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Südafrikanische Corona-Variante könnte zu erhöhten Infektionen führen - Impfstoffe-Erfolge in Gefahr?

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In einem Institut werden Proben auf eine hochansteckende Corona-Mutation untersucht (Archivbild).
In einem Institut werden Proben auf eine hochansteckende Corona-Mutation untersucht (Archivbild). © Daniel Cole/picture alliance/dpa/AP

Eine südafrikanische Coronavariante scheint noch ansteckender zu sein als die britische Mutation. Sind Impf-Erfolge in Gefahr? Christian Drosten hat eine klare Meinung - doch ein Impfstoff-Forscher widerspricht.

München - Eine südafrikanische Corona-Variante mit der Bezeichnung 501Y.V2 könnte sich noch weiter ausbreiten als bisherige Virus. Zudem sollen Antikörper-Therapien und Impfstoffe bei diesem Erregertyp nicht so wirksam sein wie bei Sars-CoV-2. Forscher berichten von diesen Beobachtungen in zwei Fachartikeln - eine Prüfung von unabhängigen Fachkollegen steht jedoch noch aus.

In dem Bericht heißt es zudem, dass sich bereits Infizierte ein weiteres Mal mit dieser Variante anstecken könnten. Zuerst wurde diese Corona-Variante, auch als B.1.351* bekannt, in Südafrika entdeckt. Mittlerweile hat sie sich jedoch auf der ganzen Welt verbreitet, auch in Deutschland wurde sie bereits nachgewiesen.

Darum gilt die südafrikanische Corona-Variante als noch ansteckender als die britische Mutation

Besonders an der Variante ist, dass sie gleich mehrere Mutationen aufweist und diese das sogenannte Spike-Protein des Virus verändern. Das Virus nutzt dieses Eiweiß, um sich an die Körperzellen anzuheften und letztendlich in sie einzudringen.

Die südafrikanische Variante gilt als noch ansteckender als die mutierte britische Variante, doch woran liegt das? Anhand von Computersimulationen hat eine Gruppe um Gard Nelson von der Firma ImmunityBio in Culver City (Kalifornien, USA) die Folgen der genetischen Veränderungen untersucht. Bei dieser Erforschung wurden drei Mutationen in einer zentralen Region des Spike-Proteins aufgenommen. Und genau diese spielen scheinbar eine bedeutende Rolle, denn durch sie kann sich das Virus noch besser an die Zellen anheften als jede andere Corona-Variante. Die Folge kann eine schnellere Übertragung des Virus sein.

Doch warum sollte eine Impfung bei dieser Variante an Wirksamkeit verlieren? Wieder ist das Spike-Protein ein zentraler Aspekt. Denn dort, wo sich das Protein befindet, ist eben jener Ort, an dem die Antikörper angreifen, die das Immunsystem nach einer Infektion oder einer Impfung bildet. Nelson und Kollegen wollen nun aber entdeckt haben, dass die Antikörper unter Umständen diese Virus-Mutation nicht mehr „erkennen“.

Forscher: Impfungen könnten bei der südafrikanischen Corona-Variante ihre Wirkung verlieren

Untermauert wird diese These durch eine Untersuchung des südafrikanischen Teams um Penny Moore vom nationalen Gesundheitslabordienst NHLS in Johannesburg (Südafrika). Inhalt des Tests war die Wirkung von neun Mutationen der Variante 501Y.V2, die das Spike-Protein betreffen. Als Folge wurde festgestellt, dass Antikörper, die bei einer Impfung gegen eine Sars-CoV-2-Infektion verabreicht werden, bei der südafrikanischen Variante ihre Wirkung verlieren.

Weiter wurde in Laborversuchen das Blut von bereits genesenen Covid-19-Patienten untersucht. In zahlreichen Fällen konnten die darin enthaltenen Abwehrstoffe eine Infektion mit der südafrikanischen Variante nicht verhindern. Es besteht also die erhöhte Gefahr, dass Personen, die eine Sars-CoV-2-Infektion überstanden haben, sich mit der südafrikanischen Variante nochmal anstecken könnten.

Corona: Müssen Impfungen angepasst werden? Drosten hat klare Meinung - Impfstoff-Forscher widerspricht

Was bedeutet das nun hinsichtlich der Impfstoffe? Müssen diese auf kurz oder lang angepasst werden? Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, meint: „Nach einer Impfung sind deutlich mehr Antikörper im Blut, als es bei den meisten der ehemaligen Covid-19-Patienten der Fall war.“ Ob ein Impfstoff an die neue Corona-Variante angepasst werden müsse, hängt davon ab, welche Ergebnisse Untersuchungen von an Blut von geimpften Patienten liefern.

„Wenn ein Virus an irgendeiner Stelle eine Mutation hat, ändert das nichts an der T-Zell-Immunität. Insofern glaube ich nicht, dass wir mit einem Ausfall der Impfstoffe rechnen müssen“, sagte Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité gegenüber dem Spiegel. Anders sieht das jedoch Impfstoff-Forscher Torben Schiffner von der Universität Leipzig. „Diese Daten sind deutlich schlechter, als ich erwartet hatte, und deuten darauf hin, dass die Impfstoffe vermutlich früher oder später angepasst werden müssen“, sagte er gegenüber dem MDR hinsichtlich der südafrikanischen Studie. (kus mit dpa)

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