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Coronavirus: Leopoldina-Präsident schlägt Alarm - „dramatische Situation“ in Deutschland

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Bei der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung warnt Leopoldina-Präsident Gerald Haug vor dem Kontrollverlust. Für die Ministerpräsidentenkonferenz spricht er klare Empfehlungen aus.

Im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch informierten der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, die Vorsitzende des Dreierrats Grundrechtsschutz Susanne Breit-Keßler und Prof. Dr. Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina über die wesentlichen Ergebnisse der Kabinetts-Beratungen.

Leopoldina-Präsident Gerald Haug äußerte sich auf der Pressekonferenz besorgt. Er forderte wirksame Regeln für Herbst und Winter. „Das Virus lebt von Kontakten“, sagte er. „Das passiert in Städten, das passiert auf Parties.“ Und auch Schulen dürfe man nicht außer Acht lassen. Es müsse Priorität sein, diese Kontakte zu beschränken, aber die Wirtschaft, Schulen und das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten.

Mit Abstandhalten, Maske und Lüften gegen Aerosole habe man drei Möglichkeiten, das Risiko einer Corona-Infektion* zu verringern. Um diese sollten sich neue Regeln drehen. „Ein gescheiter Vorschlag könnte sein, dass wir eine einheitliche Regel für die Maskenpflicht einführen“, schlug Haug vor. Beispielsweise sei eine Pflicht, den Mundschutz zu tragen, ab einer Sieben-Tage-Inzidenz* von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern auch an stark besuchten Orten im Freien hilfreich. Das Beispiel München habe gezeigt, dass dies wirksam sein könne.

„Ich hoffe, dass die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin es morgen schaffen, alle mitzunehmen. Das war auch die Quintessenz unserer Stellungnahme. Es geht nur mit den drei Aspekten Motivation, Disziplin, Solidarität. Und es geht nur mit klaren, verständlichen, einheitlichen Regeln und dem Umsetzen dieser Regeln.” Einheitliche Eskalationsstufen und Grenzwerte* müssten ständig überprüft und angepasst werden.

Coronavirus könnte außer Kontrolle geraten - „morgen werden die Weichen gestellt“

Zudem gab Haug zu bedenken, dass wir Ende September verpasst haben, die Weichen zu stellen, um unter 10.000 Neuinfektionen zu bleiben. „Morgen werden die Weichen gestellt, ob wir unter 2000 Neuinfektionen bleiben können und ich denke, das ist wirklich eine sehr dramatische Situation”, warnt er.

Die Charité habe nun vorsorglich ihre Intensivbettenkapazität um 20 Prozent erhöht. In den Nachbarländern habe man bereits die Kontrolle verloren, Paris stehe kurz vor Triage-Entscheidungen*. Man müsse von den anderen Ländern lernen und es besser machen. „Ich möchte nochmal die große Bitte formulieren, im Namen der Wissenschaft, dass wir es schaffen, morgen klare, einheitliche Regeln zu erzielen - Sie haben diese Verantwortung, uns entsprechend durch Herbst und Winter zu bringen“, apelliert Haug im Hinblick auf die Ministerpräsidentenkonferenz. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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