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Europa weiter im Visier von Terroristen

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Ein Polizist geht am Mittwoch vor der Botschaft Großbritanniens in Berlin. US-Geheimdienste haben nach Angaben des britischen Senders Sky und der US-Zeitung Wall Street Journal Terroranschläge auf Ziele in London sowie in großen Städten in Deutschland und Frankreich vereitelt.
Ein Polizist geht am Mittwoch vor der Botschaft Großbritanniens in Berlin. US-Geheimdienste haben nach Angaben des britischen Senders Sky und der US-Zeitung Wall Street Journal Terroranschläge auf Ziele in London sowie in großen Städten in Deutschland und Frankreich vereitelt. © dpa

London - Europäische Sicherheitskreise gehen auch nach den vereitelten Plänen für Terror-Anschläge in Deutschland, Frankreich und Großbritannien von einer Bedrohung aus.

Die entsprechenden Gebiete in Pakistan, in denen die Anschläge offenbar geplant wurden, stehen unter Beobachtung der Behörden. Zuvor war bekannt geworden, dass westliche Geheimdienste offenbar eine Reihe von Anschlägen auf europäische Staaten verhindert haben. Beginnen sollten die Angriffe in Großbritannien, weitere waren in Frankreich und Deutschland geplant. Die Planungen hätten sich in einem sehr frühen Stadium befunden, sagte ein britischer Regierungsvertreter. Die Bedrohungsstufe sei im Vereinigten Königreich nicht erhöht worden.

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Nach Informationen des britischen Fernsehsenders Sky News sollten die Anschläge ähnlich wie die Kommando-Aktion im indischen Mumbai ablaufen, bei der im November 2008 mehrere islamistische Terroristen aus Pakistan insgesamt 166 Menschen getötet hatten. Zwar gebe es keine genauen Hinweise auf Zeit und Ort, sagte ein hoher US-Beamter dem Fernsehsender ABC, die Gefährdung sei aber “glaubhaft“. Möglicherweise seien auch die USA Ziel der geplanten Angriffe gewesen, schreibt der Sender auf seiner Website. Geplant worden seien die Anschläge in Pakistan.

Die schlimmsten Anschläge seit dem 11. September

Die Informationen stammten aus der Befragung eines offenbar von dem auf dem amerikanischen Stützpunkt Bagram in Afghanistan festgehaltenen Deutschafghanen Ahmad S. Das wurde der Nachrichtenagentur dapd am Mittwoch übereinstimmend in Washington und Berlin von amerikanischen und deutschen Geheimdienstlern bestätigt. Ahmad S. war im Sommer auf dem Weg von Pakistan nach Europa am Hindukusch abgefangen worden, war in Geheimdienstkreisen zu erfahren. In Deutschland hätten die Islamisten besonders “weiche Ziele“, U-Bahnhöfe, Züge und Menschenansammlungen angreifen wollen, hieß es. Die Bedrohung sei bisher aber “weder aktuell noch konkret“, wurde dapd versichert.

Attentäter sollen alle im Besitz europäischer Pässe sein

Der Sprecher des Innenministeriums, Stefan Paris, sagte in Berlin, die derzeit von amerikanischen und britischen Medien publizierten Darstellungen, wonach Al-Kaida längerfristig plane, Anschläge in den USA, in Europa und auch in der Bundesrepublik zu begehen, seien den Bundessicherheitsbehörden bekannt. Es gebe gegenwärtig keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland.

Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Der Deutsche soll laut ABC berichtet haben, dass verschiedene Teams von Angreifern, alle mit europäischen Pässen, in Trainingslagern in der pakistanischen Grenzregion Waziristan ausgebildet und von dort ausgesandt worden seien. Al-Kaida-Chef Osama bin Laden habe die Attentats-Pläne gutgeheißen, heißt es weiter.

Sky News berichtete, dass nicht bekannt sei, ob die Angreifer bereits in Europa seien. Sicherheitskreise in Pakistan bestätigten “entsprechende Hinweise auf eine Anschlagsserie“, schreibt Spiegel-Online. Als die Pläne bekannt geworden seien, hätten die USA ihre europäischen Verbündeten unterstützt, indem sie versucht hätten, die hinter den Plänen steckenden Anführer in der pakistanischen Region Waziristan zu töten, berichtet Sky News. So gab es in diesem Monat bereits 20 mutmaßliche US-Drohnenangriffe in Pakistan. Seit Beginn der Raketenangriffe im Jahr 2004 war die Intensität der Angriffe noch nie so hoch.

Keine Erhöhung der Sicherheitsstufe in Deutschland

Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes erklärten, ihre Erkenntnisse hätten nicht zu einer Anhebung der offiziellen Bedrohungsstufe geführt. Demnach planen Terrorgruppen zunächst Anschläge in Großbritannien und dann in Frankreich. Hinweise darauf seien schon vor mehreren Wochen abgefangen worden. Ein Sicherheitsexperte sprach von einem “islamistischen Zusammenhang“, wollte aber nicht bestätigen, dass Al-Kaida dahinter steckt. Die französischen Behörden seien alarmiert; möglicherweise stünden Anschläge kurz bevor, hieß es. Auch die britischen Sicherheitsbehörden sind sich nach eigenen Angaben der Gefahr bewusst. Die Bedrohungslage wird offiziell aber weiterhin mit “ernst“ angegeben. Deutsche Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben keine derartigen Hinweise und auch die Sicherheitsstufe nicht erhöht.

Falscher Alarm am Eiffelturm

In Frankreich war am Dienstag nach einer telefonischen Bombendrohung der Eiffelturm kurzzeitig geräumt worden. Bei einer zweistündigen Durchsuchung wurde jedoch nichts Verdächtiges gefunden. Es war der zweite Terroralarm für das Pariser Wahrzeichen innerhalb von zwei Wochen. Der französische Polizeichef Frederic Pechenard hatte vorige Woche den Verdacht geäußert, dass Al-Kaida im Islamischen Maghreb (Aqim) einen Bombenanschlag auf einen belebten Ort in Frankreich plane. Der nordafrikanische Ableger des Terrornetzes hatte auf das Burka-Verbot in Frankreich mit Drohungen reagiert und sich zu der Entführung von fünf Franzosen und zwei Afrikanern am 16. September im Norden Nigers bekannt.

Der Sender ABC berichtet, US-Geheimdienstmitarbeiter gingen davon aus, dass Anschläge auf amerikanischem Boden vermutlich eher von Terroristen verübt würden, die mit dem jemenitischen Ableger von Al-Kaida in Kontakt stünden.

dapd

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