In Indonesien liegt der aktuelle Stringenzwert mit 68 ebenso nur knapp unter der „entspannten“ Marke. Wie die Analyse der Oxford-Daten zeigt, gab es im Land der Vulkaninseln im gesamten Juni erhöhte Infektionszahlen, nachdem diese im Mai zusehens gesunken waren.
In der Analyse heißt es: „Saudi-Arabien und der Iran erleben nach dem Lockern der Lockdown-Maßnahmen ausgeprägte zweite Wellen.“ Von 6,6 Prozent in der Vorwoche steigt der Anstieg auf 13,3 Prozent - ein deutlicher Indikator dafür, in welche Richtung es dort geht.
Schweden ging in der Pandemie einen Sonderweg, setzte mehr auf die Eingenverantwortung der Bevölkerung statt strenge Restriktionen. Aufgrund steigender Fallzahlen im Land und einem besorgniserregenden Vergleich zu den skandinavischen Nachbarländern steht der Sonderweg aber immer mehr in der Kritik. Zuletzt befanden sich die Schweden in Person von Staatsepidemiologe Anders Tegnell gar auf Konfrontationskurs mit der WHO. Diese hatte Schweden als „Risikoland“ eingestuft.
Derweil bleibt die Lage im Land angespannt. Die Neuinfektionen bleiben prozentual gleich und steigen im Vergleich zur Vorwoche weiterhin um 17,4 Prozent.
Frankreich war vor wenigen Wochen noch schwer von der Pandemie gezeichnet. Aufgrund eines überlasteten Gesundheitssystems wurden Covid-19-Patienten teils sogar ins benachbarte Deutschland geflogen. Nun hat sich die Lage etwas entspannt, was durch einen Stringenzwert von 65,7 belegt wird. Das Land hat nach dem Lockdown spürbar gelockert - auch wegen des Tourismus. Doch nun machen sich in ganz Frankreich Sorgen vor einem erneuten heftigen Ausbruch breit: „Wenn eine zweite Welle kommt, können wir alle zumachen“, meinte jüngst etwa eine Hotelbesitzerin gegenüber RTL. Ein wöchentlicher Anstieg von 26,6 Prozent verheißt nichts Gutes für die Franzosen.
Bangladesch steht indes sinnbildlich für den neuen Corona-Brennpunkt Südasien. Auch im benachbarten Indien ist die Situation mehr als prekär. Aufgrund des schlechten Gesundheitssystems droht dem Land bei steigenden Fallzahlen ein regelrechter Krankenhaus-Kollaps. Zuletzt stiegen die Fallzahlen um knapp 13 Prozent an - mittlerweile hat sich die Rate auf 34 Prozent erhöht.
Die Schweiz fiel zu Beginn der Pandemie mit strengen Maßnahmen auf. Der Alpenstaat war etwa eines der ersten Länder, das die nationale Fußballliga komplett gekippt und Veranstaltungen im ganzen Land rigoros abgesagt hatte. Nachdem sich die Infektionslage entspannt hatte, lockerte auch die Schweiz.
So sind etwa Veranstaltungen mit bis zu 300 Menschen wieder erlaubt. Exakt 300 Menschen müssen nun nach dem Besuch eines Clubs aber vorsorglich in eine zehntägige Quarantäne. Mehrere Gäste eines Betriebs in Zürich waren zuvor positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch sonst nimmt die Zahl der Neuinfektionen wieder zu, wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Binnen eines Tages wurden am Freitag 69 neue Fälle bekannt, etwa dreimal mehr als zu Wochenbeginn.
Die aktuelle Rate jedoch darf optimistisch interpretiert werden: Nur 3 Prozent neue Fälle gab es seit der Vorwoche.
Auch in den Vereinigten Staaten steigen die Fallzahlen weiter. Zuletzt wurden von den Behörden täglich etwa 35.000 Neuinfektionen gemeldet. Dies entspricht dem Infektionsgeschehen zum Höhepunkt der Pandemie im April. Die USA sind damit absolut gesehen weiterhin das am stärksten von der Pandemie betroffen Land.
Verantwortlich für die momentan hohen Zahlen sind wohl die auch durch Präsident Donald Trump vorangetriebenen Lockerungen im ganzen Land. Auch wenn der Republikaner in den steigenden Zahlen eine andere Ursache findet: In der Vergangenheit hatte Trump die hohen Zahlen nämlich mit der angeblich hohen Testkapazität begründet, was Experten als falsch bezeichneten: „Wenn wir nicht testen würden, hätten wir keine Fälle“, so die Erklärung des 74-Jährigen. So oder so, die Lage in den USA ist weiterhin mehr als angespannt. Und eine zweite Welle wohl nicht ausgeschlossen. Der Stringenzwert liegt aktuell bei 69. Neuinfektionen von über 19 Prozent weisen darauf hin, dass Corona für die USA noch lange ein großes Problem darstellen wird.
Übrigens: US-Präsident Donald Trump ist aktuell nicht nur wegen seiner fragwürdigen Corona-Politik umstritten. Auch sein geplanter Teilabzug von US-Truppen aus Deutschland stößt auf Kritik - sogar in den Reihen der Republikaner. Noch deutlicheren Gegenwind erfährt Trump derzeit vom Iran. Die dortige Staatsanwaltschaft hat einen Haftbefehl gegen den US-Präsidenten erlassen und außerdem Interpol eingeschaltet.
Noch höher ist die Zahl der Neuinfektionen in der Ukraine. Da das Gesundheitssystem der Osteuropäer bröckelt, machen sich im Land Sorgen vor einer erneuten Welle breit. Ob die ukrainischen Krankenhäuser diese stemmen könnten, ist zumindest fraglich. 24,6 Prozent Neufinfektionen lassen auch in der Ukraine berechtigte Sorgen vor einer zweiten Welle aufkommen.
Einen explosionsartigen Anstieg an Infektionen verzeichnet auch die Balkanregion mit dem beliebten Urlaubziel Kroatien.
In Deutschland entspannte sich das Infektionsgeschehen zuletzt deutlich. Der Stringenzindex lag im Mai sogar bei 50. Die Lage schien damit vermeintlich deutlich mehr als „entspannt“ zu sein. Doch dann schnellte die Reproduktionszahl plötzlich rapide in die Höhe, lag zwischenzeitlich bei 2,88 statt der vorgegeben 1. Dieser sprunghafte Anstieg ist insbesondere auf lokale Ausbrüche wie in Göttingen, Berlin-Neukölln und insbesondere beim Schlachtbetrieb Tönnies im Kreis Gütersloh zurückzuführen. Das Robert-Koch-Institut schrieb dazu in einem seiner Lageberichte: „Die stark erhöhten Werte in den vergangenen Tagen hängen mit lokalen Häufungen zusammen, wobei insbesondere der Ausbruch in Nordrhein-Westfalen eine große Rolle spielt.“
Seit der Vorwoche sind in Deutschland allerdings nur 3 Prozent mehr Infektionen gemeldet worden - durchaus ein Grund zur Hoffnung also, dass Deutschland eine zweite Welle vorerst vermeiden kann.
Wegen des Corona-Ausbruchs bei Tönnies bricht eine Stadt im Landkreis Warendorf 2020 nun mit einer Weihnachtstradition. Das RKI und die WHO wollten eine bedeutsame Corona-Entdeckung aus München nicht wahrhaben. Ob wohl alles einen anderen Verlauf hätte nehmen können?
Was bedeutet diese Analyse nun für die weltweite Infektionslage, auch angesichts der Tatsache, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Sonntag einen Rekordanstieg der weltweiten Coronavirus-Fälle meldete? Klar ist, dass Corona noch nicht vorbei ist. Fest steht aber auch, dass jede Person ihren Teil zu einem niedrigen Infektionsgeschehen beitragen kann. Bedeutet konkret: Nicht in Panik verfallen und weiter die Abstands- und Hygienevorschriften beachten. Damit es eben nicht zur zweiten Welle kommt.
Eigentlich hatte Südafrika den Vorteil, ein Nachzügler der Corona-Pandemie zu sein. Doch das Land ist auf den kommenden Höhepunkt der Corona-Krise schlecht vorbereitet - es hat enorme strukturelle Probleme.
Britische Experten warnen, dass im Herbst und Winter eine zweite Corona-Welle auf uns zukommt. Sie wollen „starke Beweise“ haben. Ein erneuter Lockdown könnte unumgänglich werden.
Eine zweite Welle scheint Israel erreicht zu haben. In der vergangenen Woche stieg die Zahl der Neuinfektionen drastsisch an. Ein Regierungsberater sprach von einem Kontrollverlust. (as) **Anmerkung: Die Infektionszahlen und die prozentualen Angaben beziehen sich auf 4. Juli, 16.37 Uhr. Vergleichswert der Vorwoche ist der 26. Juni.