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Studie enthüllt: Es gibt zwei Arten an Corona zu sterben - Entscheidende Erkenntnis für Behandlung?

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Ein Sektionsassistent öffnet die Tür zu einem Leichenkühlfach neben den Sektionsräumen. Neben ihm steht eine Bahre mit Holzsarg.
Ein Gruppe von Pathologen und Pathologinnen haben insgesamt 21 Covid-19-Opfer obduziert und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen. (Symbolbild) © Christian Charisius/dpa

Pathologen haben Covid-19-Opfer obduziert und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen. Diese könnten eine erfolgreichere Behandlung von Patienten ermöglichen.

Liestal - „Molekulares Profil eines Killers“. Es klingt wie der Titel eines neuen Krimis, den es bald in den Buchhandlungen geben wird. Tatsächlich handelt es sich allerdings um die Zusammenfassung einer Studie über die tödlichen Auswirkungen von Sars-CoV-2* im Körper. Es wurde im Wissenschaftsmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht. Die Letztautorin der Arbeit - Kirsten Mertz vom Cantonal Hospital Baselland in der Schweiz - hat sich nun zu den Erkenntnissen geäußert. Die Molekularpathologin gehört zu den Ersten, die Obduktionen an Covid-19-Opfer durchgeführt haben.

Gegenüber Focus online sagte sie, dass sie zu Beginn der Pandemie „überhaupt nicht wussten, was da auf sie zukommt. „Es war eine ganz neue Situation für uns, Opfer dieses hochansteckenden und unbekannten Virus zu untersuchen.“ Die Untersuchungen waren - wie es nun die Ergebnisse der Studie zeigen - jedoch dringend notwendig. Im Zeitraum zwischen März und Mai haben Mertz und ihre Kollegen insgesamt 21 Obduktionen durchgeführt und ausgewertet. Bei den obduzierten Opfern handelte es sich überwiegend um Risikopatienten (männlich, älter als 70 und mit Vorerkrankungen).

Bei den aufwendigen Autopsien konnten recht schnell zwei Auffälligkeiten festgestellt werden. So gab es zum einen Verstorbene, die starke Schäden besonders in der Lunge aufwiesen und zum anderen Covid-19-Opfer, die nur geringe Organschäden zeigten. Diese Erkenntnis ist erstaunlich, da sie zeigt, dass Personen, die an dem gleichen Virus erkrankt sind, an unterschiedlichen Folgen starben. Die Studie zeigt, dass die eine Gruppe an Opfern eine hohe Viruslast in der Lunge bei gleichzeitig geringen Schäden vorwies. Die andere Gruppe hingegen hatte kaum oder wenig Viren in der Lunge. Dafür waren die Lungenschäden enorm. Verlauf und Dauer der Covid-19-Erkrankung verliefen demnach in den zwei identifizierbaren Gruppen unterschiedlich.

Coronavirus: Es gibt zwei Arten, an Covid-19 zu sterben

Im Gespräch mit Focus ONLINE gab Mertz an, dass die Gruppe an Patienten, die eine hohe Viruslast in der Lunge hatten, zeitnah nach der Infektion starben, weil das Immunsystem das Virus nicht erfolgreich bekämpfen konnte. Im Falle der Patienten der anderen Gruppe, konnte das Immunsystem das Virus gut bekämpfen. Allerdings starben die Betroffenen in diesem Fall etwas später an den Lungenschäden, die durch eine Überreaktion des Immunsystems entstanden.

Covid-19: Verstärkte Blutgerinnung als Risikofaktor für schwere Organschäden

Es handelt sich bei den zwei Gruppen allerdings nicht um zwei grundsätzlich verschiedene Krankheitsverläufe, sondern um einen Krankheitsverlauf - nur starben einige Patienten früher als andere. Den Grund hierfür konnte das Forscherteam allerdings noch nicht herausfinden. Nur ein Zusammenhang fiel auf: Die Gruppe, bei der schwere Organschäden festgestellt werden konnten, wies eine verstärkte Blutgerinnung auf, die zu Gerinseln führte. In der anderen Gruppe war dies nicht der Fall.

Die Erkenntnisse der Studie „Molekulares Profil eines Killers“ sind in Bezug auf die Bekämpfung der Pandemie von großer Bedeutung. Es ergeben sich nämlich Ideen für unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen für Patienten mit schweren Krankheitsverläufen. So müssten bei Patienten mit einer hohen Virenlast in der Lunge zunächst antivirale Mittel eingesetzt werden. In der späteren Krankheitsphase, in der es zu einer Überreaktion kommen kann, müssten hingegen spezielle Entzündungshemmer verwendet werden, die eine Überreaktion des Immunsystems unterbinden und damit das Auftreten von Gewebeschäden verhindern.

Coronavirus: „Das Virus war und ist ein Killer“

Eine weitere wichtige Erkenntnis konnte aus der Studie gezogen werden: Eine hohe Virenlast ist besonders riskant. Laut Mertz könne eine hohe Virenlast gerade bei der Risikogruppe den Verlauf erheblich verschlimmern. Deswegen sei das Tragen einer Maske so wichtig. Sie kann eine Infektion zwar nicht ganz verhindern, allerdings reduziert sie die bei einer Infektion die aufgenommene Virenlast.

Einen Unterschied zu den aktuellen Opfern einer Covid-19-Erkrankung sieht Mertz nicht. Gegenüber Focus ONLINE sagte sie, dass sich das Virus nicht stark verändert hat: „Es war und es ist ein Killer.“ Daher sei es wichtig sich vor Augen zu führen, dass auch Menschen, die nicht der Risikogruppe angehören, einen schweren Krankheitsverlauf erleiden können. at *merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes.

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