An der Studie nahmen 7102 Menschen teil, von denen der überwiegende Teil - nämlich 6020 - nie geraucht haben. 172 sind aktuelle Raucher, 910 waren dem Nikotin einst verfallen. Dass erhöhte Sterberisiko infolge einer Corona-Infektion gilt dabei auch für letztere. Der Internist und Pneumologe Prof. Stefan Andreas sieht auch deshalb die Pandemie als Anlass, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Dies gelte unabhängig davon, wie lange die Sucht schon anhält.
In Mitleidenschaft geraten bei Rauchern etwa die Flimmerhärchen, die sozusagen einen Teppich der Schleimhaut in den Atemwegen bilden. Dazu erklärt der Experte: „Die sind quasi die Müllabfuhr der Lunge. Sie führen Schleim und Bakterienreste nach oben, sodass sie abgehustet werden können.“ Dies sei gerade im Hinblick auf einen möglichen Corona-Befall der Lunge eine wichtige Funktion.
Wer nicht mehr raucht, kann sich über eine ziemlich rasche Erholung seiner Flimmerhärchen freuen. „Ein Rauchverzicht senkt das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung relativ schnell“, macht Andreas Mut. Diese Besserung stelle sich zwar nicht umgehend ein, aber sei von Tag zu Tag spürbar. Deshalb betont der Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen in Hessen: „Man sollte auf keinen Fall weiterrauchen, weil man sich sagt: Es ist ja sowieso zu spät aufzuhören!“ Dass Zigaretten in Deutschland immer teurer werden*, könnte auch helfen, das Rauchen aufzugeben.
Womöglich provoziert Sars-CoV-2 nun also einen Umschwung, der trotz der groß angelegten Warn-Kampagne seit dem Ende des vergangenen Jahrtausends ausblieb. Erst vor wenigen Wochen hatte das Deutsche Krebsforschungszentrum die Bundesrepublik* als europäisches Schlusslicht im Kampf gegen den gesundheitsschädlichen Tabakkonsum dargestellt. Dr. Ute Mons als Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention schimpfte: „Die Politik hat weitgehend versagt bei der Tabakkontrolle.“
Derzeit würde jede vierte Frau zwischen 25 und 69 Jahren Nikotin in ihre Lunge saugen, bei den Männern dieser Altersgruppe sei es sogar ein knappes Drittel. Und auch unter Jugendlichen gibt es zahlreiche Raucher: Hier greifen sechs Prozent der Jungen und 5,2 Prozent der Mädchen zum Glimmstängel. Festzuhalten bleibt auch: Im Jahr 2018 war bei 13 Prozent der Todesfälle im Land Tabakkonsum im Spiel.
Laut der „Techniker Krankenkasse“ sind jährlich mehr Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen als auf AIDS, Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Selbstmorde und Morde zusammen. Folglich gelte: Rauchen ist das wichtigste vermeidbare Gesundheitsrisiko. Das galt für die Zeit vor der Pandemie. Aber jetzt erst recht. (mg, dpa) *merkur.de und 24Vita.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks