Besonders kritisch ist die Lage in Aragón: In der Provinzhauptstadt Saragossa haben Soldaten um das Universitätsklinikum herum ein mobiles Feldlazarett aufgebaut, das Rote Kreuz errichtete eine Krankenstation in einer Halle.
Die Sorgen lassen sich in Aragón an Zahlen ablesen: So lag die 7-Tage-Inzidenz, Stand 12. August, bei sage und schreibe 254.
Zur Einordnung: Deutschland erklärt Regionen ab einer 7-Tage-Inzidenz von 50 Infizierten pro 100.000 Einwohnern zum Covid-19-Risikogebiet. Auch auf den Ferieninseln Mallorca und Ibiza ist der kritische Corona-Wert mit einer 7-Tage-Inzidenz von 67 längst überschritten, in Madrid liegt sie bei 81.
Sieben spanische Regionen haben die Marke 50 bereits überschritten, fünf wurden vom Auswärtigen Amt bislang zu Risikogebieten erklärt. In ganz Spanien lag die 7-Tage-Inzidenz zuletzt bei 50,7 je 100.000 Einwohner. Aber: Während zum Beispiel auf dem Balkan ganze (kleinere) Länder als Corona-Risikogebiete eingestuft werden, passiert das mit Spanien nicht.
Dabei ist die Covid-19-Lage im gesamten Land mehr als alarmierend. Laut Erhebungen der Johns Hopkins Universität stiegen die registrierten Corona-Fälle am Mittwoch, 12. August, binnen weniger Stunden zwischen 16.13 Uhr und 22.33 Uhr um 3172 - von zuvor 326.612 auf 329.784. Die bereits geheilten Personen nicht abgezogen.
Zum Vergleich: In Italien nahm die Zahl der gemeldeten Fälle im selben Zeitraum um 476 zu. Verschiedene Länder haben verschiedene Meldesysteme - dennoch: Spanien ächzt unter der zweiten Corona-Welle, und macht daraus längst keinen Hehl.
So bereitete Ministerpräsident Pedro Sánchez sein Land nach Gesprächen mit König Felipe VI. auf einschneidende Zeiten vor: „Wir haben über die sozialen Probleme gesprochen, und die wirtschaftlichen, die es durch diese Lage gibt. Das betrifft natürlich manche Wirtschaftsbereiche in Teilen unseres Landes ganz besonders: die Balearen und die Kanarischen Inseln.“
Eine künftige Reisewarnung ist auch hier nicht ausgeschlossen. Der Trade-Experte Coface erwartet bereits eine Zunahme an Insolvenzen für 2021 um 22 Prozent. Die zweite Welle rollt - zwischen Balearen und Baskenland, zwischen Barcelona und Sevilla. Gesundheitlich wie wirtschaftlich. (pm) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks