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Coronavirus in Italien: Mann berichtet von chaotischen Zuständen in Neapel

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Screenshot aus dem Facebook-Video zu einem Coronavirus-Fall in Neapel (Italien): Der Bruder einer toten Frau erhebt schwere Vorwürfe.
Screenshot aus dem Facebook-Video zu einem Coronavirus-Fall in Neapel (Italien): Der Bruder einer toten Frau erhebt schwere Vorwürfe. © Screenshot Facebook/Luca Franzese

Eine Frau liegt in Italien nach ihrem Tod stundenlang in der Wohnung, kein Bestatter, kein Arzt kommt vorbei. Sie war mit dem Coronavirus infiziert. Der Bruder erhebt schwere Vorwürfe.

Neapel -  „Da liegt meine Schwester im Bett, tot. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Mit drastischen Worten wendet sich am Sonntag (08.03.2020) ein Mann aus Neapel an die Öffentlichkeit. Hinter dem Mann, der frontal in die Kamera spricht, sieht man eine Frau reglos in einem Bett liegen. Dieses Facebook-Video geht aktuell um die Welt. Es wurde bereits 7,8 Millionen Mal aufgerufen und zeigt, dass auch die Behörden in Europa mit den Folgen der Coronavirus-Epidemie vor einer großen Herausforderung stehen.

Coronavirus-Epidemie in Italien: Niemand soll mit Sars-CoV-2 infizierter Frau geholfen haben

Denn der Hilferuf aus Neapel ist zugleich ein schwerer Vorwurf gegenüber den italienischen Behörden und deren Umgang mit der Coronavirus-Epidemie. Denn Luca Franzese, so heißt der Mann, und seine Schwester Teresa sind offenbar von sämtlichen Institutionen alleine gelassen worden. 

In dem gut zweiminütigen Video berichtet Luca Franzese aus Italien, dass seine Schwester Teresa mutmaßlich an den Folgen des Coronavirus Sars-CoV-2 gestorben sei und niemand ihm geholfen habe. Weder als die ohnehin schwerkranke Teresa ärztliche Hilfe benötigt hatte, noch nach ihrem Tod. Stundenlang habe die Verstorbene in der Wohnung gelegen, bevor ein Bestatter vorbeikam, um den Leichnam abzuholen, berichtet Franzese. „Die Behörden haben mich im Stich gelassen“, sagt er. 

Coronavirus-Epidemie in Italien: Dramatische Stunden vor dem Tod der Frau

Dem Tod der Schwester müssen dramatische Stunden vorangegangen sein. So erklärt Luca Franzese, wie er seine Schwester versucht habe, mit Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. Der Mann aus Italien berichtet, dass am Samstagabend zwar der Notarzt gekommen sei, dieser aber keine Utensilien dabei hatte, um einen Test auf eine Coronavirus-Infektion vorzunehmen und somit unverrichteter Dinge wieder weggefahren sei. 

Und auch nach dem Tod der Schwester sei niemand vorbeigekommen, um sie abzuholen. So ist die Schwester wohl am Samstagabend um etwa 20 Uhr gestorben. Am späten Sonntagnachmittag, etwa 22 Stunden später, sei immer noch niemand erschienen, um die Leiche abzuholen, geschweige denn, um den Totenschein auszustellen. 

Facebook-Video über Coronavirus-Epidemie entsetzt weltweit

Luca Franzese berichtet in dem Facebook-Video weiter, dass er sich nun selbst unter Quarantäne gestellt habe, weil er überzeugt ist, sich durch die Wiederbelebungsversuche bei seiner Schwester mit dem Coronavirus infiziert zu haben. „Ich könnte rausgehen und das Virus überall verbreiten“, sagt er. „Und niemand hat sich darum gekümmert, niemand hat sich gemeldet, niemand von den Behörden“, so der verzweifelte Mann. 

Coronavirus-Epidemie in Italien: Hausarzt soll Hilfe verweigert haben

Mittlerweile hat in Italien auch der Regionalrat der betroffenen Region und Mitglied der Gesundheitskommission, Francesco Emilio Borelli, den Vorfall bestätigt. So handelt es sich bei Teresa Franzese um die erste Patientin, die nicht in einem Krankenhaus, sondern zu Hause an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben ist. 

Dass so lange niemand die Tote abgeholt habe, erklärt er damit, dass Bestattungsunternehmen noch nicht wüssten, wie sie in so einem Fall vorgehen sollen. Deshalb habe man gezögert, die Wohnung zu betreten. Man werde den Fall untersuchen, so Borelli weiter. 

Coronavirus in Italien: Offiziell ist der Vorfall bestätigt

Mittlerweile ist in Italien von offizieller Seite bestätigt, dass die Frau mit dem Coronavirus infiziert war. Offizielle Todesursache ist ein Schwächeanfall. Die Frau war Epileptikerin und war grundsätzlich in einem schlechten Gesundheitszustand, erklärt der Regionalrat. 

Ob der Hausarzt tatsächlich die Hilfe verweigerte und ob der Bruder nun auch mit dem Coronavirus infiziert ist, konnte bislang nicht bestätigt werden. Die gesamte Familie steht nun unter Quarantäne. Seit Dienstag (10.03.2020) sind wegen der Coronavirus-Epidemie in ganz Italien die Menschen dazu angehalten, zu Hause zu bleiben. Betroffen sind rund 60 Millionen Menschen. 

Auch deutschlandweit breitet sich das Coronavirus Sars-CoV-2 weiter aus. Mittlerweile meldet jedes Bundesland mindestens eine Infektion. 

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