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Corona trifft ÖPNV hart: Macht ein Lack Busse wieder sicher? Auch Bahn startet Offensive

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Weniger Menschen fahren in Corona-Zeiten mit Bus und Bahn. Das liegt vermutlich auch an der Sorge vor einer Infektion. Der ÖPNV will dem nun gegensteuern und das Vertrauen in die eigene Gesundheit stärken.

In Essen will man die Menschen nun mit einer kreativen Idee vor dem Coronavirus schützen - und damit gleichzeitig wieder mehr Fahrgäste anlocken. 

Coronavirus/ÖPNV: Bei Lichteinstrahlung - Speziallack soll Viren zerstören 

Den Durchbruch bringen soll Klarlack, der an den Haltegriffen in Straßenbahnen und Bussen aufgetragen werden soll. Fällt Licht auf die Farbe, sollen die Viren automatisch vernichtet werden. Bei Lichteinstrahlung bilde das Mittel Dyphox „eine leichte Schicht auf dem Gegenstand, die aus Sauerstoff besteht und dadurch kann das Virus abgetötet werden“, erklärt Ruhrbahn-Betriebsleiter Martin Dreps der Tagesschau.

Die Idee klingt auf den ersten Blick gut, über die Wirksamkeit des Schutzes gibt es jedoch widerstreitende Meinungen. Die Universität Regensburg schloss einen Test mit Klarlack zwar positiv ab, doch die Testergebnisse entstanden in einer sterilen Laboratmosphäre. Ist die Idee damit auch alltagstauglich? 

Coronavirus/ÖPNV: Klarlack als Lösung? „Das haben wir noch nicht wirklich erforscht“

Rudolf Eckert, Leiter der Klinik-Hygiene im Essener Krupp-Krankenhaus ist skeptisch. Hat der Lack wirklich einen Effekt? „Das haben wir noch nicht wirklich erforscht. Was wir haben, sind alles Laborergebnisse auf Glastäfelchen, und nicht auf Stangen in der Straßenbahn.“

Der Hersteller des Lackes weist die Zweifel allerdings zurück: „Wir wissen aus Tests: 99,99 Prozent aller Viren, Bakterien und Pilze werden unschädlich gemacht. Die Wirksamkeit von Dyphox wurde von unabhängigen Laboren bestätigt und in einer Feldstudie am Universitätsklinikum sowie am Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg getestet.“ Die Alltagstauglichkeit des Lacks sei damit erfolgreich geprüft.

Das Säubern der Flächen stellt die Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel insgesamt vor große Probleme. An diesen Stellen gilt zwar eine minimierte Wahrscheinlichkeit der Virenübertragung im Vergleich zum Übertragungsrisiko durch Aerosole in der Luft, doch ausschließen kann man sie nach derzeitigem Stand der Forschung* nicht.

Coronavirus: ÖPNV stark betroffen - Deutsche Bahn startet Hygieneoffensive

Was also tun im Kampf gegen keimbelastete Oberflächen? Die Deutsche Bahn startete jüngst eine Hygieneoffensive, um „das Vertrauen der Menschen auch in einer Pandemie aufrechtzuerhalten“, wie Nordrheinwestfalens Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) bei der Projektvorstellung in Düsseldorf erklärte. Die DB versucht mit speziellem UV-Licht Viren abzutöten. Zudem sollen die eingesetzten Fahrzeuge öfter gereinigt und auch regelmäßig durchlüftet werden. 

Die Deutsche Bahn will in Zeiten der Corona-Pandemie noch mehr für Hygiene und Sauberkeit in Zügen und an den Bahnhöfen tun. UV-Licht soll die Oberflächen von Rolltreppen an Bahnhöfen virenfrei halten.
Die Deutsche Bahn will in Zeiten der Corona-Pandemie noch mehr für Hygiene und Sauberkeit in Zügen und an den Bahnhöfen tun. UV-Licht soll die Oberflächen von Rolltreppen an Bahnhöfen virenfrei halten. © dpa / Arne Dedert

Die öffentlichen Verkehrsmittel kämpfen um das „Vertrauen der Menschen“ - und nebenbei auch um die Zukunft ihrer Branche? Die Folgen der Corona-Krise scheinen noch nicht gänzlich absehbar zu sein, doch schon jetzt sind erhebliche Verluste erkennbar. Diese können auch Lack und UV-Licht nicht verhindern. 

as

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