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Corona-Krise weltweit: Besonders die Frauen beweisen Führungsstärke

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Jacinda Ardern beweist in der Corona-Krise Führungsstärke.
Jacinda Ardern beweist in der Corona-Krise Führungsstärke. © AFP

Manche Länder kommen besser durch die Corona-Krise als andere. Was haben sie gemeinsam? Frauen an der Regierungsspitze.

Donald Trump agiert jeden Tag abenteuerlicher, Boris Johnson wirkte bis zu seiner eigenen Erkrankung ziemlich ratlos, Jair Bolsonaro irrlichtert sowieso ohne jeden Plan herum, und auch Emmanuel Macron verfällt am liebsten in stupide Kriegsrhetorik. Währendessen leiden ihre Länder am meisten unter dem Coronavirus. Die angeblich so starken Männer schwächeln in der Krise ganz gewaltig.

Corona-Krise: Taiwan reagiert frühzeitig

Wirkliche Führungsstärke strahlen sie jedenfalls kaum aus. Wie anders dagegen sieht es beispielsweise in Taiwan aus, das im Grunde schon seit Januar als Vorbild im Kampf gegen die Corona-Pandemie gilt. Und warum? Weil das Land schon damals, als die Welt die neue Covid-19-Krankheit noch weitgehend ignorierte, zahlreiche Maßnahmen in Kraft setzte, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 einzudämmen – und dass, ohne auf die später allgemein üblichen Ausgangssperren zurückgreifen zu müssen.

So errichtete das Land eine spezielle Kommandozentrale, minimierte die Flüge vom chinesischen Festland, Hongkong oder Macau und vervielfachte die Produktion persönlicher Schutzausrüstung. Inzwischen exportiert Taiwan Millionen von Gesichtsmasken nach Europa und in die ganze Welt. 

Die Maßnahmen von Regierungschefin Tsai Ing-wen hatten einen durchschlagenden Erfolg, wie ein Blick auf die Zahlen der John Hopkins Universität in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland zeigt. Taiwan hat demnach lediglich 395 Infizierte und nur sechs Todesopfer zu beklagen (Stand 15.04.).

Corona-Krise: Neuseeland mit erfolgreicher Strategie

Als weiteres Beispiel sei Neuseeland genannt. Obwohl der kleine Inselstaat stark vom Tourismus abhängig ist, schloss die Regierung am 19. März die Grenzen Neuseelands für Gäste aus dem Ausland. Mit umfangreichen Tests und einer Ausgangssperre, um die das Land nicht herumkam, ist es Premierministerin Jacinda Ardern gelungen, die Zahl der Opfer auf ein Minimum zu reduzieren. 1386 Menschen haben sich bisher mit dem Coronavirus infiziert, neun Menschen sind ums Leben gekommen (Stand 15.04.). 

Ardern, die schon nach dem Terroranschlag von Christchurch im März 2019 ihr Land souverän durch die Krise führte, ist auch deshalb populär, weil sie das ganze Volk im Blick hat, auch die Kleinsten. Vor Ostern stellte sie jedenfalls noch einmal klar, dass Osterhase und Zahnfee auch in Corona-Zeiten systemrelevant seien.

Taiwan und Neuseeland haben eines gemeinsam: Sie werden beide von Frauen geführt. Ob diese Tatsche den entscheidenden Unterschied in der Corona-Bekämpfung ausmacht, ist ohne genaue wissenschaftliche Untersuchung natürlich schwer zu sagen. Doch es fällt auf, dass von Frauen regierte Länder prinzipiell sehr erfolgreich Maßnahmen umsetzen und sich gegen das Coronavirus zu wehren wissen.

Sanna Marin setzt in der Corona-Krise auf Influencer

Denn auch für andere von Frauen geführte Länder gilt Ähnliches. So werden vier der fünf nordischen Länder von Frauen geführt. Island, Norwegen, Finnland und Dänemark weisen jeweils niedrigere Sterberaten auf als die Länder im Rest Europas. Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin, mit 34 Jahren die jüngste Regierungschefin der Welt, ist gleich einmal einen außergewöhnlichen Weg gegangen und hat Social-Media-Influencer mit ins Boot genommen. Diese helfen mit faktenbasierten Informationen dabei, möglichen Fake News im Netz entgegenzutreten.

Die isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir setzt auf ein umfangreiches Testprogramm. Auf der kleinen Insel kann sich jeder der knapp 350.000 Einwohner kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Getestet werden dabei im Gegensatz zu anderen Ländern also auch Menschen, die keinerlei Symptome aufweisen. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass etwa die Hälfte aller Personen, die positiv auf das Virus getestet werden, asymptomatisch sind.

Kanzlerin Merkel erhält in der Corona-Krise viel Lob

Viel Lob gibt es auch für Angela Merkel, vor allem im Ausland. Dort gilt die Kanzlerin als Fels in der Brandung, die mit ihrer ruhigen Art viel Zustimmung erfährt. Außerdem versteht sie als Naturwissenschaftlerin, was exponentieller Anstieg bedeutet– ein Vorteil, der nicht zu unterschätzen sein dürfte. 

Hans-Georg Kräusslich, der Leiter der Virologie am Universitätsklinikum Heidelberg, brachte es in der New York Times auf den Punkt: „Unsere vielleicht größte Stärke in Deutschland ist die rationale Entscheidungsfindung auf höchster Regierungsebene in Verbindung mit dem Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung.“

Frauen treten in der Corona-Krise empathisch, offen und ehrlich auf

Auf populistisches Getöse verzichten alle Frauen in Führungspositionen. In der Corona-Krise treten sie ehrlich, offen und empathisch auf. Von Donald Trump und seinen Brüdern im Geiste* kann man das leider nicht behaupten.

Von Christian Stör

Alle Informationen zur weltweiten Corona-Pandemie im aktuellen News-Ticker.

In seinem Gastbeitrag für die FR ist Frank E. P. Dievernich überzeugt, dass Führung ein Revival erlebt*.

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