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Corona-Todesfälle in Deutschland: Kardiologe entdeckt erstaunlichen Zusammenhang

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Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus hat in Deutschland die Marke von 10.000 geknackt. Der Kardiologe Thomas Münzel sieht die Luftverschmutzung als einen wichtigen Faktor.

Mainz - Die zweite Welle der Coronavirus-Pandemie ist endgültig in Deutschland angekommen. Am Dienstag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI)* erneut mehr als 11.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Zudem ist die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 im Vergleich zum Vortag um 42 gestiegen.

Laut Angaben des RKI beträgt die Zahl der Corona-Toten in Deutschland seit Beginn der Pandemie insgesamt 10.098. Der Kardiologe Thomas Münzel hat mit seinen Kollegen in einer Studie einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und Covid-19-Todesfällen entdeckt.

Corona: Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Covid-19-Todesfällen

Münzel ist Mediziner und leitet das Zentrum für Kardiologie I der Universitätsmedizin in Mainz. Er erforscht die Auswirkungen von Luftverschmutzung und Lärm auf den menschlichen Körper. In einem Gespräch mit dem Spiegel sprach der Kardiologe unter anderem über den Zusammenhang zwischen Feinstaub-Partikeln in der Luft und Todesfällen im Zusammenhang mit dem Coronavirus*.

Der 65-jährige Mediziner erklärte, es gebe Vermutungen, dass Feinstaub auch das neuartige Coronavirus* transportieren kann. „Die RNA von Sars-CoV-2 konnte jedenfalls in Feinstaubproben von Norditalien nachgewiesen werden“, berichtete Münzel. Norditalien war während der ersten Welle der Corona-Pandemie eines der am härtesten getroffenen Gebiete der Welt. Der Kardiologe fügte hinzu: „Und wir haben gerade im Fachblatt Cardiovascular Research eine Studie veröffentlicht, die darauf hindeutet, dass etwa 15 Prozent der Covid-19-Toten auf das Konto von Luftverschmutzung gehen.“

Coronavirus: Luftverschmutzung sorgt für größere Anfälligkeit

Den genauen Grund dafür kennen die Forscher* noch nicht, erklärte Münzel. Der Mediziner spekulierte: „Aber es kann daran liegen, dass sowohl Feinstaub als auch das Virus das Endothel, also die Auskleidung der Blutgefäße, jeweils angreifen und Entzündungen verursachen.“ Kommen eine lange Belastung durch Luftverschmutzung und eine Infektion mit dem Coronavirus zusammen, so entsteht, ein „additiv schädlicher Gesundheitseffekt, mit einer größeren Anfälligkeit für Covid-19“, sagte Münzel.

Der Kardiologe bestätigte daher, dass eine geringere Luftverschmutzung im Kampf gegen Covid-19 helfen würde. Allerdings sei Feinstaub auch unabhängig vom Coronavirus ein Killer. „Nach den Berechnungen meines Kollegen Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz gehen jährlich ungefähr 8,8 Millionen frühzeitige Todesfälle auf Feinstaub zurück“, berichtete Münzel. Das seien mehr Todesfälle als durch das Rauchen mit 7,2 Millionen.

Münzel erklärt Risiko durch Feinstaubbelastung - Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes hilft

Um das Feinstaubrisiko für den Einzelnen zu mindern, schlug der Kardiologe die Nutzung von Apps vor, die zeigen, wie hoch die Feinstaubbelastung der Außenluft ist. Zudem würde das Tragen von Mund-Nasen-Schutzen helfen. Für den Ultrafeinstaub brauche man eine FFP2-Maske. „Aber letztlich sind es Politiker, die etwas tun müssen: Grenzwerte festlegen“, mahnte Münzel.

Als Nebeneffekt der Corona-Pandemie ist die Luftverschmutzung an vielen Orten weltweit massiv zurückgegangen. Das liegt in den Augen des Mediziners daran, dass man auf Covid-19 schneller reagiert habe. Das Virus töte unmittelbar. „Feinstaub dagegen tötet langsamer, mehr im Verborgenen. Die Feinstaubtoten haben wir bisher mehr oder weniger hingenommen“, erklärte Münzel abschließend. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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