Ursprungsmeldung vom 25. September:
Marseille - Was die 14-Tage-Inzidenz der WHO angeht, ist der eher kleine Balkan-Staat Montenegro aktuell trauriger Corona*-Spitzenreiter unter den 27 Mitgliedern: Sie lag am 25. September bei 525. Die Inzidenz beziffert die neu gemeldeten Fälle im Verhältnis zu 100.000 Einwohnern. Auf Platz zwei und drei folgen zur Zeit Spanien mit 289 und Tschechien mit 229.
Knapp die Top-3 verfehlt Frankreich mit 210 - und im Nachbarland Deutschlands ist die Stimmung in der Pandemie entzündlich. Frankreich hat bereits einen ersten strikten Lockdown hinter sich. Am Mittwoch nun hatte die Regierung die Corona-Auflagen (vor allem für Großstädte) verschärft:
Genau deshalb nun die Straßenproteste. Eine Reihe von Restaurantinhabern drohte damit, die Schließungsanordnungen zu missachten. Regionalvertreter der südfranzösischen Region (für welche des Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgesprochen hat) nannten die Verschärfung der Maßnahmen eine „kollektive Bestrafung“ und einen „Affront“ durch die Pariser Zentralregierung.
Direkt einen Tag nach der Corona-Maßnahmen-Verschärfung verzeichnete Frankreich einen neuen Rekord bei den Infektionsfällen. Binnen 24 Stunden wurden 16.096 Menschen positiv getestet. Experten weisen jedoch darauf hin, dass die Infektionszahlen im März und April wegen der niedrigen Testkapazitäten nur einen Bruchteil der tatsächlichen Ansteckungen erfasst hatten und sich deshalb nicht mit den Zahlen seit Start der großflächigen Tests vergleichen lassen.
Regierungschef Jean Castex versuchte, die Wogen zu glätten. „Eine Epidemie lässt nicht mit sich spielen“, warnte Castex im Sender France 2. Auf keinen Fall wolle er zu den rigorosen Ausgangsbeschränkungen zurückkehren müssen, wie sie zwischen März und Mai gegolten hatten.
Am Tag von Frankreichs Corona-Rekord hatte sich die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC am Donnerstag besorgt über die Situation in sieben europäischen Ländern geäußert, darunter Montenegro, Tschechien und Spanien. Im Detail kamen die EU-Experten zu dem Ergebnis, dass Abstandhalten, Hygieneregeln und die Verwendung von Gesichtsmasken allein die Verbreitung des Virus offenbar nicht aufhalten können. Daher sollten die Gesundheitssysteme gestärkt und Angehörige von Risikogruppen* besser geschützt werden.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo teilte mit, sie habe gegen die neuen Corona-Maßnahmen formellen Einspruch eingelegt. Sie kritisierte insbesondere, dass Fitnessstudios und Sporthallen geschlossen bleiben müssen. Sport trage dazu bei, dass die Menschen ein „starkes Immunsystem“ hätten, merkte sie im Fernsehsender France 3 an.
„Man muss alles dafür tun, um Covid-19 einzudämmen“, twitterte Hildago. „Aber es ist essenziell, dass die Maßnahmen im Verhältnis zum Erhalt des sozialen, sportlichen und kulturellen Lebens stehen", twitterte sie. Viele Länder verschärften derweil die Restriktionen. In England müssen alle Restaurants und Pubs nun um 22.00 Uhr schließen. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigte eine Skisaison ohne Après-Ski-Partys an.
Währenddessen verschärft sich auch die Lage in Großbritannien. Wie nun n-tv unter Berufung auf das statistische Büro berichtet, sei die Zahl der aktuellen Neuinfektionen auf rund 9.000 angestiegen. In der Vorwoche verzeichnete das Land noch etwa 6.000 Infektionen pro Tag. (frs mit Material von dpa und AFP) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk