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Leicht erhöhte Radioaktivität in Nordeuropa gemessen

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Stammt die leicht erhöhte Radioaktivität, die in Nordeuropa gemessen wurde, aus einem Atomkraftwerk in Russland? Bisher ist die Herkunft unklar. (Symbolbild)
Stammt die leicht erhöhte Radioaktivität, die in Nordeuropa gemessen wurde, aus einem Atomkraftwerk in Russland? Bisher ist die Herkunft unklar. (Symbolbild) © picture alliance/Claudia Thaler/dpa

Leicht erhöhte Radioaktivität wird in Nordeuropa gemessen. Die Werte sind nicht gefährlich, dennoch horchen die zuständigen Organisationen auf. Woher stammt die Radioaktivität?

Nordeuropa - Erhöhte Radioaktivität gemessen - wer das liest, wird hellhörig und denkt bald an Orte wie Tschernobyl* oder Fukushima*. Doch in diesem Fall geht es um Nordeuropa - und die gemessenen Werte sind glücklicherweise nicht gefährlich, sie sorgen jedoch für Aufmerksamkeit bei den zuständigen Stellen: Seit Anfang Juni wird in Teilen von Schweden, Finnland und Norwegen eine leicht erhöhte Radioaktivität gemessen. Das teilten zuerst die zuständigen Behörden in den einzelnen Ländern mit, bevor am Freitag auch der Generalsekretär der Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO), Lassina Zerbo, auf Twitter darüber berichtete.

Erhöhte Radioaktivität in Nordeuropa gemessen: „Nicht schädlich“ für Menschen

Eine Messstation in Schweden habe Cäsium-137, Cäsium-134 und Ruthenium-103 gemessen, so Zerbo. Die Menge der radioaktiven Partikel in der Luft sei höher als normal, jedoch „nicht schädlich für die menschliche Gesundheit“. Eine Landkarte, die der CTBTO-Chef seinem Tweet beifügte, zeigt das mutmaßliche Herkunftsgebiet der erhöhten Radioaktivität in Nordeuropa: Es erstreckt sich über das südliche Drittel Schwedens, die Südhälfte Finnlands, Estland, Lettland sowie den Nordwesten Russlands.

Die registrierten Isotope stammten „sehr wahrscheinlich von einer zivilen Quelle“, so Zerbo auf Twitter weiter. Seine Organisation sei in der Lage, die wahrscheinliche Herkunft der Radioakvitität zu benennen, sei dafür jedoch nicht zuständig.

Woher stammt die erhöhte Radioaktivität in Nordeuropa?

Doch woher stammt die leicht erhöhte Radioaktivität, die in Nordeuropa festgestellt wurde? Der russische Atomkonzern Rosenergoatom will damit jedenfalls nichts zu tun haben. In den Atomkraftwerken Leningrad und Kola seien keine Fehler festgestellt worden, teilt der Konzern fest. Die Emissionen hätten „im benannten Zeitraum nicht die Kontrollwerte überschritten“, sagte ein Sprecher laut russischen Nachrichtenagenturen. In der Region betreiben auch Finnland und Schweden Atomkraftwerke - von denen ebenfalls kein Zwischenfall gemeldet wurde.

Die schwedische Atomsicherheitsbehörde erklärt auf ihrer Website: „Derzeit ist es nicht möglich, den Ursprung der Messwerte zu bestimmen.“ Die gemessenen Werte würden jedoch „keine Gefahr für Mensch oder Umwelt darstellen“, so die Behörde weiter. Auch die entsprechenden Atom-Organisationen in Finnland und Norwegen berichten auf ihren Websites von leicht erhöhter Radioaktivität, die gemessen wurde. Und auch hier heißt es: Die Radioaktivität ist für Mensch und Tier nicht gefährlich.

Erhöhte Radioaktivität in Nordeuropa: Institut sieht Quelle „Richtung Westrussland“

Etwas genauer hat sich das Institut für Gesundheit und Umwelt der Niederlande die vorhandenen Messwerte leicht erhöhter Radioaktivität in Nordeuropa angeschaut. In Norwegen sei Jod-131 nachgewiesen worden, Cäsium-134, Cäsium-137, Cobalt-60 und Ruthenium-103 wurden in Schweden und Finnland gemessen, so das Institut. In den Niederlanden selbst habe man keine erhöhte Radioaktivität nachgewiesen.

Die gemessenen Radionuklide seien künstlich hergestellt worden, betont das niederländische Institut. Die Zusammensetzung könne auf eine Beschädigung eines Brennelements in einem Kernkraftwerk hinweisen. Berechnungen des Instituts aus den Niederlanden zeigen demnach, dass die Quelle der erhöhten Radioaktivität in Nordeuropa in „Richtung Westrussland“ liege. Eine bestimmte Quelle könne jedoch aufgrund der begrenzten Anzahl von Messungen nicht identifiziert werden.

Erhöhte Radioaktivität in Nordeuropa: IAEA schaltet sich ein

Auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat sich mittlerweile in der Angelegenheit zu Wort gemeldet: Man wisse, dass erhöhte Radioaktivität gemessen wurde, heißt es auf der Website der Organisation. Wie es die Standard-Vorgehensweise bei solchen Fällen sei, habe man die entsprechenden Ansprechpartner kontaktiert, um Informationen einzuholen.

Bereits 2017 gab es eine ähnliche Situation: Damals wurde radioaktives Ruthenium-106 in mehreren europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland*, gemessen. Mehrere Studien fanden als wahrscheinlichste Quelle eine bestehende Nuklearanlage in Russland. (Von Tanja Banner mit Material von afp) *fr.de ist Teil der bundesweiten Ippen-Digital-Zentralredaktion.

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