In Tschechien und Österreich sind Gebiete direkt an der Grenze zu Deutschland als Risikogebiete ausgewiesen worden. In Österreich ist es die beliebte Urlaubsregion Vorarlberg, in Tschechien sind es die Verwaltungsregionen Karlsbad (Karlovy Vary), Pilsen (Plzen), Liberec (Reichenberg) und Südböhmen an den Grenzen zu Bayern und Sachsen.
Update vom 19. September, 14.30 Uhr: Das Auswärtige Amt wird zum 1. Oktober seine Reisewarnungsstrategie ändern. Noch bis einschließlich 30. September gilt, die Warnung „vor nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland“. Ausgenommen sind davon die meisten europäischen Länder.
Diese relativ pauschale Reisewarnung für nicht-europäische Länder, die unabhängig vom Corona-Infektionsgeschehen innerhalb eines Landes gilt, wird zum 1. Oktober abgeschafft. Ab dann „werden wieder uneingeschränkt differenzierte Reise- und Sicherheitshinweisen für einzelne Länder gelten“, informiert das Auswärtige Amt auf seiner Website.
Das dürfte bedeuten, dass beispielsweise für Länder, die zwar außerhalb Europas liegen, in denen das Infektionsgeschehen aber gering ist, keine Reisewarnungen mehr gelten. Weiterhin überwacht das Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesgesundheits- und Bundesinnenministerium die weltweite Infektionslage und stuft Länder und Regionen als Risikogebiete ein. So kann eine Reisewarnung auch nach der Änderung zum 1. Oktober jederzeit wieder neu ausgesprochen werden.
Als Richtwert gilt: Sobald es in einer Region oder einem Staat mehr als 50 Infizierte pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen gab, könnte das Gebiet als Risikogebiet eingestuft werden. Für die Entscheidung ziehen die verantwortlichen Behörden jedoch noch weitere Kriterien hinzu.
Weiter weist das Auswärtige Amt darauf hin, dass Reisende sich auch immer über die Situation im Reiseland informieren sollten. Denn auch von dieser Seite könnten Quarantäneregeln oder andere Einschränkungen gelten. Umfassendes Informieren ist bei Reisen während der Corona-Pandemie mehr denn je geboten.
Update vom 18. September, 12.34 Uhr: Das RKI hat drei weitere Nachbar-Metropolen zum Risikogebiet für das Coronavirus* erklärt. In Wien, Amsterdam und Budapest sind die Infektionszahlen weiter gestiegen und liegen damit über der Grenze von 50 Infektionen auf 100.00 Einwohnern. Wer eine Reise in eine der drei beliebten Urlaubsziele gebucht hat, kann diese stornieren. Reise-Rückkehrer können sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen.
Für den Tourismus in Wien ist die deutsche Erklärung zum Risikogebiet* ein enormer Tiefschlag. „Das ist eine super Katastrophe“, sagte Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner am Donnerstag. Die Deutschen seien immer die wichtigste Gästegruppe gewesen und hätten auch gerade in der Zeit der Coronakrise der Stadt die Treue gehalten.
Aber warum steigen die Coronavirus*-Fälle ausgerechnet in den Großstädten so stark an? Im Gespräch mit dem Schweizer Nachrichtenportal watson, betont Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akon-Hochschule in Berlin neben die hohe Bevölkerungsdichte aber auch besonders private Feiern und Veranstaltungen. Die seien „eine wichtige Ausbreitungsquelle“. „Auf die sollte weitestgehend verzichtet werden, wenigstens so lange, bis wir einen schützenden Impfstoff zur Verfügung haben werden.“ Aus Angst vor dem Coronavirus vorübergehend aufs Land zu ziehen, hält der Experte allerdings nicht für nötig.
Erstmeldung vom 16. September: Berlin - Paukenschlag vom Robert-Koch-Institut. Die Bundesbehörde hat am Mittwochabend etliche neue Regionen zu Risikogebieten deklariert. Betroffen sind Nachbarländer von Deutschland sowie beliebte Urlaubsregionen. Stuft das RKI eine Region als Risikogebiet ein, dauert es in der Regel nicht lange, bis das Auswärtige Amt nachzieht und ebenfalls vor Reisen warnt. Die neue Einschätzung des RKI im Überblick.
Frankreich hat laut der Weltgesundheitsorganisation eine bedrohlich wirkende 14-Tages-Inzidenz* von 168, was dem fünftschlechtesten Wert in Europa entspricht. Deshalb reagierte Deutschland nun und weitet seine Warnungen aus. Fortan gelten auch die Region Hauts-de-France und das Überseegebiet La Réunion als Risikogebiete. Zuvor waren bereits etliche Gebiete wie die Region Île-de-France um die Millionenmetropole Paris als Risikogebiet eingestuft worden.
Auf der Website des Auswärtigen Amtes heißt es: „Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Regionen Île-de-France, Provence-Alpes-Côte-d’Azur, Auvergne-Rhône-Alpes, Occitanie, Nouvelle-Aquitaine, Hauts-de-France sowie nach Corse (Korsika), Französisch-Guyana, St. Martin, Guadeloupe und La Réunion wird aufgrund hoher Infektionszahlen derzeit gewarnt.“ Von Reisen in die übrigen französischen Überseegebiete, für die Einreisebeschränkungen bestehen, werde sogar „dringend abgeraten.“
In Österreich entwickelte sich das Bundesland Wien in den letzten Wochen immer mehr zum Corona-Brennpunkt des Landes. Im neu eingeführten Ampelsystem* der schwarz-grünen Bundesregierung um Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) belegte die Hauptstadt am Wochenende als einziges Gebiet die Warnstufe orange, was „hoher Gefahr“ entspricht. Wie erwartet hat Deutschland darauf nun reagiert und die knapp zwei-Millionen-Einwohner-Stadt zum Risikogebiet deklariert. Das Auswärtige Amt zog nach und warnt fortan vor Reisen nach Wien.
Im August hatten Reiserückkehrer einen großen Teil der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ausgemacht, viele davon kamen aus Kroatien. Die Situation vor Ort schien sich im September etwas zu verbessern, ist nichtsdestotrotz aber noch angespannt. Kroatien kommt auf eine Inzidenz von 81. Nun kamen die Gespanschaften Brod-Posavina und Virovitica-Podravina im Osten des Landes als neue Risikogebiete hinzu.
Neben diesen Gebieten wird von Seiten des Auswärtigen Amtes weiterhin vor Reisen in die Gespanschaften Zadar, Šibenik-Knin, Split-Dalmatien, Dubrovnik-Neretva, Požega-Slawonien gewarnt.
Düsterer ist die Lage unterdessen in Ungarn, das eine 14-Tages-Inzidenz von 85 aufweist. Nachdem das Robert-Koch-Institut die Hauptstadt Budapest am Mittwoch zum Risikogebiet erklärt hatte, warnt das Auswärtige Amt nicht nur vor Reisen nach Ungarn, sondern rät sogar direkt davon ab: „Von nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Ungarn wird aufgrund wieder eingeführter Einreisebeschränkungen* und Quarantänemaßnahmen derzeit abgeraten.“ Das die Pandemie eigentlich gut zu bekämpfen schienende EU-Land verzeichnete im August einen enormen Anstieg der Fallzahlen und reagierte daraufhin unter anderem mit Grenzschließungen.
In Rumänien gibt es vom RKI derweil eine kleine Entwarnung. Wegen sinkender Infektionszahlen gelten die Kreise Arges und Dambovita fortan nicht mehr als Risikogebiet. Neu hinzukamen allerdings die Kreise Neamt und Caras Severin. Darüber hinaus wird vom Auswärtigen Amt vor Reisen in die Kreise Bacău, Bihor, Brăila, Brașov, Iaşi, Ilfov, Prahova, Vâlcea und Vaslui sowie die Hauptstadt Bukarest gewarnt. Rumänien hat eine 14-Tages-Inzidenz von 86.
In der Schweiz (Inzidenz von 62) entspannte sich die Corona-Lage zuletzt etwas. Drei der insgesamt 26 Kantone bereiten allerdings Sorge. Aufgrund steigender Infektionszahlen warnt das Auswärtige Amt vor Reisen in die Kantone Genf, Waadt (Vaud) und Freiburg (Fribourg). Letzterer kam am Mittwoch neu hinzu.
In den Niederlanden stieg die Inzidenz zuletzt auf prekäre 80, was nun auch Folgen nach sich zieht. Die Provinzen Nordholland (Noord-Holland) und Südholland (Zuid-Holland) gelten seit Mittwoch als Risikogebiet. Dementsprechend warnt das Auswärtige Amt auch vor Reisen in diese Regionen, was für Touristen nicht unerheblich sein dürfte. Die Urlaubs-Hochburgen Amsterdam und Rotterdam liegen in den entsprechenden Provinzen. Darüber hinaus gilt weiterhin eine Reisewarnung für die Karibikinseln Aruba und Sint Maarten, die beide zum Königreich der Niederlande gehören.
Tschechien galt in puncto Corona-Bekämpfung als eines der europäischen Vorzeigebeispiele. Die Regierung um Ministerpräsident Andrej Babis führte etwa als eines der ersten Länder eine Maskenpflicht ein. Im Moment ist die Situation im Nachbarland von Deutschland allerdings alles andere als entspannt. Eine 14-Tages-Inzidenz von 129 bedeutet Rang sieben im europäischen Vergleich. Dementsprechend gab es nun eine Überarbeitung des RKI. Die Region Středočeský (Mittelböhmische Region) wurde zum Risikogebiet ausgewiesen. Darüber hinaus wird weiterhin vor Reisen in die Hauptstadt Prag gewarnt.
Alles in allem zeigen die neuen Einstufungen des Robert-Koch-Instituts, dass Corona eben noch nicht vorbei und die Sorge vor der zweiten Welle* vielerorts durchaus real ist. Dass mit Frankreich, Österreich, Tschechien, den Niederlanden und der Schweiz gleich fünf Nachbarländer von Deutschland neue Reisewarnungen ausgewiesen bekamen, zeigt auch, dass die Lage in Deutschland genauestens beobachtet werden muss. Aktuell steht die Bundesrepublik im europäischen Vergleich noch gut da (Inzidenz von 23) - dennoch sieht das RKI einen Trend, den es „aufmerksam zu beobachten“ gilt. (as) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks
Die Einstufungen als Risikogebiet können sich aufgrund eines dynamischen Pandemie-Verlaufs schnell ändern. Falls Sie eine Reise ins Ausland planen, wird dringend empfohlen, sich im Vorhinein auf der Website des Auswärtigen Amtes zu informieren.