Die strikten Maßnahmen, mit denen die Corona-Infektionszahlen* im Frühjahr eingedämmt werden konnten, sind laut Krause jetzt nicht mehr das Mittel der Wahl. „Am Anfang war die Strategie, die Pandemie möglichst zu verlangsamen, um Zeit zu gewinnen“, erklärte der Epidemiologe. Man sei damals unvorbereitet und die Maßnahmen seien daher richtig gewesen. „Jetzt sind wir mitten in der Pandemie, sie ist nicht mehr zu stoppen“, machte Krause klar. Im Mittelpunkt stehe nun die Abmilderung des Schadens in gesellschaftlicher, gesundheitlicher und wirtschaftlicher Hinsicht.
Eine Eindämmung, im Sinne einer Unterbrechung der Verbreitung des Coronavirus*, könne nicht mehr das Ziel sein, erklärte Krause. „Das Virus ist doch schon überall“, sagte er. Man müsse zusehen, dass man die Folgen mildere. Der Epidemiologe berichtete: „Die Pandemie im wörtlichen Sinne zu stoppen, ist nach meiner Einschätzung schlicht nicht möglich. Hoffnungen in diese Richtung zu wecken, droht Enttäuschung zu erzeugen und riskiert die Akzeptanz der Maßnahmen.“
Das Ziel solle sein, die Schäden der Pandemie durch ein geschicktes Ausbalancieren der Maßnahmen zu lindern. Im Frühjahr habe man zwar den erwünschten Effekt, die Eindämmung der Zahl schwerer Corona-Erkrankungen*, erreicht. Gleichzeitig sei aber auch ein unerwünschter Effekt eingetreten: Viele Menschen seien in wirtschaftliche Krisen geraten, die potenziell auch gesundheitliche Folgen haben werden. „Das war damals vielleicht unvermeidlich“, erklärte Krause. Nun sei man aber in einer anderen Situation und müsse mit gezielteren Maßnahmen versuchen, die unerwünschten Effekte niedrig zu halten. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks