Biden machte keine Angaben, auf welchen Daten seine bittere Prognose von weiteren 250.000 Corona-Toten basiert. Seit Beginn der Pandemie starben in den USA bislang insgesamt mehr als 270.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus*. Ein Modell von Forschern des Instituts IHME der Universität Washington rechnet im Fall gelockerter Schutzmaßnahmen mit mehr als 502.000 Toten bis Ende Januar, im Fall schärferer Schutzmaßnahmen mit mehr als 367.000. Dieses Modell wurde in der Vergangenheit mehrfach vom Weißen Haus angeführt.
Der Chef der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, sagte bei einer Veranstaltung der US-Handelskammer am Mittwoch: „Unglücklicherweise glaube ich, dass wir vor Februar in der Nähe von 450.000 Virus-Toten sein könnten.“ Das sei aber nicht sicher, sondern hänge davon ab, inwiefern sich die Amerikaner an Schutzmaßnahmen hielten. „Die Realität ist: Dezember und Januar und Februar werden hart sein. Ich glaube sogar, dass es die schwierigsten Zeiten in der öffentlichen Gesundheitsgeschichte dieser Nation sein werden.“
Im Dezember steht bereits der nächste große Feiertag an - Weihnachten. In Deutschland hat die Bundesregierung die Kontaktbeschränkungen zum Fest gelockert. Viele Bürger wollen über die Feiertage zu ihren Familien reisen und die Zeit gemeinsam verbringen. Droht Deutschland nach Weihnachten eine ähnliche Explosion der Corona-Zahlen, wie den USA nach Thanksgiving?
Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery warnte bereits kurz nach Bekanntwerden der Lockerungen im SWR: „Medizinisch-epidemiologisch ist es Wahnsinn, zu Weihnachten wieder aufzumachen und zu lockern.“ Er befürchtet, dass „zwei bis drei Wochen nach Weihnachten die Todeszahlen hochgehen. Weihnachten wird damit zu einem Fest mit einem Todesrisiko für manche Menschen.“
Aus psychologischer Sicht verstehe er die Lockerungen über die Feiertage. Die Menschen bräuchten auch Kontakte über Weihnachten, es sei aber wichtig eine Balance zu finden. „Das Virus kennt kein Weihnachten oder Ramadan. Es sucht sich seine Opfer täglich, wo es sie findet“, so Montgomery.
Die EU-Kommission mahnte ebenfalls vor einer Lockerung der Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten in Deutschland. Sollte überhaupt eine Lockerung der Regeln für Zusammenkünfte erwogen werden, dann nur mit strikten Quarantäneauflagen für mindestens sieben Tage davor und danach, heißt es in den Empfehlungen.
Ähnlich sieht es der Virologe Alexander Kekulé. Er empfiehlt in Vorbereitung auf Weihnachten, seine persönlichen Kontakte im Vorfeld einzuschränken, sich selbst nicht zu gefährden und im Zweifel einen Schnelltest zu machen. Aufgrund der Durchmischung der Generationen zum Fest sei das Infektionsrisiko insbesondere bei älteren Menschen höher. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks