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Corona: RKI meldet wieder höhere Inzidenz – Weltärztechef: „Wird durch Reiserückkehrer ganz klar steigen“

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Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland nehmen weiter zu. Experten fordern konsequente Quarantäne-Regeln und mehr Solidarität bei Impfungen.

Berlin - Seit einem Tiefstand Anfang Juli steigt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell wieder an. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet für ganz Deutschland 13,6 Corona*-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Wochen (Stand: 24.07.2021, 03.13 Uhr). Im Vergleich zum Vortag meldeten die Gesundheitsämter laut RKI 1919 neue Fälle und 28 Tote.

In drei deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten liegt die Sieben-Tage-Inzidenz seit Samstag, 24. Juli über dem kritischen Wert von 50:

Als zusätzlicher Treiber in der Corona-Pandemie gelten Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren. Auch diesen Sommer könnten sie zu einem Anstieg der Infektionszahlen beitragen. Das vermutet der Vorsitzende des Weltärztebundes: „Spanien und Italien sind beliebte Urlaubsländer vor allem bei jüngeren Menschen, die oft noch nicht zweimal geimpft sind. Der Viren-Eintrag nach Deutschland aus diesen Ländern wird durch die Reiserückkehrer ganz klar steigen“, sagte Frank Ulrich Montgomery der Rheinischen Post. Auch der Virologe Hendrik Streeck sieht diese Menschen als Pandemie-Treiber.

Corona in Deutschland: Weltärztebund fordert konsequente Quarantäne

Daher hat Frank Ulrich Montgomery kein Verständnis für Lockerungen. Er fordert konsequente Quarantäne-Maßnahmen für Ungeimpfte. Mit Einhaltung der Corona-Regeln müsse dafür gesorgt werden, dass aus der vierten Welle kein „Tsunami“ werde.

Reisende gehen im Juli 2021 im Flughafen Düsseldorf mit Koffern durch die Abflughalle.
Weltärztechef Frank Ulrich Montgomery warnt vor einer steigenden Corona-Inzidenz durch Reiserückkehrer (Symbolbild). © Henning Kaiser/dpa

Ähnlich blickt Karl Lauterbach auf die aktuelle Lage. „Derzeit haben wir die Herdenimmunität noch nicht erreicht, deshalb rate ich, weiter vorsichtig zu sein“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das bedeute auch: „Discothekenbesuche nur für Menschen, die geimpft, genesen oder getestet sind und nur mit Maske.“

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek appellierte an Erwachsene, sich gegen Corona impfen* zu lassen. „Gerade jetzt, wo die Infektionszahlen wieder ansteigen, sollten sich möglichst alle Erwachsenen mit den Kindern und Jugendlichen solidarisch zeigen, indem nicht geimpfte Personen die Impfangebote wahrnehmen“, sagte die CDU-Politikerin* den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Solidarität der Erwachsenen wäre ein ganz wichtiger Beitrag, um nach den Sommerferien einen regulären Schulbetrieb zu ermöglichen.“

Corona-Impfungen: Bildungsministerin sieht Verantwortung bei Erwachsenen

Karliczek argumentierte: „Für die jüngeren Kinder ist kein Impfstoff zugelassen, für die Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren wird keine Impfung empfohlen. Darum: Je weniger das Virus unter den Erwachsenen zirkuliert, desto weniger kann es auch für die Jüngeren zu einer Gefahr werden. Auch Kinder und Jugendliche können schwer erkranken, und wir wissen auch noch zu wenig über Long Covid bei Kindern und Jugendlichen.“

Szene aus den Impfzentrum Löbau in Sachsen.
Die Politik appelliert, die Corona-Impfangebote wahrzunehmen. © Sebastian Kahnert/dpa

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz sieht die Verantwortung vor allem bei jüngeren Erwachsenen. Brysch wirft ihnen mangelnde Impfbereitschaft vor. „Obwohl mittlerweile Impfstoff für täglich zwei Millionen Menschen bereitsteht, werden nur 500.000 Dosen abgerufen, denn der Impffortschritt dümpelt in der jungen und mittleren Generation vor sich hin“, so Brysch in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Immer wieder sei kritisiert worden, die Jungen müssten zugunsten Älterer auf ihre Freiheit verzichten, sagte Brysch der Zeitung. Dass die Impfbereitschaft bei ihnen nun so gering sei, zeige, „dass an dem Vorwurf nichts dran war“. Die über 60-Jährigen hingegen würden „mit erwartbarer fast 90-prozentiger vollständiger Impfquote ihren Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen“. Schon jetzt hätten 85 Prozent dieser Altersgruppe das Impfangebot angenommen.

AlterImpfquote: ErstimpfungImpfquote: ZweitimpfungImpfbereitschaft: Geimpfte und BereiteImpfbereitschaft: Verweigerer, Unsichere und Zögerliche
18- bis 59-Jährige60,6 Prozent47,7 Prozent81,3 Prozent18,7 Prozent
über 60-Jährige84,7 Prozent76,8 Prozent86,9 Prozent13,1 Prozent

Quellen: Robert-Koch-Insitut (Stand: 23.07.2021, 08.00 Uhr), COSMO-Studie der Uni Erfurt (Stand, 13.07.2021)

Eine Erhebung der Uni-Erfurt bezüglich der Impfbereitschaft hat ergeben, dass die Bereitschaft unter Jüngeren nur leicht geringer ausfällt als unter über 60-Jährigen. Ob die geringere Impfquote unter Jüngeren an mangelnder Bereitschaft liegt oder doch an dem später ausgesprochenen Impfangebot liegt, ist damit wohl nicht eindeutig festzustellen. (lb mit dpa/AFP) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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