Mit dem Thema ist Brunschweiger Teil eines kleinen Literatur-Trends. Gerade ist auch das Buch «Mutterschaft» der kanadischen Schriftstellerin Sheila Heti auf deutsch erschienen, das - wenn auch in anderer Form - ebenfalls die selbstgewählte Kinderlosigkeit zum Thema hat.
Die Debatte darum erinnert ein wenig an den Aufschrei, der vor einigen Jahren vor allem durch die Online-Mütterforen dieser Welt ging. Damals trendete nach dem Erscheinen des gleichnamigen Buches der israelischen Soziologin Orna Donath «Regretting Motherhood». Frauen räumten öffentlich ein, dass sie es zumindest zeitweise bedauern, Mutter geworden zu sein. Das galt vielen als Tabubruch.
Dabei haben Studien herausgefunden, dass Kinder tatsächlich kein Garant sind für das dauerhafte persönliche Glück. «Über alle Altersgruppen hinweg sind Leute mit Kindern unglücklicher als Leute ohne Kinder», sagt der Direktor des Max-Planck-Institutes für demografische Forschung in Rostock, Mikko Myrskylä. «Kinder zu haben macht zwar zeitweise glücklicher. Aber nach ein paar Jahren verschwindet der positive Aspekt und die Leute sind genau so glücklich - oder unglücklich - wie vorher.»
Wenn frisch gebackene Mütter unglücklich sind, begründen sie das laut Myrskylä vor allem mit postnatalen Depressionen, sozialer Isolation, Schlafentzug und Veränderungen in der Beziehung.
Und dazu kommt noch ein großer Druck von außen: Kaum ein Thema wird so heftig diskutiert wie das Muttersein. Kind oder Karriere? Da wird das Private schnell politisch.
Frauen und vor allem Mütter seien in Deutschland ständig konfrontiert mit gewissen Erwartungshaltungen, sagt die Marburger Psychoanalytikerin Helga Krüger-Kirn, die zu Mutterschaft und Geschlechterverhältnissen forscht und unter anderem das Buch «Mutterschaft zwischen Konstruktion und Erfahrung» auf den Markt gebracht hat.
«Gesellschaftlich ist eine Mutter anerkannt, wenn sie alles schafft, Beruf und Muttertätigkeiten optimal vereinbart und vor allem, wenn sie «gelungene» - sprich erfolgreiche und leistungsfähige Kinder hat», sagt Krüger-Kirn. Und so tritt auch die selbsterklärte Feministin Brunschweiger ihrer Ansicht nach mit der These, Frauen, die Kinder auf die Welt bringen, schaden der Umwelt, in eine altbekannte Falle: «Das ist so typisch: Mütter sind an allem schuld.»