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Geheime Wuhan-Akten: Von falschen Zahlen bis zur Grippe-Welle - „Chinas Fehlverhalten in der Corona-Frühphase“

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Corona-Schutz: Mitarbeiter desinfizieren ein Einkaufszentrum in Wuhan, China
Corona-Schutz: Mitarbeiter desinfizieren ein Einkaufszentrum im chinesischen Wuhan. In der Stadt in der Provinz Hubei hat die Corona-Pandemie seinen mutmaßlichen Ursprung. © Wang Yuguo/XinHua/dpa

Die „Wuhan Akten“ sorgen für Aufregung. Interne Dokumente der chinesischen Gesundheitsbehörden offenbaren „Chinas Fehlverhalten in der Frühphase von Covid-19.“

Wuhan - In der chinesischen Provinz Hubei wurden im Dezember 2019 die ersten Corona-Fälle gemeldet. Ihren Ursprung hatten die Erkrankungen mutmaßlich in einem Großmarkt für Meerestiere in der Stadt Wuhan. Von der 11-Millionen-Einwohner-Metropole breitete sich das Virus über China bis nach Europa und die ganze Welt aus. Nun entsteht der Eindruck, dass zu Beginn des Ausbruchs wohl nicht alles glatt lief - im Gegenteil.

Corona: Geheime „Wuhan Akten“ enthüllen „Chinas Fehlverhalten in der Frühphase von Covid-19“

Interne Dokumente der regionalen Gesundheitsinstitutionen zeichnen ein nicht wirklich ruhmreiches Verhalten der Behörden vor Ort. Unter dem Namen „Wuhan Akten“ berichtet der US-amerikanische Fernsehsender CNN über insgesamt 117 Seiten dieser Papiere. Gerade am Anfang des Jahres sei China mit dem Corona-Ausbruch überfordert gewesen. Die geleakten Dokumente würden „Chinas Fehlverhalten in der Frühphase von Covid-19“ aufzeigen, heißt es vonseiten CNNs.

Anders als bis dato von der chinesischen Regierung um Staatspräsident Xi Jinping propagiert, agierten die Behörden vor Ort zu Beginn wohl ziemlich schläfrig. Anfang März dauerte die durchschnittliche Bearbeitung von Corona-Fällen - vom Auftreten erster Symptome* bis zu einer bestätigten Diagnose - durchschnittlich 23,3 Tage. Laut aktuellem Forschungsstand viel zu lange, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Erschwerend komme hinzu, dass im Januar eingesetzte Corona-Tests* teils „ineffektive und falsche“ Ergebnisse geliefert hätten.

Chinas Präsident Xi Jinping
Xi Jinping ist seit 2013 Präsident der Volksrepublik China. Der Führungsstil des Politikers gilt als autokratisch. © dpa / Xie Huanchi

Corona in China: Zu Pandemiebeginn offenbar weitaus mehr Fälle als offiziell gemeldet

Auch bei den täglichen Corona-Fällen seien Unstimmigkeiten zu beobachten. So meldeten Chinas Behörden am 10. Februar beispielsweise 2478 registrierte Neuinfektionen - eine damals beachtliche Größenordnung. Pikant: Für denselben Tag notiert wohl ein internes Dokument mit dem Vermerk „Bitte vertraulich behandeln“ allein in der Provinz Hubei aber 5918 neue Fälle und damit mehr als 50 Prozent so viel.

Wie es zu den unterschiedlichen Zahlen kommen konnte, ist unklar. CNN fand „keinen Beweis für einen absichtlichen Versuch, die Ergebnisse zu verschleiern.“ Auch von Vorwürfen, wonach das Virus in einem Labor gezüchtet worden sei, ist in den „Wuhan Akten“ mit keinem Wort die Rede. Es seien jedoch „zahlreiche Unstimmigkeiten in dem, was die Behörden für wahrscheinlich hielten und was der Öffentlichkeit offenbart wurde“ aufgetreten.

Corona in China (Quelle: Johns-Hopkins-Universität)

Fälle insgesamt: 86.551

Todesfälle: 4634

Tägliche Neuinfektionen: Seit 1. Juli 2020 befindet sich die Zahl der neuen Fälle binnen 24 Stunden im zweistelligen Bereich. Am 1. Dezember wurde neun Neuinfektionen gemeldet. Das Land scheint das Virus unter Kontrolle zu haben.

Corona in China: Während Corona-Ausbruch auch deutlicher Anstieg der Grippe-Fälle

Zu diesen Unstimmigkeiten zählt auch ein mutmaßlicher Anstieg der Grippezahlen gegen Ende 2019. Als sich Anfang Dezember die ersten Menschen in Wuhan mit Covid-19* infiziert hatten, sei in der Provinz Hubei den Akten zufolge auch ein Anstieg der Grippe-Erkrankten zu beobachten - in Wuhan und insbesondere auch den Nachbarstädten Yichang und Xianning. Die Zahl der mit konventionellen Grippeviren Infizierten lag zu diesem Zeitpunkt etwa 20-mal höher als im Vorjahr.

Welchen Einfluss dies auf die Corona-Entwicklung hatte, ist noch völlig unklar. Womöglich konnte sich das Virus allerdings stärker ausbreiten, da das ohnehin angeknackste Gesundheitssytsem weiter belastet wurde. In vollen Arztpraxen etwa könnten sich Menschen mit Covid-19 infiziert haben. Dies ist allerdings nur eine unbestätigte These, zu denen sich in den von sechs unabhängigen Experten verifizierten Akten nichts findet. Klar scheint jedoch, dass China den Grippe-Ausbruch wohl unter Verschluss halten wollte. Zum exakten Ausmaß der Grippe-Epidemie 2019 hat die Provinz Hubei demnach bis heute keine Daten veröffentlicht.

Corona in China: Ausmaß von Corona war offenbar niemandem bewusst

Insgesamt zeigen die Dokumente „dass die Beamten des Gesundheitswesens kein Verständnis für das Ausmaß der drohenden Katastrophe hatten“, schreibt CNN. Nirgendwo in den Akten werde darauf hingewiesen, dass die Behörden glaubten, das Virus würde sich zu einer globalen Pandemie entwickeln. Aktuell gibt es weltweit mehr als 62 Millionen bestätigte Fälle. (as) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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