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Digitale Gewalt und Hasskommentare gegen Mädchen: Auf Facebook am schlimmsten

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Am 11. Oktober ist Weltmädchentag. Menschenrechtsorganisationen wie Plan International und Unicef erinnern an diesem Gedenktag an die noch immer stark vorherrschende Gewalt gegen Mädchen und junge Frauen auf der Welt. Ein aktueller Report zu digitaler Gewalt zeigt, dass auch Deutschland viel Nachholbedarf hat.

Hamburg – „Die Angst begleitet mich jedes Mal, wenn ich etwas poste. Ich denke, alle Mädchen haben diese Angst“, schreibt ein Mädchen aus Ecuador. Der 17-Jährigen geht es wie vielen Mädchen und jungen Frauen weltweit: Sie werden in sozialen Medien wie Facebook, Instagram, Youtube und Twitter beschimpft, sexuell belästigt oder beleidigt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Kinderrechtsorganisation Plan International, die am Montag zum Weltmädchentag am 11. Oktober vorgestellt wird.

Plan InternationalNon-Profit-Organisation
Gründung:1937, Spanien
Hauptstandort:Woking, Vereinigtes Königreich
Umsatz:806 Millionen EUR (2016)
Rechtsform:internationaler Verbund (21 nationale Organisationen, in Deutschland: eingetragener Verein)
Gründer:John Langdon-Davies, Eric Muggeridge
Tochterunternehmen:Plan UK

Dem Bericht zufolge erfahren 58 Prozent der befragten Mädchen und jungen Frauen international Bedrohungen, Beleidigungen und Diskriminierungen in den sozialen Medien. In Deutschland sind es sogar 70 Prozent. Für die Umfrage wurden weltweit 14 000 Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren befragt – 1.003 davon in Deutschland.

Maike Röttger: „Mächen werden mundtot gemacht“

„Die Ergebnisse des Mädchenberichts zeigen, wie machtlos sich viele Mädchen und junge Frauen in sozialen Netzwerken fühlen, und dass es viel zu wenig Mechanismen gibt, um wirksam gegen Angriffe und Schikane vorzugehen», sagte Plan-Geschäftsführerin Maike Röttger. Mädchen hätten das Recht darauf, sich frei und sicher im Netz zu bewegen und sich zu Themen zu positionieren. „Aber sie werden viel zu oft mundtot gemacht“, meinte Röttger.

Ein Handy mit der Facebook-App vor einem verweichten Facebook-Logo. Darüber prangt der Hashtag Hass.
Hasskommentare auf Facebook und digitale Gewalt gegen Mädchen. © Lukas Schulze/dpa/pictura alliance und Fabian Sommer/dpa/pictura alliance

Digitale Gewalt am häufigsten auf Facebook weltweit – Instagram führt in Deutschland

Die Folgen von Online-Gewalt seien gravierend: 13 Prozent der Betroffenen weltweit nutzen die sozialen Medien weniger, 13 Prozent schreiben keine Posts mehr, 8 Prozent melden sich sogar ganz ab. Am häufigsten erleben Mädchen digitale Gewalt auf Facebook (39 Prozent), gefolgt von Instagram mit 23 Prozent.

In Deutschland nutzen 11 Prozent der Betroffenen die sozialen Medien weniger, 9 Prozent schreiben keine Posts mehr und 5 Prozent verlassen die Plattformen ganz. In Deutschland liege Instagram als Plattform mit den meisten Angriffen (45 Prozent) vor Facebook (35 Prozent).

Digitale Gewalt: Schwere Folge für Frauen und Mädchen

Mädchen mit Handy und App-Symbole für Social Media Dienste Facebook, Instagram und Twitter, wo oft digitale Gewalt passiert.
Mädchen und junge Frauen sind oft Opfer von Hasskommentaren und digitaler Gewalt. (24hamburg-Montag) © Franziska Gabbert/dpa-tmn/picture alliance & Silas Stein/dpa/picture alliance

„Es ist unverantwortlich, dass die Betroffenen mit Online-Gewalt allein gelassen werden“, meinte Röttger. „Diese Angriffe haben in vielen Fällen tiefgreifende Folgen für ihr Selbstvertrauen und damit auf ihr gesamtes Leben“. Angesichts der Tatsache, dass viele Mädchen und Frauen aufgrund der Coronavirus-Krise einen zunehmenden Teil ihres Lebens online verbringen und die Zahl der Internetzugänge weltweit zunimmt, sei es an der Zeit, dass digitale Plattformen ihre Nutzerinnen verstärkt schützen und Meldemechanismen so optimieren, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können.

Plan International ruft daher alle Nutzerinnen von sozialen Medien auf, einen offenen Brief mit Forderungen nach wirksamen Maßnahmen an die Betreiber der Digital-Plattformen zu unterschreiben. «Wir Mädchen und junge Frauen in all unserer Diversität müssen uns darauf verlassen können, dass wir uns immer an Sie wenden können, wenn wir digitale Gewalt erleben und dass Sie etwas dagegen tun», heißt es in dem Brief, der unter anderem von Zahra, 17, aus Finnland, Madjidath, 20, aus Benin und Neha, 18, aus Nepal unterschrieben wurde.

Prominente Unterstützung von Influencern im Kampf gegen Hasskommentare und Online-Gewalt

Influencerinnen wie Hannah Müller-Hillebrand, auf Instagram auch bekannt als @namastehannah, berichten von ihren Erfahrungen mit Belästigungen im Netz. Die 24-Jährige teilt auf ihrem Kanal viel zu den Themen Gleichberechtigung und Empowerment von Frauen. Dazu bekommt sie viel positives Feedback, aber auch Hassnachrichten erreichen sie. „Die Gesellschaft muss Belästigung und Gewalt im Internet ernster nehmen“, schreibt die 24-Jährige. „Es ist nicht lustig, ein Dickpic zugeschickt zu bekommen, verfolgt oder mit Nachrichten bombardiert zu werden – das ist kein Kompliment!“ (dpa)

Opfer von Hasskommentaren: Hilfe in Hamburg

Während das Coronavirus in Hamburg* tobt, treibt es auch viele Hamburgerinnen* mehr in die Nutzung digitaler Medien. Erst im Januar 2020 kündigte der Senat an, er wolle Ermittlungsbehörden stärker im Kampf gegen Hate Speech* unterstützen. Diese Anlaufstellen gibt es in Hamburg* für die Opfer digitaler Gewalt:

DSDS-Star Sarah Lombardi berichtete bei Barbara Schöneberger* über ihre Erfahrungen mit Hasskommentaren.* Und die Hamburger Fitness-Influencerin „Strong Hijabi“ spricht im Interview über Hasskommentare und Morddrohungen . * extratipp.com, kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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