Die Mitarbeiter des Ministeriums wurden demnach in der vergangenen Woche angewiesen, Veranstaltungen auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren oder sich virtuell zu treffen. Pompeo und sein Protokollchef Cam Henderson sollen sich jedoch über die Regeln hinweggesetzt haben - weswegen beide aktuell in der Kritik stehen. So plane das Außenministerium in den nächsten Wochen fast täglich größere Empfänge. Die geladenen Gäste sollen mit Essen und Getränken verpflegt werden.
Die Corona-Pandemie hat die USA besonders hart getroffen, die Gesundheitsbehörden raten daher von Großveranstaltungen und Reisen ab. In der Hauptstadt Washington dürfen sich derzeit aufgrund der Pandemie nur maximal 10 Personen zu einer Veranstaltung in einem geschlossenen Raum treffen. Ausnahmen sind unter anderem religiöse Einrichtungen, wo sich bis zu 50 Personen aufhalten dürfen.
Update vom 3. Dezember 20.14 Uhr: „Ich bin in diesem Job seit 36 Jahren, ich war in diesem Job über die Amtszeiten von sechs Präsidenten. Ich gehe absolut davon aus, dass ich in dieser Position bleiben werde“, kündigt US-Immunologe Anthony Fauci im Sender MSNBC an, „ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nicht am Kampf gegen Covid-19 beteiligt sein werde.“
Der Wechsel von Donald Trump zu Joe Biden an der Spitze des weißen Hauses dürfte diese Überzeugung deutlich verstärkt haben. Unter dem nun abgewählten US-Präsidenten hatte der renommierte Mediziner immer mehr Einfluss verloren. Seine Aussagen hatten nicht zu dem Bild gepasst, das Trump versuchte, zu zeichnen. Geheime Sprachaufnahmen waren aufgetaucht, in denen Trump erklärte, den Top-Immunologen am liebsten entlassen zu wollen.
Die Beteiligung von Anthony Fauci am neu gegründeten Corona-Team des künftigen Präsidenten hatte die Trump-Regierung bis zuletzt behindert. Sie weigerte sich, der Biden-Seite Zugang zur Regierungsinfrastruktur zu gewähren. Erst am Donnerstag konnte sich der Immunologe zum ersten Mal mit dem Expertenrat austauschen.
Update vom 2. Dezember, 10.25 Uhr: In den USA hat die Zahl der innerhalb eines Tages erfassten Corona-Toten den Höchststand seit Mitte April erreicht. Am Dienstag meldeten die Behörden 2597 Tote mit einer bestätigten Corona-Infektion, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) hervorgeht. Damit nähert sich die Zahl dem bisherigen Rekordwert von 2607 Toten am 15. April.
Zugleich gab es nach Angaben der JHU am Dienstag landesweit 180.098 neue Corona-Fälle. In der Vorwoche waren am gleichen Tag rund 172.900 Neuinfektionen gemeldet worden. Wegen des Feiertags Thanksgiving am vergangenen Donnerstag waren viele Testzentren im Land geschlossen oder nur begrenzt geöffnet. Auch bei der Übermittlung von Daten soll es Medienberichten zufolge zu Verzögerungen gekommen sein.
Experten hatten mit Blick auf Thanksgiving im ganzen Land mit einer Zunahme der Ansteckungen wegen vieler Reisen und Familientreffen gerechnet. Die Ärztin Deborah Birx hatte zuletzt dazu aufgerufen, sich etwa fünf bis zehn Tage nach dem in den USA wichtigen Fest testen zu lassen. „Wir wissen, dass Menschen während der Zeit um Thanksgiving Fehler gemacht haben könnten“, sagte die Leiterin der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses am Sonntag dem Sender CBS. Die Bürger müssten davon ausgehen, dass sie infiziert seien und sollten sich nicht ohne Maske älteren Familienmitgliedern nähern.
Update vom 1. Dezember, 20.09 Uhr: Gab es Corona in den USA möglicherweise schon viel früher als gedacht? Eine Studie glaubt, dass dem so ist. Demnach dürfte es Mitte Dezember 2019 erste Corona-Infektionen gegeben haben.
Bislang wurde der erste bestätigte Fall auf den 20. Januar 2020 datiert. Wissenschaftler der US-Gesundheitsbehörde CDC haben andere Erkenntnisse. Sie untersuchten für eine im Fachmagazin „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlichte Studie 7389 Blutspenden.
Dabei fanden sie in 106 der Blutproben, die teils schon zwischen dem 13. und 16. Dezember genommen wurden, Antikörper gegen COVID-19. „Die Erkenntnisse dieser Untersuchung legen nahe, dass es in den USA schon im Dezember 2019 Corona-Infektionen gab, früher als bislang bekannt“, heißt es in der Studie. Auch in Proben von Anfang Januar wurden Antikörper gefunden.
