Doch die Studie weist einige Schwachstellen auf. So sind zum einen Proben von Blutspendern nicht repräsentativ für die Bevölkerung, worauf die Forscher auch selbst hinweisen. Sie bezeichnen ihre Methode, um an Daten zu gelangen, jedoch als „logistisch umsetzbare Alternative“. Zum anderen entspricht der erfasste Antikörperwert mehr als dem Doppelten aus einer Antikörperstudie, die in Manaus Ende Mai durchgeführt wurde.
Geht man davon aus, dass die Bevölkerung in Manaus tatsächlich Herdenimmunität erreicht hat, zahlten sie einen hohen Preis. Auf Basis von Hochrechnungen geht aus dem „Preprint“ hervor, dass von den Infizierten der Stadt 0,28 Prozent gestorben sind. Wie unter anderem der "Spiegel" berichtet, entspreche dies einem Covid-19-Toten von 400 infizierten Menschen und im Vergleich zu München beispielsweise einem extrem hohen Wert. Hier sind offiziellen Informationen der Stadt München zufolge von 1,5 Millionen Bewohnern insgesamt 223 an den Folgen einer Infektion gestorben (Stand: 25. September 2020). Heruntergebrochen wäre das ein Covid-19-Toter von mehr als 6500 Corona-Infizierten.
Indes kommen empörende Details über den Ausbruch des Coronavirus in Hamm ans Licht.
Immunologe Florian Krammer vom Mount Sinau Hospital in New York meldete sich am 22. September zu Wort. Anhand des Weges, den Brasilien in der Pandemie gegangen sei, glaube er, das eine Herdenimmunität dort möglich sei.
Er vertrat jedoch einen klaren Standpunkt: „Herdenimmunität durch natürliche Infektionen ist keine Strategie, sondern ein Zeichen, dass die Regierung versagt hat, einen Ausbruch zu kontrollieren und dafür mit verlorenen Leben bezahlt.“ Ob Manaus nun wirklich weltweit die erste Region mit Herdenimmunität ist, bleibt jedoch weiterhin vorerst unklar. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Netzwerks (mbr)