Einen deutlichen Anstieg konnten die Forscher auch bei den Angstsymptomen der Deutschen ausmachen. Die psychische Situation sei bei den Studienteilnehmern in verschiedenen Bundesländern zum Teil sehr unterschiedlich gewesen. „Wir sahen bei Befragten in Regionen, die von Covid-19* besonders hart getroffen wurden, eine stärkere Zunahme von Stress und von Angst“, berichtete Berger. Im Osten und Nordosten des Landes sei der Anstieg deutlich geringer gewesen. Dabei spielte ebenfalls eine Rolle, ob man einen Corona-Test* gemacht hat, oder nicht. „Wer getestet wurde, egal ob letztlich positiv oder negativ, hatte eine höhere psychische Belastung als Menschen, die nicht getestet wurden“, sagte der Wissenschaftler.
Beim Alkohol- und Medienkonsum konnte laut Berger eine Art Spreizung festgestellt werden. „Es gibt eine Gruppe, auf die das zutrifft, die mehr konsumiert hat. Aber es gibt eine ähnlich große Gruppe, deren Konsum sich gegenüber der Voruntersuchung reduziert hat, was beispielsweise Rauchen und Alkohol betrifft“, erklärte er. Die Ergebnisse der Studie zeigten darüber hinaus, dass eine nennenswerte Anzahl von Menschen stärker körperlichen Aktivitäten nachgegangen ist.
Der soziale Status einer Person wirkte sich laut Berger ebenfalls auf die psychische Gesundheit aus. „Sie müssen kein Wissenschaftler sein, um sich vorzustellen, dass beispielsweise eine alleinerziehende Frau, die im Supermarkt oder in einer Arztpraxis arbeitet, also kein Homeoffice machen konnte und damit deutlich stärker belastet wurde, eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, depressive Symptome zu entwickeln“, erklärte der Studienleiter.
Berger äußerte sich auch zu den, im Vergleich zu anderen Ländern, niedrigeren Corona-Fallzahlen in Deutschland. Er sagte: „Deutsche sind eher dazu geneigt, Einschränkungen wie das Maskentragen, Abstandhalten, Beschränkungen von Teilnehmerzahlen zu befolgen als Mitglieder anderer Gesellschaften.“ Mit Blick auf die zweite Welle* und einen möglichen zweiten Lockdown, seien die Menschen, die depressive Symptome im ersten Durchgang zeigten, nun voraussichtlich besser gewappnet. „Wer Krisen durchlebt hat, lernt in der Regel dabei, mit neuen Krisen umzugehen“, erklärte Berger. „Deshalb denke ich, ist die Ausgangslage für den Winter besser als im Frühjahr.“ (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks