide FFP2-Masken getragen. Den Angaben nach sei ein Sitzplatz zwischen den beiden im Flugzeug frei gewesen. Der Sitznachbar - ein Deutscher aus Süddeutschland - sei noch am Flughafen München positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Die Österreicherin gibt an, am selben Tag einen PCR-Test in einem privaten Labor in Tirol veranlasst zu haben. Das Ergebnis sei negativ gewesen. „Nach der negativen Testung kam es dann zum Besuch beim bisherigen vermeintlichen Tiroler Fall Null im Bezirk Schwaz“, erklärt das Land Tirol.

Die Sache hat allerdings einen Haken: „Der Nachweis durch eine Sequenzierung ist in diesem Fall nicht mehr möglich, da die entsprechenden Proben für eine Sequenzierung nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Ob die PCR-Probe von dem Deutschen am Flughafen München noch existiert ist zunächst noch unbekannt.

 „Wichtig ist uns, zu betonen, dass es bei den Erhebungen nicht darum geht, einen ‚Schuldigen‘ zu suchen. Es geht einzig und allein darum, mögliche Infektionsketten bestmöglich nachzuvollziehen und allen Hinweisen nachzugehen, damit sich die ansteckenderen Mutationen nicht weiter ausbreiten können“, so der Bezirkshauptmann von Schwaz Michael Brandl.

In Tirol hat sich die Anzahl der durch Voll-oder Teilsequenzierung bestätigten Mutationsfälle auf 219 erhöht, berichtet das ORF. 176 davon waren bereits vollsequenziert, 43 teilsequenziert, teilte das Land am Freitag mit.

Corona in Österreich: Tirol offiziell „Virusmutationsgebiet“ - Bahn schafft erste Fakten

Update vom 12. Februar, 18.31 Uhr: Die Kontrollen an den Grenzen zu Österreich und Tschechien hat Deutschland bereits verschärft. Nun reagierte auch die Deutsche Bahn (DB) und stellte den Fernverkehr nach Tirol und Tschechien vorerst ein.

Aufgrund der neuen Corona-Regeln steuern die DB-Regionalzüge und die Waggons der Bayerischen Regiobahn (BRB) das österreichische Bundesland nicht mehr an. Wie man mit Zügen mit Fahrtziel Tschechien umgeht, ist noch nicht endgültig geklärt, so die beiden Unternehmen in einem Statement am Freitag. Man befinde sich noch im Austausch, sagte ein Sprecher.

Definitiv entfallen werden ab Sonntag 0.00 Uhr die Eurocitys München - Innsbruck - Verona sowie Hamburg - Berlin - Prag. „Aufgrund der neuen behördlichen Pandemie-Vorgaben für die Ein- und Ausreise sind die grenzüberschreitenden Verkehre von DB Regio nach Tirol zum 12.02.21 eingestellt worden“, hieß es bezüglich des Regionalverkehrs nach Österreich. Das betreffe Verbindungen nach Innsbruck und Reutte. BRB-Züge auf der Strecke München-Kufstein wenden unterdessen im Bahnhof Kiefersfelden an der bayerischen Grenze.

Corona in Österreich: Tirol offiziell „Virusmutationsgebiet“ - Grünen-Politiker greift Söder an

Update vom 12. Februar, 16.39 Uhr: Das österreichische Bundesland Tirol wurde am Donnerstag von Deutschland offiziell als „Virusmutationsgebiet“ eingestuft. Schon einen Tag zuvor hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Verantwortlichen der Region Untätigkeit vorgeworfen. „Ich bin schon besorgt, dass da ein zweites Ischgl droht“, hatte der bayerische Landeschef im ZDF-“heute-journal“ gesagt.

Aus Tirol kam nun scharfe Kritik an Söders Aussagen. „Vielleicht ist der Herr Söder nicht über alles genau informiert“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Tirol, Gebi Mair, dem ZDF. „Wenn er konstruktive Beiträge hat, wie wir die Mutationen besiegen können, ist er herzlich willkommen“, meinte der verärgerte Grünen-Politiker in Richtung Söder.  

Corona in Österreich: Einreise aus Tirol nach Deutschland nur mit negativem Corona-Test

Update vom 12. Februar, 13.20 Uhr: Seit Freitag ist ein Verlassen des Bundeslandes Tirol in Richtung Deutschland oder in angrenzende österreichische Bundesländer nur mit einem negativen Corona-Test möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Diese Vorschrift gilt auch für Pendler. Die auf zehn Tage ausgelegte Maßnahme der Regierung in Wien soll helfen, eine Verbreitung der in Tirol gehäuft aufgetretenen südafrikanischen Corona-Mutation zu verhindern.

„Bisher mussten nur ganz wenige Menschen zurückgewiesen werden“, sagte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Tirol am Freitag. An manchen Übergängen seien Teststationen verfügbar, in denen die Zurückgewiesenen einen Antigen-Schnelltest noch nachholen könnten. Das Verkehrsaufkommen sei mit dem zu normalen Zeiten vergleichbar, hieß es.

Ein Polizist gibt ein Zeichen, während er mit Kollegen bei Kufstein an der Grenze zu Deutschland Ausreisekontrollen bei Autofahrern durchführt.
Bei Kufstein werden an der Grenze zu Deutschland Ausreisekontrollen durchgeführt. © Daniel Liebl/dpa

Corona in Österreich: Deutschland erklärt Tirol zum Virusmutationsgebiet - strenge Grenzkontrollen angekündigt

Am Donnerstag wurde Tirol vom deutschen Bundesinnenministerium als sogenanntes Virusmutationsgebiet eingestuft. Ab Sonntag wird es daher strenge Grenzkontrollen geben, um die damit verbundenen Beförderungs- und Einreiseverbote durchzusetzen. Aus Regierungskreisen hieß es am Freitag, dass mögliche Ausnahmen für Einreisen derzeit noch zwischen den verschiedenen Ministerien abgestimmt werden.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte bereits am Mittwoch im ZDF-„heute journal“ gesagt: „Wir sind bei Österreich sehr verunsichert.“ Er zeigte sich besorgt, dass sich die südafrikanische Virus-Variante aus Tirol auch in Bayern ausbreiten könnte. „Deshalb haben wir jetzt den Bund gebeten, sie zu Mutationsgebieten zu erklären“, erklärte Söder am Donnerstag in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“*. Er betonte zu den Maßnahmen: „Die Grenzen werden nicht dichtgemacht, aber die Sicherheitsfrage wird erhöht.“ 

Virusmutationsgebiet Tirol: Spahn bezeichnet diese Maßnahme als „unumgänglich“

Auch Deutschlands Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte sich bei der Bundespressekonferenz am Freitag zur Einstufung Tirols als Virusmutationsgebiet. „Wir müssen unser Land vor dem Eintrag weiterer Viren schützen“, erklärte er. „Diese Maßnahme schmerzt“, so Spahn. Sie sei aber „für eine gewisse Zeit unumgänglich“.

Ein Großteil der Fälle der südafrikanischen Corona-Variante in Tirol wurde im Bezirk Schwaz nachgewiesen. Dieser liegt direkt an der deutschen Grenze zu den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach.

Corona in Österreich: Bereits 438 Südafrika-Fälle in Tirol

Update vom 11. Februar, 14.46 Uhr: Das Land Tirol hat aktuelle Daten zu den südafrikanischen Corona-Mutationen veröffentlicht. In der Mitteilung heißt es, dass es „insgesamt 438 bestätigte und teils unbestätigte Fälle der Südafrika-Mutation in Tirol“ gibt. Die Infektions-Fälle beziehen sich auf einen Zeitraum vom 23. Dezember bis 9. Februar.

Dabei handelt es sich um 176 mit Vollsequenzierung bestätigte Südafrika-Mutationen durch die AGES, 14 teilsequenzierte Fälle, die mit großer Wahrscheinlichkeit eine Südafrika-Mutation aufweisen und 248 vorselektierte Verdachtsfälle, die einen PCR-Verdacht auf die Südafrika-Mutation aufweisen und nun teil- bzw. vollsequenziert werden. Weiter heißt es, dass bei diesen 262 vorselektierten und teilsequenzierten Fällen bzw. Verdachtsfällen es einen Anteil von gesamt 141 aktiv Positiven gibt. Nach den bisherigen Erfahrungen würde sich der Großteil dieser Fälle bestätigen.

„Damit ergibt sich eine Zahl von aktuell 145 aktiv Positiven bei allen bestätigten Fällen und Verdachtsfällen der Südafrika-Mutation in Tirol“, heißt es in der Mitteilung. Verdachtsfälle gibt es mittlerweile in jedem der neun Tiroler Bezirke, die meisten im Bezirk Schwaz.

Corona in Österreich: Bundesheer kontrolliert Sperrzone Tirol

Update vom 11. Februar, 13.55 Uhr: In Tirol werden ab Freitag rund 1200 Polizisten und Soldaten für die Ausreisekontrollen wegen der Coronavirus-Mutante eingesetzt. Zur Zeit werde noch an der Infrastruktur für die Kontrollstellen gearbeitet, teilte ein Sprecher der Landespolizeidirektion am Donnerstag mit.

Für die Ausreise aus Tirol ist von Freitag an für zunächst zehn Tage ein negativer Corona-Test nötig, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Ausgenommen von dieser Vorschrift sind nach bisherigen Angaben Kinder sowie der Güterverkehr und die Durchreise ohne Zwischenstopp. Die Regel gilt sowohl an der Grenze zu Bayern als auch zu den anderen österreichischen Bundesländern.

Corona in Österreich: Lage in Tirol verunsichert Söder - Sorge vor „zweitem Ischgl“

Erstmeldung vom 11. Februar: Wien - In Österreich polarisiert der Ausbruch der südafrikanischen Corona-Mutation in Tirol. Von Freitag an gelten für das Bundesland strenge Reisebeschränkungen. Für mindestens zehn Tage dürfen Menschen Tirol nur noch mit einem negativen Corona-Test* verlassen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Das westliche Bundesland wird somit zur „Sperrzone“, während der Lockdown* im gesamten Land seit Montag gelockert ist.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich nach dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Mittwochabend ebenfalls besorgt über die Lage im Nachbarland. „Wir sind bei Österreich sehr verunsichert“, erklärte er im ZDF-„heute journal“. Er beobachte die Entwicklungen sehr genau. „In Tirol, so hört man, interessiert das niemanden“, sagte Söder zu den beschlossenen Corona-Maßnahmen der Regierung in Wien für das an Bayern grenzende Bundesland.

Markus Söder, CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident von Bayern (l), und Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) geben eine gemeinsame Pressekonferenz im Bundeskanzleramt in Wien.
Bayerns Ministerpräsident erwägt aufgrund der Ausbreitung der Corona-Mutation in Tirol Grenzschließungen. (Archivbild) © Hans Klaus Techt/dpa

„Ich bin schon besorgt, dass da ein zweites Ischgl droht“, stellte der bayerische Ministerpräsident klar. Söder erklärte auch, dass Grenzschließungen zu Österreich möglich sind, sollte man das Nachbarland, wie beispielsweise Großbritannien oder Portugal, als „Virus-Mutationsgebiet“ definieren. Skiurlaube in den betroffenen Gebieten in Tirol hätten sich erneut als Infektionsherd in der Corona-Pandemie* erwiesen. „Insofern werden wir das Thema sehr genau beachten müssen“, so Söder.

Corona in Österreich: Kritik an Vorgehen der Regierung - „Dem neuen Virus Tür und Tor geöffnet“

In Österreich sorgt der Umgang mit dem Ausbruch der Corona-Mutation in Tirol ebenfalls für heftige Kritik. SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner bemängelte am Mittwoch das zögerliche Handeln der Bundesregierung in der Corona-Pandemie*. Durch das lange Nichthandeln in Tirol und das verfrühte Öffnen habe man „dem neuen Virus Tür und Tor geöffnet“.

Parteichefin der SPÖ: Pamela Rendi-Wagner.
Parteichefin der SPÖ: Pamela Rendi-Wagner. © Georg Hochmuth/dpa

Seit Wochen hätten Expert:innen vor allem vor der südafrikanischen Variante in Tirol gewarnt, erklärte Rendi-Wagner. Die Regierung habe dennoch erst lange verhandelt und die Maßnahmen zur Eindämmung der Mutation treten erst Ende der Woche in Kraft. „Diese Maßnahmen für Tirol kommen viel zu spät und sind epidemiologisch zahnlos. Sie werden nicht verhindern, was verhindert hätte werden müssen“, so die SPÖ-Chefin.

Darüber hinaus kritisierte Rendi-Wagner den Streit zwischen den Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene scharf und rief zur Zusammenarbeit auf. „Wir alle sind Tirol, wir alle sind Österreich. Neue Virus-Varianten betreffen uns alle. Daher müssen wir gemeinsam und entschlossen an einem Strang ziehen“, forderte sie. Die SPÖ-Chefin plädierte für ein Ende der „Muskelspiele und Machtkämpfe von Bundesregierung gegen Landesregierung und umgekehrt“. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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