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Verwirrung um Corona-Masken: Plastik-Visiere haben einen großen Nachteil bei Verbreitung von Aerosolen

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Viele Menschen tragen als Mund-Nasen-Schutz lieber Visiere als Masken. Forscher haben nun in Studien untersucht, wie gut diese vor einer Tröpfcheninfektion schützen.

Update vom 23. September 2020: Wissenschaftler der japanischen Forschungseinrichtung Riken haben jetzt eine Studie veröffentlicht, die davor warnt, Mund-Nasen-Schutzmasken* durch Plastik-Visiere zu ersetzen. Diese seien gegen die Verbreitung von Aerosolen nahezu wirkungslos. Wie The Guardian berichtet, ist dies das Ergebnis einer Simulation, die mithilfe des schnellsten Supercomputers Fugaku aus Japan durchgeführt wurde.

Plastik-Visiere würden nur begrenzt effektiv die Tröpfchen-Ausbreitung aus dem Mund verhindern. Das betreffe vor allem sehr kleine Tröpfchen (Aerosole), die nahezu alle ihren Weg durch die Lücke zwischen Gesicht und Visier in die Umgebungsluft finden. Laut dem Leiter der Studie, Makoto Tsubokura, seien solche Gesichtsschilde nur eine Alternative für Menschen mit Atemproblemen oder für sehr kleine Kinder. Aber auch das nur in gut belüfteten Innenräumen oder idealerweise im Freien.

Verwirrung um Corona-Visiere: Ergebnisse neuer US-Video-Studie überraschen

Ursprungsmeldung vom 2. September 2020: Boca Raton/München - Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist seit dem Ausbruch des Coronavirus beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, oder Supermärkten zur Pflicht geworden. Experten warnen vor der zweiten Welle* der Pandemie. Viele Menschen greifen inzwischen lieber zu Visieren als zu Masken. Sie empfinden diese als angenehmer. Zudem bleibt die Mimik hinter der durchsichtigen Plastikscheibe weiterhin erkennbar. Doch wie gut schützen solche Visiere? Forscher von der Florida Atlantic University haben nun anhand einer Video-Untersuchung getestet, wie unterschiedliche Gesichtsmasken und Visiere vor einer Tröpfcheninfektion schützen können.

Corona: US-Forscher testen Schutzfunktion von Gesichtsmasken und Visieren

Die amerikanischen Wissenschaftler Siddhartha Verma Manhar Dhanak und John Frankenfield stellten den Ausstoß von Tröpfchen beim Husten und Niesen anhand einer speziellen Puppe nach. Mithilfe von Laserlicht in einem dunklen Raum verfolgten sie die Bewegung der künstlich hergestellten Tröpfchen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachjournal „Physics of Fluids“.

Corona: Visiere und Masken mit Ventil schützen nicht vor Verteilung der Tröpfchen

Durch die Veranschaulichung konnten die Forscher beobachten, dass sich die Tröpfchen zunächst am Visier entlang nach unten verbreiteten, also die Vorwärtsbewegung der austretenden Luft verhindert wurde. Allerdings verteilten sich die Tröpfchen anschließend um das Visier herum im Raum. Bereits wenige Sekunden nach dem simulierten Husten bildete sich eine Tröpfchenwolke vor dem Gesichtsschild.

Ähnliches fanden die Forscher bei Gesichtsmasken mit einem Ventil heraus. Sie konnten beobachten, dass die Luft durch die Öffnungen am Ventil ungefiltert herausgedrückt wurde. Die Tröpfchen verteilten sich ebenfalls im Raum. Eine solche Gesichtsmaske sei damit nicht geeignet, die Verbreitung des Coronavirus* durch einen infizierten Menschen zu verhindern. Die Masken mit Ventil filtern zwar die eingeatmete Luft, allerdings nicht die ausgeatmete.

Coronavirus: US-Forscher empfehlen Verzicht auf Visiere und Masken mit Ventil

Visiere und Masken mit einem Ventil sind den amerikanischen Forschern zufolge also zum Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus weniger effektiv als medizinische Masken und Stoffmasken. Diese wurden ebenfalls in der Video-Untersuchung getestet. Spezielle Atemschutzmasken (N95-Standard) und einfache Stoffmasken bieten zwar ebenfalls keinen hundertprozentigen Schutz, ließen im Versuch allerdings weniger Tröpfchen durch. Die US-Forscher empfehlen daher, trotz des möglicherweise höheren Komforts, auf ein Tragen von Visieren und Gesichtsmasken mit Ventil zu verzichten.

Immer wieder sieht man Menschen, die ihre Maske nur bis über den Mund ziehen. Ein Virologe erklärt, was von dieser Anwendung zu halten ist. Auch in Reisebussen kommt es vor, dass die Maskenpflicht ignoriert wird. Bereits häufiger gab es Produktwarnungen vor unwirksamen Atemschutzmasken. Nach dem Ende der Sommerferien gilt auch in Bayerns Schulen zunächst eine Maskenpflicht im Unterricht - für die ersten neun Schultage. (ph/dpa) *Merkur.de und tz.de sind Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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