Die Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) aus Göttingen bedauerte die Entscheidung der Türkei ebenfalls. „Es ist enttäuschend, dass die meisten Muslime in Deutschland offenbar keine Solidarität für christliche Minderheiten in der Türkei aufbringen können“, sagte GfbV-Nahostexperte Kamal Sido.
Die katholische Bischofskonferenz äußerte Sorge über die Anordnung des türkischen Präsidenten. Der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel, sagte, die Türkei wende sich damit ab von Europa und vom Respekt gegenüber anderen Religionen.
Auf die Hagia Sophia erheben Christen wie Muslime gleichermaßen Anspruch. Sie wurde als „Kirche der göttlichen Weisheit“ im Jahr 537 geweiht und war fast ein Jahrtausend lang die christliche Hauptkirche Konstantinopels. Als die Türken 1453 die Stadt eroberten, wurde sie zur Moschee umfunktioniert. In den 1930er Jahren wandelte Atatürk sie in ein Museum um. Dieser Beschluss wurde mit dem Urteil des Verwaltungsgerichts nun annulliert. Die Hagia Sophia gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.
Leitartikel zur Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul: Die Umwandlung zeigt, wie nervös der türkische Präsident Erdogan ist. Doch viele seiner Probleme wird er so nicht lösen können.
Derweil verstößt die Türkei massiv gegen Grundrechte. Im türkischen Gefängnis Silivri sitzen zahlreiche Journalisten* ein. Für sie gilt Erdogans Corona-Amnestie nicht. Eine deutsche Initiative fordert ihre Freilassung. (tvd mit Agenturen) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.