Taiwan und Neuseeland haben eines gemeinsam: Sie werden beide von Frauen geführt. Ob diese Tatsche den entscheidenden Unterschied in der Corona-Bekämpfung ausmacht, ist ohne genaue wissenschaftliche Untersuchung natürlich schwer zu sagen. Doch es fällt auf, dass von Frauen regierte Länder prinzipiell sehr erfolgreich Maßnahmen umsetzen und sich gegen das Coronavirus zu wehren wissen.
Denn auch für andere von Frauen geführte Länder gilt Ähnliches. So werden vier der fünf nordischen Länder von Frauen geführt. Island, Norwegen, Finnland und Dänemark weisen jeweils niedrigere Sterberaten auf als die Länder im Rest Europas. Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin, mit 34 Jahren die jüngste Regierungschefin der Welt, ist gleich einmal einen außergewöhnlichen Weg gegangen und hat Social-Media-Influencer mit ins Boot genommen. Diese helfen mit faktenbasierten Informationen dabei, möglichen Fake News im Netz entgegenzutreten.
Die isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir setzt auf ein umfangreiches Testprogramm. Auf der kleinen Insel kann sich jeder der knapp 350.000 Einwohner kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Getestet werden dabei im Gegensatz zu anderen Ländern also auch Menschen, die keinerlei Symptome aufweisen. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass etwa die Hälfte aller Personen, die positiv auf das Virus getestet werden, asymptomatisch sind.
Viel Lob gibt es auch für Angela Merkel, vor allem im Ausland. Dort gilt die Kanzlerin als Fels in der Brandung, die mit ihrer ruhigen Art viel Zustimmung erfährt. Außerdem versteht sie als Naturwissenschaftlerin, was exponentieller Anstieg bedeutet– ein Vorteil, der nicht zu unterschätzen sein dürfte.
Hans-Georg Kräusslich, der Leiter der Virologie am Universitätsklinikum Heidelberg, brachte es in der New York Times auf den Punkt: „Unsere vielleicht größte Stärke in Deutschland ist die rationale Entscheidungsfindung auf höchster Regierungsebene in Verbindung mit dem Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung.“
Auf populistisches Getöse verzichten alle Frauen in Führungspositionen. In der Corona-Krise treten sie ehrlich, offen und empathisch auf. Von Donald Trump und seinen Brüdern im Geiste* kann man das leider nicht behaupten.
Von Christian Stör
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In seinem Gastbeitrag für die FR ist Frank E. P. Dievernich überzeugt, dass Führung ein Revival erlebt*.
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