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Während Corona-Demos eskalieren: Johnson legt Plan mit Bill Gates vor - „Gemeinsamer Feind“

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In Großbritannien wurden wegen der steigenden Infektionszahlen neue Beschränkungen beschlossen. Dagegen gehen zahlreiche Bürger auf die Straße. Die Polizei greift ein.

Update vom 27. September, 11.01 Uhr: Just an dem Tag, an dem in der britischen Hauptstadt London Corona-Demos eskalierten (siehe Ursprungsmeldung) hat Großbritanniens Premierminister Boris Johnson die UNO-Mitgliedstaaten zum Zusammenhalt im Kampf gegen künftige Pandemien aufgefordert. „Wenn wir uns nicht vereinen und unser Feuer gegen unseren gemeinsamen Feind richten, wissen wir, dass alle verlieren werden“, sagte der Johnson am Samstag bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in einer Videobotschaft. Dazu gehöre auch, Ursprung und Ausbreitung des neuartigen Coronavirus genau zu untersuchen.

Die Pandemie habe die Menschheit zwar „geeint wie nie zuvor“, sagte Johnson. Aber das Virus habe auch eine „außergewöhnliche Kraft der Spaltung“ hervorgebracht, etwa als die Länder miteinander um medizinische Güter rangen. Nach neun Monaten des Kampfes gegen die Pandemie stehe die internationale Gemeinschaft „zerfleddert“ dar.

Boris Johnson hat bei Fünf-Punkte-Plan zu Corona mit Bill Gates zusammengearbeitet

Er versprach, die bevorstehende britische G7-Präsidentschaft im kommenden Jahr zu nutzen, um „die Welt nach Covid wieder zusammenzubringen“. Seinen UN-Kollegen unterbreitete Johnson dafür einen Fünf-Punkte-Plan, der zusammen mit der Bill and Melinda Gates Foundation und dem britischen Wellcome Trust entwickelt wurde. Demnach soll etwa ein weltweites Netzwerk entstehen, um Krankheitserreger zu identifizieren, bevor sie vom Tier auf den Menschen überspringen.

In Großbritannien steht Johnson wegen seines Umgangs mit der Pandemie in der Kritik. Diese Woche kündigte Johnson wegen eines erneuten Anstiegs der Fallzahlen weitere Restriktionen an.

Großbritanniens Premier Boris Johnson trifft während seines Besuchs in seinem Wahlkreis am 25. September 2020 auf Kunden und Ladenbesitzer.
Großbritanniens Premier Boris Johnson hat einen Fünf-Punkte-Plan im Kampf gegen die Corona-Pandemie vorgelegt. © Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

Eskalation bei Corona-Demo: Zahl der verletzten Polizisten erhöht sich – Kinder mit Schildern mit Nazi-Zitat

Update vom 27. September, 8.51 Uhr: 16 festgenommene Menschen und neun verletzte Polizisten (zwei davon mit Kopfverletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten) sind die vorläufige Bilanz der Corona-Demos in London (siehe Ursprungsmeldung). Die Polizei der Stadt forderte die Menschen auf Twitter auf, sich zu zerstreuen:

Hunderte Impfgegner und Gegnern der Corona-Maßnahmen waren am Samstag auf die Straße gegangen.. Die Polizei trieb sie auf dem Trafalgar Square auseinander, es kam zu Zusammenstößen. Auch eine Protestgruppe im Hyde Park wurde von der Polizei aufgelöst. Nach Angaben der Polizei hielten die Demonstranten die Abstände nicht ein. Auf Schildern war etwa zu lesen „No to mandatory vaccines“ („Nein zur Impfpflicht“) oder „Covid-1984“ in Anlehnung an George Orwells düsteren Roman „1984“ - aber auch Schilder mit einer Parole, die Joseph Goebbels zugeschrieben wird (siehe Ursprungsmeldung).

Eskalation bei Anti-Corona-Demo: Polizisten verletzt – Kinder schwenken Schilder mit Nazi-Zitat

Ursprungsmeldung vom 26. September: London/München - Eine Anti-Corona-Demo in London ist regelrecht eskaliert. Nach Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei wurden zehn Personen festgenommen. Vier Ordnungshüter erlitten Verletzungen, zwei von ihnen mussten sogar im Krankenhaus behandelt werden.

Tausende Gegner der Beschränkungen, die für ein Viertel der Nation einen Lockdown zur Folge haben, hatten sich am Trafalgar Square versammelt. Schnell heizte sich die Stimmung auf, wie kursierende Fotos zeigen. Darauf ist zu sehen, wie eine Frau zu Boden stürzte, die zwischen Fronten geraten war.

Corona-Demo in London: Polizisten setzen Schlagstöcke ein

Einsatzkräfte, die beschossen worden sein sollen, trieben die Massen mit ihren Schlagstöcken zurück. In der ersten Reihe der Demonstranten stand ein Mann mit Cricket-Helm auf dem Kopf. Er hatte sich eine blutende Wunde im Gesicht zugezogen.

Von den Protestlern wurden die Abstandsregeln* missachtet, auf den Fotos trägt niemand von ihnen eine Maske*. Laut der englischen Boulevardzeitung Sun schrien sie „Entscheidet euch für eine Seite“ oder „Wir stimmen nicht zu“. Auf Plakaten sollen Botschaften wie „Keine Lügen mehr, keine Masken mehr, kein Lockdown mehr“, „Jetzt ist es Tyrannei“ oder „Mein Körper - meine Wahl, mich nicht gegen Covid impfen zu lassen“ zu lesen gewesen sein.

Eine Frau stürzt während einer Anti-Corona-Demo in London auf den Boden.
Unsanfte Landung: Eine Frau kommt während der Anti-Corona-Demo zu Fall. © JUSTIN TALLIS/afp

Corona-Demo in London: Impfstoff im Cyaniden verglichen - mutmaßlicher Goebbels-Spruch zitiert

Kinder erinnerten auf Schildern an einen Joseph Goebbels zugeschriebenen Ausspruch. „Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben“, soll der NSDAP-Propagandaminister während der Nazi-Herrschaft gesagt haben. Zudem wurden die in der Erforschung befindlichen Impfstoffe* mit hochgiftigen Cyaniden verglichen.

Mit mehr als 42.000 Todesopfern ist Großbritannien das in Europa am stärksten betroffene Land in der Corona-Pandemie*. Allein am Samstag wurden weitere 6042 neue Infektionen gezählt.

Corona-Demo in London: Landesweiter Lockdown in Großbritannien soll vermieden werden

Um einen erneuten landesweiten Lockdown zu vermeiden, wurden nun regionale Maßnahmen beschlossen. Betroffen von den neuen Lockdowns sind Teile von Schottland und Wales, ganz Nordirland sowie in England die Regionen North East, Merseyside, Birmingham, Greater Manchester, Lancashire, Leicester und West Yorks. (mg) *merkur.de und tz.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

Auch in einem deutschen Nachbarland kam es zuletzt wieder vermehrt zu Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Eine andere Taktik in Großbritannien im Zuge einer Studie sorgt für Aufruhr.

In großen Teilen Europas steigen die Infektionszahlen zum Sommerende wieder an.

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