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Deutsche wegen Kindermissbrauch verurteilt

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Santiago de Chile - Der Oberste Gerichtshof Chiles hat mehrere deutsche Mitglieder der berüchtigten Sektensiedlung „Colonia Dignidad“ wegen Kindermissbrauchs zu Haftstrafen von fünf bis elf Jahren verurteilt.

Das Gericht sprach die Angeklagten unter anderem wegen Vergewaltigung und Freiheitsberaubung schuldig.

Unter den Verurteilten ist auch der Sektenarzt Hartmut Hopp, der eine Strafe von fünf Jahren erhält. Er war nach einem vorherigen, aber nicht rechtskräftigen Urteil nach Deutschland geflohen, wo er bis heute lebt. Chile hat die Auslieferung von Hopp beantragt. Deutsche Staatsbürger dürfen jedoch nach dem Grundgesetz nicht ins Ausland ausgeliefert werden.

Die „Colonia Dignidad“ war unter ihrem 2010 verstorbenen Gründer Paul Schäfer ein befestigtes Lager mit sektenähnlichen Strukturen. Wegen Kindesmissbrauchs in 25 Fällen wurde Schäfer 2006 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Die seit 1991 in „Villa Baviera“ (Bayerisches Dorf) umbenannte landwirtschaftliche Anlage liegt etwa 350 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile. Während der Pinochet-Diktatur war die damals mit Stacheldrahtzäunen und bewaffneten Wächtern abgeschirmte Anlage auch eines der berüchtigten Folterzentren der chilenischen Geheimpolizei.

Auch auf dem Gipfel der EU mit den lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac) in Chile spielte das Thema „Colonia Dignidad“ am Rande eine Rolle: Beim Mittagessen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel saßen auch zwei ehemalige Außenminister der Pinochet-Diktatur am Tisch. Erst 2012 war bekannt geworden, dass einer von ihnen, Hernán Felipe Errázuriz, von dem Kindesmissbrauch in der Siedlung wusste.

dpa

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