Update vom 1. Dezember, 10.35 Uhr: Ein Arzt im Schutzanzug hält auf einer Corona-Intensivstation einen älteren Patienten tröstend im Arm. Diese Szene im United Memorial Medical Center in Houston im US-Bundesstaat Texas hielt ein Fotograf der Agentur Getty Images vergangene Woche mit der Kamera fest. Seitdem ging das Foto mit dem Chefarzt Joseph Varon um die Welt.
Varon sagte dem US-Fernsehsender CNN am Montag, er habe bereits 252 Tage in Folge gearbeitet, als er am US-Feiertag Thanksgiving den Patienten sah. Der Mann versuchte, aus seinem Bett zu kommen. „Ich will bei meiner Frau sein“, sagte der ältere Herr weinend, erinnerte sich Varon. Das habe ihm sehr leid getan: „Ich habe mich sehr traurig gefühlt, so wie er.“
Vielen Patienten mache die Isolation auf den Corona-Intensivstationen zu schaffen, sagte Varon weiter. „Sie sind in einem Zimmer, in das Leute nur in Raumanzügen kommen“, erklärte der Arzt. „Einige Patienten versuchen zu fliehen. Letztens hat jemand versucht, sich aus dem Fenster davon zu machen.“ Varon mahnte die US-Bevölkerung, die Hygieneregeln einzuhalten: „Leute sind draußen in Bars, Restaurants, Einkaufszentren. Es ist verrückt. Die Leute hören nicht zu und enden dann auf meiner Intensivstation.“
Wegen einer drohenden Überfüllung der Intensivstationen in den kommenden zwei Wochen könnte Kalifornien die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weiter verschärfen. Mit Blick auf steigende Krankenhauseinweisungen und den zunehmenden Bedarf an Intensivbetten warnte Gouverneur Gavin Newsom am Montag: „Wenn sich diese Trends fortsetzen, werden wir dramatischere, möglicherweise drastische Maßnahmen ergreifen müssen.“
In Teilen des Staates könnte es wie zu Beginn der Pandemie wieder eine Anordnung zum Zuhausebleiben geben (Stay at home order), wenn auch in abgeänderter Form, sagte Newsom.
Update vom 30. November, 10.15 Uhr: Die Sorge vor steigenden Corona-Infektionszahlen in den USA ist nach dem Feiertag Thanksgiving groß. Trotz eindringlicher Warnungen reisten Millionen US-Amerikaner durch das Land, um das Erntedankfest mit ihren Familien zu feiern. Nun wird auch zeitversetzt eine weitere Verschärfung der Lage in den Krankenhäusern befürchtet.
Menschen, die sich an Thanksgiving angesteckt haben, dürften in etwa zwei bis drei Wochen in den Statistiken auftauchen und, bei schwerem Krankheitsverlauf, auch in den Krankenhäusern. Analystin Megan Ranney von der Brown University in Rhode Island verglich die Situation gegenüber CNN mit einer gleichzeitigen Naturkatastrophe in allen 50 Bundesstaaten. „Es gibt nicht genug Betten. Es gibt nicht genug Personal. Und weil wir uns auf Bundesebene nicht vorbereitet haben, gibt es nicht genug Ausrüstung“, warnte sie.
Die Koordinatorin der Corona-Taskforce im Weißen Haus, Deborah Birx, zeigte sich im Gespräch mit dem Sender CBS ebenfalls besorgt. „Es sah aus, als würde sich die Lage in den nördlichen Flächenstaaten entspannen. Aber nun haben wir wegen Thanksgiving Angst, dass das alles zunichtegemacht wird.“ Die Zahlen seien „drei-, vier- und zehnmal“ so hoch wie bei der letzten Eskalation nach dem Memorial-Day-Wochenende Ende Mai.
Update vom 30. November, 6.54 Uhr: Die US-Gesundheitsbehörde CDC meldet 143.333 neue Corona-Fälle und 1210 weitere Todesfälle. Damit sind bisher in den USA insgesamt mehr als 13,14 Millionen Infektionen und 265.166 Tote verzeichnet.
Update vom 29. November, 19.01 Uhr: Kurz nachdem bekannt wurde, dass Anfang November tausende Menschen in New York dicht an dicht eine riesige Hochzeit feierten, kommt die nächste Corona-Meldung aus dem Big Apple: Trotz steigender Corona-Zahlen sollen die öffentlichen Grundschulen in der US-Metropole bald wieder öffnen dürfen. Bürgermeister Bill de Blasio teilte am Sonntag mit, dass der Plan ab dem 7. Dezember umgesetzt werde.
