Wie lautet nun also der k-Wert für Sars-CoV-2? Das wird sich natürlich erst abschließend feststellen lassen, wenn die Pandemie einmal überstanden ist. Doch der Arbeit einer Forscher-Gruppe der London School of Hygiene & Tropical Medicine zufolge könnte er tatsächlich bei etwa 0,1 liegen. Bei dieser Studie handelt es sich jedoch um eine Vorveröffentlichung, sie wurde noch keinem „Peer Review“ unterzogen, also von unabhängigen Gutachtern bewertet.
Dennoch würde der Wert bedeuten: Von zehn Infizierten stecken neun nur jeweils eine weitere Person an, der zehnte jedoch allein zehn weitere, wie der Virologe Christian Drosten* veranschaulichte. Womit eben zu sehr großen Teilen Superspreader für die Verbreitung verantwortlich wären.
Beispiele gab es genug: Ischgl gilt als Hotspot für ganz Europa, in Deutschland waren zunächst der nordrhein-westfälische Landkreis Heinsberg infolge einer Karnevalsveranstaltung und später diverse Schlachtereien sowie ein Restaurant im niedersächsischen Landkreis Leer zu Corona-Schwerpunkten erklärt worden. Da mittlerweile als gesichert gilt, dass sich das Virus auch über Aerosole ausbreitet, die deutlich länger in der Luft verbleiben als Tröpfchen, verwundern auch hohe Infektionszahlen infolge von Gesangsabenden von Chören oder Gottesdiensten nicht.
Allerdings ist der k-Wert aber eben noch mit Vorsicht zu genießen. Diverse Experten gehen eher davon aus, dass er bei dem neuartigen Virus höher liege als bei Sars und Mers. Diese Annahme deckt sich mit dem Ergebnis einer Vorab-Studie eines chinesischen Forscherteams um den aus Hongkong stammenden Gabriel Leung, wonach der Dispersionsfaktor 0,45 betragen würde. Oder anders ausgedrückt: 20 Fälle sind für 80 Prozent der Ansteckungen verantwortlich.
Damit bestünden kaum Chancen, dass sich die Pandemie ohne Gegenmaßnahmen verflüchtigen würde. Laut Drosten ist es aber möglich, weitere Infektionswellen zu verhindern. Dann gelte es, den Fokus aus so genannten Superspreading-Ereignisse zu legen und möglichst schnell zu reagieren.
Drosten lobt derweil den deutschen Weg in der Corona-Krise, äußert aber auch eine Befürchtung. Sein Kollege Hendrik Streeck macht eine klare Ansage hinsichtlich einer zweiten Infektionswelle.
Wie ist es um die Theorie bestellt, dass sommerliche Verhältnisse die Verbreitung von Covid-19 abbremsen? Ursprüngliche Vermutungen gelten als überholt - es gibt angeblich einen entscheidenderen Faktor. Unterdessen sorgt ein Neurowissenschaftler mit einer ungewöhnlichen These zu Corona für Aufsehen. Forscher haben neue Indizien entdeckt, dass das Coronavirus schon ab August in Wuhan kursierte.Für etwaige Pandemien in der Zukunft schlagen Angela Merkel, Emmanuel Macron und vier weitere Regierungschefs Alarm.
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mg