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USA: Corona-Todeszahlen steigen nach Thanksgiving rasant - ähnliches Szenario für Deutschland nach Weihnachten?

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Die Corona-Zahlen in den USA steigen nach Thanksgiving auf neue Höchstwerte. Droht Deutschland nach Weihnachten dasselbe?

Update vom 4. Dezember, 8.31 Uhr: Schutzmasken gegen das Coronavirus sind in Deutschland vielerorts schon Routine, in den USA weniger: Nachdem die Corona-Fallzahlen in den USA nach Thanksgiving erneut stark gestiegen waren (siehe Erstmeldung), kündigte der gewählte US-Präsident Joe Biden an, die Amerikaner bei seiner Amtseinführung am 20. Januar dazu aufzurufen, 100 Tage lang Masken in der Öffentlichkeit zu tragen. In einem Interview mit dem TV-Sender CNN sagte er außerdem, er wolle, dass der Mund-und-Nasenschutz in Gebäuden von Bundesbehörden sowie in Verkehrsmitteln wie Flugzeugen getragen wird. Ein US-Präsident kann das Tragen von Masken nur in bestimmten Situationen anordnen, solche Entscheidungen liegen größtenteils bei den einzelnen Bundesstaaten.

Der renommierte Immunologe Anthony Fauci solle sein Chefberater für medizinische Fragen werden, sagte Biden. Fauci ist in den USA der bekannteste - und auch populärste - Corona-Experte. Er tritt entschieden für Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ein.

Coronavirus: Neue Höchstwerte nach Thanksgiving in USA - Warnung für Deutschland?

Erstmeldung vom 3. Dezember, 12.14 Uhr: Washington/München - Viele Experten in den USA hatten eindringlich vor diesem Szenario gewarnt, nun ist es eingetroffen. Nach Thanksgiving, einem der wichtigsten Feiertage für viele Menschen in den Vereinigten Staaten, steigen die Corona-Zahlen auf neue Rekordwerte. Für Deutschland gibt es nun ähnliche Befürchtungen, was das Corona-Risiko zu Weihnachten angeht.

Am Mittwoch meldeten die Behörden in den USA erstmals seit Ausbruch der Pandemie mehr als 3000 Corona-Todesfälle innerhalb eines Tages. Mit 3157 Toten binnen 24 Stunden wurde der bisherige Höchstwert von 2607 Todesfällen aus dem Frühjahr deutlich übertroffen. Zudem wurde mit 200.070 Neuinfektionen am Mittwoch der zweithöchste Wert jemals erreicht. Der Rekord von rund 205.000 neuen Fällen stammt vom vergangenen Freitag.

Experten warnten vor steigenden Corona-Zahlen nach Thanksgiving

Bereits vor Thanksgiving am vergangenen Donnerstag war die Corona-Lage* im Land angespannt. Viele Experten warnten vor explodierenden Zahlen, sollten die Bürger durch das ganze Land zu ihren Familien reisen und dort gemeinsam feiern. Dennoch machten sich mehrere Millionen US-Amerikaner auf den Weg. Das komplette Ausmaß dieser Entscheidungen auf die Corona-Zahlen wird wohl erst in den kommenden Tagen und Wochen sichtbar, wenn die Thanksgiving-Infizierten in den Statistiken auftauchen.

„Was wir mit Blick auf die nächsten Wochen im Dezember erwarten, ist leider, dass wir eine neue Welle* haben könnten - zusätzlich zu der Welle, in der wir uns schon befinden“, erklärte der renommierte Virologe Anthony Fauci am Sonntag dem TV-Sender NBC. Die Koordinatorin der Corona-Taskforce im Weißen Haus, Deborah Birx, zeigte sich im Gespräch mit dem Sender CBS ebenfalls besorgt. „Es sah aus, als würde sich die Lage in den nördlichen Flächenstaaten entspannen. Aber nun haben wir wegen Thanksgiving Angst, dass das alles zunichtegemacht wird.“

US-Präsident Joe Biden warnt vor weiteren 250.000 Corona-Toten bis Januar

Auch der neu gewählte US-Präsident Joe Biden gibt eine düstere Prognose für den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. „Ich will niemandem Angst einjagen, aber verstehen Sie die Fakten: Wir werden zwischen jetzt und Januar wahrscheinlich weitere 250.000 Menschen verlieren“, sagte Biden am Mittwoch bei einer Online-Veranstaltung mit Mitarbeitern und Besitzern kleiner Unternehmen. Die Ausbreitung des Coronavirus müsse eingedämmt werden, aber die Menschen passten nicht auf, erklärte der „President Elect“.

Joe Biden, Gewählter Präsident (President-elect) der USA, spricht bei einer Pressekonferenz im The Queen Theatre über die Wirtschaftslage während der Corona-Pandemie.
Joe Biden spricht von weiteren 250.000 Corona-Toten in den USA bis Januar. (Archivbild) © picture alliance/dpa/AP | Andrew Harnik

Biden machte keine Angaben, auf welchen Daten seine bittere Prognose von weiteren 250.000 Corona-Toten basiert. Seit Beginn der Pandemie starben in den USA bislang insgesamt mehr als 270.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus*. Ein Modell von Forschern des Instituts IHME der Universität Washington rechnet im Fall gelockerter Schutzmaßnahmen mit mehr als 502.000 Toten bis Ende Januar, im Fall schärferer Schutzmaßnahmen mit mehr als 367.000. Dieses Modell wurde in der Vergangenheit mehrfach vom Weißen Haus angeführt.

Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC: „Dezember, Januar und Februar werden hart sein“

Der Chef der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, sagte bei einer Veranstaltung der US-Handelskammer am Mittwoch: „Unglücklicherweise glaube ich, dass wir vor Februar in der Nähe von 450.000 Virus-Toten sein könnten.“ Das sei aber nicht sicher, sondern hänge davon ab, inwiefern sich die Amerikaner an Schutzmaßnahmen hielten. „Die Realität ist: Dezember und Januar und Februar werden hart sein. Ich glaube sogar, dass es die schwierigsten Zeiten in der öffentlichen Gesundheitsgeschichte dieser Nation sein werden.“

Corona-Deutschland: Droht uns Explosion der Corona-Zahlen nach Weihnachten?

Im Dezember steht bereits der nächste große Feiertag an - Weihnachten. In Deutschland hat die Bundesregierung die Kontaktbeschränkungen zum Fest gelockert. Viele Bürger wollen über die Feiertage zu ihren Familien reisen und die Zeit gemeinsam verbringen. Droht Deutschland nach Weihnachten eine ähnliche Explosion der Corona-Zahlen, wie den USA nach Thanksgiving?

Weltärzte-Präsident Montgomery aus Deutschland: „Das Coronavirus kennt kein Weihnachten oder Ramadan“

Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery warnte bereits kurz nach Bekanntwerden der Lockerungen im SWR: „Medizinisch-epidemiologisch ist es Wahnsinn, zu Weihnachten wieder aufzumachen und zu lockern.“ Er befürchtet, dass „zwei bis drei Wochen nach Weihnachten die Todeszahlen hochgehen. Weihnachten wird damit zu einem Fest mit einem Todesrisiko für manche Menschen.“

Aus psychologischer Sicht verstehe er die Lockerungen über die Feiertage. Die Menschen bräuchten auch Kontakte über Weihnachten, es sei aber wichtig eine Balance zu finden. „Das Virus kennt kein Weihnachten oder Ramadan. Es sucht sich seine Opfer täglich, wo es sie findet“, so Montgomery.

Corona-Lockerungen zu Weihnachten: Experten raten auch Deutschland zur Isolation, um Infektionsrisiko zu senken

Die EU-Kommission mahnte ebenfalls vor einer Lockerung der Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten in Deutschland. Sollte überhaupt eine Lockerung der Regeln für Zusammenkünfte erwogen werden, dann nur mit strikten Quarantäneauflagen für mindestens sieben Tage davor und danach, heißt es in den Empfehlungen.

Ähnlich sieht es der Virologe Alexander Kekulé. Er empfiehlt in Vorbereitung auf Weihnachten, seine persönlichen Kontakte im Vorfeld einzuschränken, sich selbst nicht zu gefährden und im Zweifel einen Schnelltest zu machen. Aufgrund der Durchmischung der Generationen zum Fest sei das Infektionsrisiko insbesondere bei älteren Menschen höher. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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