Damit vollzieht die Stadt eine Kehrtwende und lässt von ihrer selbst gesetzten Regel ab. Wenn drei oder mehr Prozent der Corona-Tests positiv ausfallen, hätten die Schulen eigentlich geschlossen bleiben sollen. Doch die Vorgabe rief massive Kritik hervor. Denn während die Bildungseinrichtungen schließen mussten, durften Restaurants auch im Innenbereich weiter in Betrieb bleiben. Diesem Druck hat sich die Stadtregierung nun offenbar gebeugt. Die Schulen für ältere Kinder bleiben allerdings weiterhin geschlossen.
„Was wir mit Blick auf die nächsten Wochen im Dezember erwarten, ist leider, dass wir eine neue Welle haben könnten - zusätzlich zu der Welle, in der wir uns schon befinden“, sagte indessen der renommierte Virologe Anthony Fauci dem TV-Sender NBC hinsichtlich der Entwicklung der Corona-Zahlen in den gesamten USA. Seiner Einschätzung zufolge wird sich die Situation weiter zuspitzen. Es sei nicht zu spät, gegenzusteuern, aber wegen der Feiertage und mehr Reisen sei mit einer weiteren Zunahme der Neuinfektionen zu rechnen.
Erstmeldung vom 29. November: New York - Unglaubliche Szenen aus einer Synagoge in New York: Tausende Hochzeitsgäste, die eng gedrängt in der Synagoge auf Emporen feiern, hüpfen und dem Hochzeitspaar in der Mitte zu singen. Abstand? Fehlanzeige und kaum einer der Gäste trägt eine Maske. Die Aufnahmen, die bereits am 8. November entstanden sorgten bei vielen Verantwortlichen für Entsetzen. „Das war überaus unverantwortlich, einfach inakzeptabel“, so der Bürgermeister der Stadt Bill de Blasio. Doch es war nicht die einzige Missachtung der Regelungen.
Die Planung der Hochzeit schien bis ins kleinste Detail durchdacht und darauf bedacht zu sein keine Aufmerksamkeit zu erregen. Planungen im Geheimen. „In wenigen Wochen arbeiteten die Veranstalter eng zusammen, um alles bestmöglich zu arrangieren. Jegliche Ankündigungen bezüglich der anstehenden Feier wurden mündlich weitergegeben ohne schriftliche Vermerke, ohne Poster in der Synagoge, ohne E-Mail-Einladungen und ohne eine Veröffentlichung in einer Zeitung“, zitiert die NYPost eine jüdische Zeitung, die nach der Feier die Planungen öffentlich machte.
Wie viele Menschen sich am 8. November exakt in der Synagoge drängten, ist nicht auszumachen. Die religiöse Stätte hat jedoch insgesamt eine Kapazität von 7000 Menschen und die Bilder und Videos, die der NYPost vorliegen, zeigen: Die Synagoge schien voll belegt zu sein - Menschen dicht an dicht.
„Lassen Sie uns deutlich sein: Indoor Versammlungen dieser Größe sind inakzeptabel und sie sind beleidigend gegenüber all den Opfern, die New Yorker erbracht haben, um ihre Familien und Nachbarn vor Covid-19 zu schützen“, prangerte Mitch Schwartz, Mitarbeiter im Büro des Bürgermeisters gegenüber der NYPost an. „Die Stadt führt täglich eine hohe Anzahl an Inspektionen durch“, erklärt er weiter. Er könne sich nicht erklären, wie eine solch große Hochzeit und Missachtung der Corona*-Regeln nicht entdeckt werden konnte.
Aufgrund der hohen Corona-Zahlen (28.11: knapp 156.000 Neuinfektionen am Tag) gelten auch in den USA zahlreiche Einschränkungen, darunter Kontaktbeschränkungen. In religiösen Zusammenkünften gilt darüber hinaus eine Maximalteilnehmerzahl von der Hälfte der Saalkapazität. Zwischen den Mitgliedern verschiedener Haushalte muss ein Abstand von sechs feet (1,8 Meter) eingehalten werden. Ist dies nicht möglich, gilt eine Maskenpflicht, so die NYPost.
Der Synagoge in Brooklyn droht nun ein Bußgeld von 15.000 Dollar. „Wir möchten das nicht tun, aber wir müssen sehr, sehr klar sein, dass wir nicht zulassen können, wenn Menschen etwas derartig Gefährliches tun“, stellte de Blasio klar.
Doch die Massenveranstaltung am 8. November war nicht der einzige Verstoß einer religiösen Veranstaltung gegen die Corona-Richtlinien. Eine Hochzeit, die bereits vor der Feier am 8. November geplant war, konnte die Stadt im Vorhinein auflösen. Es wurden 10.000 Gäste erwartet. Und auch Ende November feierten laut NYPost wieder zahlreiche Menschen auf einer jüdischen Hochzeit und missachteten die Regelungen zur Corona*-Bekämpfung. (chd) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes.